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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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verlangte.«
    »Niemand hat angedeutet, dass irgendwas Verdächtiges in Jades Stall vorging?«, fragte ich.
    »Über Jade gibt’s immer Gerüchte. Er hat so was schon mal getan, wissen Sie.«
    »Mr. Jades Hintergrund ist mir vertraut. Was gab es in letzter Zeit für Gerüchte?«
    »Die üblichen. Welche Drogen er seinen Pferden verabreicht. Auf wessen Kunden er es abgesehen hat. Wie er es geschafft hat, Trey Hughes an den Eiern zu packen – entschuldigen Sie den Ausdruck.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Na, hören Sie«, sagte er, wieder abweisend. »Da muss doch was gewesen sein. Wie soll er sonst an diesen Stall gekommen sein, den Hughes baut?«
    »Durch Verdienste? Gute Taten? Freundschaft?«
    Keiner meiner Vorschläge schien ihm zu gefallen.
    »Sie haben für Trey Hughes gearbeitet«, sagte ich. »Was könnte Jade gegen ihn in der Hand haben?«
    »Wählen Sie selbst: seine Droge des Tages, mit wessen Frau er geschlafen hat …«
    »Wie er so plötzlich an sein Erbe gekommen ist«, schlug ich vor.
    Berne lehnte sich zurück und betrachtete mich einen Moment lang, sein Gesichtsausdruck ähnlich wie der von Jill Morone, als sie überlegt hatte, wie sie mit mir umgehen sollte. »Sie glauben, er hat seine Mutter umgebracht?«
    »Ich glaube gar nichts. Ich stelle nur Fragen.«
    Er überlegte kurz und lachte dann. »Dazu hätte Trey nie den Nerv gehabt. Wenn er von seiner Mutter sprach, stotterte er. Er hatte schreckliche Angst vor ihr.«
    Ich wies ihn nicht darauf hin, dass Trey nur den Nerv gebraucht hätte, jemand anders für die Tat anzuheuern. Etwas zu delegieren fiel einem Mann, der sein ganzes Leben damit verbracht hatte, jeder Verantwortung aus dem Weg zu gehen, doch bestimmt ganz leicht.
    »Sie haben in der Hinsicht keine Gerüchte gehört?«, fragte ich.
    »Die Leute machen sich hinter seinem Rücken über ihn lustig. Keiner denkt ernsthaft, dass er es war. Trey hat schon genug damit zu tun, über den Tag zu kommen. Der kann ja noch nicht mal Ordnung in seinem Geldbeutel halten, geschweige denn einen Mord planen und damit durchkommen. Außerdem war er in der Nacht, als er den Anruf wegen seiner Mutter bekam, mit jemandem zusammen.«
    »Wirklich? Mit wem?«
    Er sah weg. »Spielt das eine Rolle?«
    »Es spielt eine Rolle, wenn die Person ein Mittäter bei einem Mord ist.«
    »Sie hat nichts damit zu tun.«
    »Ich bekomme die Antwort so oder so, Mr. Berne. Wollen Sie, dass ich auf dem ganzen Turnierplatz herumfrage, an alte Wunden rühre, alten Klatsch aufwärme?«
    Berne sah aus dem Fenster.
    »Soll ich raten?«, fragte ich. »Vielleicht waren Sie es. Das würde einer alten Geschichte eine neue Wendung geben, nicht wahr?«
    »Ich bin nicht schwul.«
    »Das ist kaum ein Stigma in der Reitergemeinschaft, oder?«, sagte ich fast gelangweilt. »Nach allem, was ich gesehen habe, ist vielleicht jeder dritte Typ hetero. Denken Sie an all die neuen Freunde, die Sie gewinnen, wenn Sie sich outen. Oder vielleicht haben Sie das ja schon getan. Ich könnte nach einem Ihrer alten Lover suchen …«
    »Es war meine Frau.«
    Die er, ohne mit der Wimper zu zucken, preisgab, nur damit eine vollkommen Fremde nicht dachte, er sei vom anderen Ufer. Was für eine taube Nuss.
    »Ihre Frau war mit Trey Hughes in der Nacht zusammen, als seine Mutter starb? Mit ihm zusammen im biblischen Sinne?«
    »Ja.«
    »Mit oder ohne Ihr Einverständnis?«, fragte ich.
    Berne wurde knallrot. »Was zum Teufel ist das für eine Frage?«
    »Wenn Sie meinten, Sie ständen kurz davor, einen Kunden zu verlieren, haben Sie und Ihre Frau vielleicht einen kleinen Anreizplan ausgeheckt, damit er blieb.«
    »Das ist pervers!«
    »Die Welt ist ein schmutziger Ort, Mr. Berne. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich weiß nicht viel über Sie als Mensch. Zum Beispiel weiß ich nicht, ob Sie vertrauenswürdig sind. Ich muss darauf achten, dass mein Name und meine Tätigkeit der Öffentlichkeit nicht bekannt werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute, die selbst ein Geheimnis bewahren wollen, weniger gesprächig sind. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will, Mr. Berne? Oder muss ich noch deutlicher werden?«
    Er sah mich ungläubig an. »Drohen Sie mir?«
    »Ich würde es eher so ausdrücken wollen, dass wir eine auf Gegenseitigkeit beruhende Vertrauensbasis aufbauen sollten. Ich bewahre Ihr Geheimnis, wenn Sie meins bewahren.«
    »Sie arbeiten nicht für General Fidelity«, sinnierte er. »Phil hätte was darüber gesagt.«
    »Phil?«
    »Phil

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