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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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du diese Person reingelassen?«
    »Elena kann uns helfen …«
    »Helfen wobei?«, blaffte er, entschied sich fürs Leugnen, obwohl ich das Band mit der Entführung seiner Tochter in der Hand hielt. »Wir brauchen ihre Hilfe nicht.«
    »Sie glauben, Sie können damit allein fertig werden?«, fragte ich und warf das Band auf den Schreibtisch.
    »Ich glaube, Sie können mein Haus verlassen oder ich rufe die Polizei.«
    »Das funktioniert bei mir nicht. Ich dachte, die Lektion hätten Sie heute Morgen gelernt.«
    Sein Mund zog sich zu einem festen Knoten zusammen, und seine Augen verengten sich.
    »Elena war Detective im Büro des Sheriffs«, sagte Molly und trat aus meinem Schatten. »Sie weiß alles über die Leute, bei denen Erin gearbeitet hat, und –«
    »Geh ins Bett, Molly«, befahl Seabright knapp. »Dich knöpf ich mir morgen früh vor, junge Dame. Gespräche zu belauschen, mein Arbeitszimmer ohne meine Erlaubnis zu betreten, diese Person in mein Haus zu bringen. Du hast dir eine Menge zu Schulden kommen lassen.«
    Molly hielt das Kinn hoch und warf ihrem Stiefvater einen langen Blick zu. »Du auch«, sagte sie. Dann wandte sie sich um und verließ das Zimmer mit der Würde einer Königin.
    Seabright ging zur Tür und schloss sie. »Wieso hat sie sich an Sie gewandt?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht, die Menschen, die in Ihrem Haus leben, haben einen eigenen Verstand und erlauben sich, selbstständig zu denken, ohne Sie um Erlaubnis zu fragen. Dem werden Sie jetzt, wo Sie es wissen, bestimmt einen Riegel vorschieben.«
    »Wie können Sie es wagen, mich zu kritisieren? Sie haben keine Ahnung von meiner Familie.«
    »Oh, ich weiß alles über Ihre Familie. Glauben Sie mir«, sagte ich und hörte die Bitterkeit in meiner Stimme. »Sie sind der Halbgott, und die Sterblichen kreisen um Sie wie Planeten um die Sonne.«
    »Was bilden Sie sich eigentlich ein?« Er kam auf mich zu, wollte mich im wörtlichen wie übertragenen Sinne zum Rückzug zwingen. Ich bewegte mich nicht.
    »Ich bin nicht diejenige, die hier Erklärungen abgeben muss, Mr. Seabright. Ihre Tochter wurde entführt, und Molly scheint die Einzige zu sein, die es kümmert, ob Erin jemals lebend wieder gesehen wird. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Ich habe Ihnen gar nichts zu sagen. Nichts davon geht Sie etwas an.«
    »Es geht mich sehr wohl etwas an. Wann, wo und wie haben Sie dieses Video bekommen?«
    »Ich brauche Ihre Fragen nicht zu beantworten.« Er ging an mir vorbei, als sei unser Gespräch beendet, trat an das Bücherregal und schloss die Türen seines Fernsehschranks.
    »Würden Sie die Fragen lieber einem Detective des Sheriffs beantworten?«, fragte ich.
    »Auf dem Band hieß es, keine Polizei«, erinnerte er mich und schob einen Buchrücken zwei Zentimeter zur Seite. »Wollen Sie für den Tod des Mädchens verantwortlich sein?«
    »Nein. Sie?«
    »Natürlich nicht.« Er richtete einen Bücherstapel aus, den Blick bereits auf der Suche nach dem nächsten Stück seines Königreichs, das nicht am richtigen Platz stand. Nervös, dachte ich.
    »Aber wenn sie einfach nicht wiederkäme, wären Sie auch nicht allzu traurig, oder?«, sagte ich.
    »Wie können Sie so etwas sagen?«
    »Tja, ja nun …«
    Er hörte mit dem Rumräumen auf und verzog höchst beleidigt das Gesicht. »Für was für einen Mann halten Sie mich eigentlich?«
    »Ich glaube, die Antwort darauf wollen Sie im Moment wirklich nicht hören. Wann ist das Band eingetroffen, Mr. Seabright? Erin ist seit fast einer Woche nicht mehr gesehen worden und hat auch nichts von sich hören lassen. Entführer wollen ihr Geld im Allgemeinen so schnell wie möglich. Daher ist die Frage so wichtig, verstehen Sie? Je länger die sich um ihr Opfer kümmern müssen, desto größer ist die Gefahr, dass etwas schief geht.«
    »Das Band ist gerade erst gekommen«, sagte er, sah mich dabei aber nicht an. Ich hätte gewettet, dass er es schon mindestens zwei Tage hatte.
    »Und die Entführer haben noch nicht angerufen.«
    »Nein.«
    »Wie haben Sie das Band bekommen?«
    »Mit der Post.«
    »Hierher oder in Ihr Büro?«
    »Hierher.«
    »Adressiert an Sie oder an Ihre Frau?«
    »Ich – ich erinnere mich nicht.«
    An Krystal. Und er hatte es vor ihr versteckt. Vermutlich sah er ihre gesamte Post durch, dieser Kontrollfreak. Und als sie das Band schließlich entdeckte, hatte er sie ins Bett geschickt und war spazieren gefahren.
    »Ich würde gern den Umschlag sehen«, sagte ich.
    »Den hab ich

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