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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Fuß rutscht vom Trittbrett . Billy knallt den Vorwärtsgang rein . Kies spritzt hinter dem Wagen hoch .
    Ich bemühe mich krampfhaft , nicht runterzufallen . Ich greife nach dem Steuer .
    Der Truck erreicht die asphaltierte Straße . Golam reißt das Steuer hart nach rechts . Sein Gesicht ist eine verzerrte Maske , der Mund weit offen , die Augen wild . Ich versuche , nach ihm zu greifen . Die Tür schwingt auf , als sich der Truck auf dem Asphalt dreht .
    Ich hänge in der Luft .
    Ich falle .
    Die Straße prallt gegen meinen Rücken .
    Mein rechter Wangenknochen zersplittert wie ein Ei .
    Dann gleitet d er schwarze Schatten von Billy Golams Allradantrieb über mich weg , und ich sterbe .
    Und ich wache auf.
    Halb sechs. Nach zwei Stunden unruhigen Dösens und Wartens darauf, dass ein Rippenfragment in einen oder beide Lungenflügel drang, schob ich mich über die Bettkante und zwang mich dazu, Streckübungen zu versuchen.
    Ich ging ins Bad, stand nackt vor dem Spiegel und betrachtete meinen Körper. Zu dünn. Rechteckige Flecken auf beiden Hüften, wo die Hautstücke zur Verpflanzung entnommen worden waren. Furchen im linken Bein.
    Ich drehte mich um und schaute mir über die Schulter meinen Rücken im Spiegel an. Ich sah das, was ich Landry gezeigt hatte, und beschimpfte mich.
    Das einzig Sinnvolle, was mein Vater mir je beigebracht hatte: zeige niemals Schwäche, wirke nie verletzlich.
    Die Blutergüsse waren inzwischen zu dunklen, kastanienbraunen Streifen geworden. Das Atmen tat weh.
    Um Viertel nach sechs – nachdem ich die Pferde gefüttert hatte – fuhr ich in die Notaufnahme. Auf dem Röntgenbild waren keine gebrochenen Knochen zu sehen. Ein müde aussehender Assistenzarzt, der noch weniger Schlaf bekommen hatte als ich, stellte mir Fragen und glaubte mir offensichtlich nicht, dass ich die Treppe runtergefallen war. Die Schwestern schauten mich misstrauisch mit wissendem Blick an. Zweimal wurde ich gefragt, ob ich mit der Polizei reden wolle. Ich bedankte mich und lehnte ab. Niemand bestand darauf, was mich zu der Überlegung veranlasste, wie viele geschlagene Frauen hier wohl einfach wieder raus- und in ihre private Hölle zurückmarschierten.
    Der Assistenzarzt kam mir mit einer Menge medizinischer Fachausdrücke, wollte mich offenbar mit seiner teuren Ausbildung einschüchtern.
    Ich sah ihn unbeeindruckt an und sagte: »Ich habe eine Rippenprellung.«
    »Sie haben eine Rippenprellung. Ich verschreibe Ihnen ein Schmerzmittel. Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus. Keine größeren körperlichen Anstrengungen in den nächsten achtundvierzig Stunden.«
    »Ja, ja.«
    Er gab mir ein Rezept für Vicodin. Ich lachte, als ich es las. Beim Verlassen des Krankenhauses stopfte ich das Rezept in die Tasche meiner Windjacke. Meine Arme funktionierten, meine Beine funktionierten, keine Knochen standen hervor, ich blutete nicht. Ich konnte mich bewegen, es ging mir gut. Solange ich wusste, dass ich nicht daran sterben würde, hatte ich noch viel zu viel zu erledigen.
    Als Erstes rief ich Michael Berne an, oder genauer gesagt, Michael Bernes Assistentin – die Telefonnummer auf der Boxentür. Michael war ein viel beschäftigter Mann.
    »Fragen Sie ihn, ob er zu beschäftigt ist, mit einer potenziellen Kundin zu sprechen«, sagte ich. »Ich kann genauso gut zu Don Jade gehen, wenn das der Fall ist.«
    Wie durch ein Wunder war Michael plötzlich frei, und die Assistentin reichte ihm den Hörer.
    »Hier ist Michael. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Indem Sie Ihren Freund Mr. Jade mit etwas Dreck bewerfen«, erwiderte ich ruhig. »Ich bin Privatdetektivin.«

11
    Ich kleidete mich ganz in Schwarz, klatschte mein Haar mit einer Hand voll Gel nach hinten, setzte eine schmale schwarze, seitlich geschlossene Sonnenbrille auf und klaute mir Seans schwarzen Mercedes SL. Ich wirkte wie eine Figur aus Matrix .Ernst, mysteriös, angespannt. Keine Verkleidung, sondern eine Uniform. Image ist alles.
    Ich hatte mich mit Berne auf dem Parkplatz von Denny’s in Royal Palm Beach verabredet, mit dem Auto fünfzehn Minuten vom Turnierplatz entfernt. Er hatte wegen der Fahrt gemault, aber ich konnte es nicht riskieren, mit ihm in der Nähe des Reiterzentrums gesehen zu werden.
    Berne kam in einem Honda Civic, der schon bessere Tage gesehen hatte. Nervös stieg er aus, schaute sich um. Eine Privatdetektivin, ein Geheimtreffen. Ziemlich aufregend. Er trug graue, etwas fleckige Reithosen und ein rotes Polohemd, das sich mit seiner

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