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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sich Paris nur sehr selten daran hielt.
    Jill kam nicht auf die Idee, dass jemand aus einem anderen Stall hier durchkommen oder ein Wachmann seine Runden machen könnte. Sie wurde fast nie erwischt. Wie beim Zerkratzen vom Auto dieser dämlichen Erin. Alle glaubten, Chad hätte das getan, weil Chad an dem Abend da gewesen war und mit Erin gestritten hatte. Und Jill hatte mal einen Job bei Wal-Mart gehabt, wo sie alles Mögliche geklaut hatte, direkt unter der Nase ihres Abteilungsleiters. Geschah dem Laden recht, beklaut zu werden, wenn die blöd genug waren, einen so dämlichen Kerl wie den einzustellen.
    »Du kannst mich mal, Don Jade. Du kannst mich mal, Don Jade.« Genüsslich trat sie seine Sachen in den Dreck.
    Und dann gingen die Stalllichter aus.
    Jill hörte auf zu marschieren und stand ganz still. Sie spürte ihr Herz schlagen. Es wummerte so laut in ihren Ohren, dass sie nicht hören konnte, ob jemand kam. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie Formen ausmachen, aber die Box, in der sie sich befand, war zu weit hinten im Zelt, um genug Licht von dem hohen Laternenpfahl auf dem Hauptweg einzufangen.
    Einige der Pferde drehten sich in ihren Boxen. Manche wieherten leise – nervös, wie Jill fand. Sie tastete sich blind an der Wand entlang, suchte nach der Mistgabel. Ihr fiel ein, dass sie sie hinten in der Box hatte stehen lassen. Sie wandte der Tür den Rücken zu und tastete nach der Gabel.
    Es geschah so schnell, dass sie nicht reagieren konnte. Jemand stürzte hinter ihr herein. Sie hörte das Rascheln des Strohs, spürte die Anwesenheit eines anderen Menschen. Bevor sie schreien konnte, legte sich eine Hand über ihren Mund. Ihre eigenen Hände klammerten sich verzweifelt an den Stiel der Mistgabel, und sie wand sich, versuchte, sich aus dem Griff ihres Angreifers zu befreien, was ihr auch gelang. Sie taumelte zurück, schwang die Mistgabel in weitem Bogen und traf etwas. Aber sie hatte den Stiel zu weit oben gepackt und daher wenig Kontrolle über die Kraft ihres Schwunges, und die Gabel fiel ihr aus der Hand und knallte gegen die Zeltwand.
    Sie wollte schreien und konnte nicht. Wie in einem Albtraum erstarb der Ton in ihrer Kehle. Im Bruchteil einer Sekunde wurde ihr klar, dass sie sterben würde.
    Trotzdem versuchte sie, zur Tür zu rennen. Ihre Beine waren so schwer wie Blei. Ihr Fuß verfing sich in den Kleidungsstücken auf dem Boden der Box. Wie ein Lasso zogen sie den Fuß unter ihr weg. Sie fiel vornüber, prallte hart auf, kriegte keine Luft mehr. Ihr Angreifer warf sich von hinten auf sie.
    Da war ein Geräusch – eine Stimme –, aber sie konnte sie wegen des Wummerns in ihren Ohren und dem erstickten Würgen in ihrer Kehle nicht verstehen, während sie sich gleichzeitig bemühte, zu atmen und zu schluchzen und zu flehen. Sie spürte, wie ihr Minirock über ihren Po gezogen wurde, wie eine Hand ihre Beine spreizte und an dem zu kleinen Tanga zerrte.
    Sie wollte sich wegschieben. Auf ihren Rücken und ihren Hinterkopf wurde furchtbarer Druck ausgeübt, zwang ihren Kopf nach unten, drückte ihr Gesicht in den Dung, den sie an diesem Tag hätte ausmisten sollen. Sie konnte nicht atmen. Sie versuchte, den Kopf zu drehen, aber es ging nicht; versuchte, Luft zu holen, und ihr Mund füllte sich mit Scheiße; versuchte zu kotzen, und spürte ein furchtbares Brennen in ihrer Brust.
    Und dann spürte sie gar nichts mehr.

18
    In der Nachbarschaft der Seabrights war es still, all die hübschen großen Häuser lagen im Dunkeln, die Bewohner in seliger Unkenntnis über Dramen, die sich nebenan abspielten. Unten im Haus der Seabrights brannte noch Licht. Im zweiten Stock war alles dunkel. Ob Krystal wirklich schlief?
    Bruce hatte sie »ins Bett geschickt«, hatte Molly gesagt. Als wäre sie ein Kind. Ihre Tochter war entführt worden, und ihr Mann schickte die Mutter ins Bett. Er würde sich darum kümmern. Wenn Krystal das Band nicht gesehen hätte, ob Bruce es dann wohl einfach in den Müll geworfen hätte?
    Molly schloss die Haustür auf und führte mich zu Bruce Seabrights Arbeitszimmer, aus dem das Licht drang. Die Tür stand auf. Bruce war drinnen, murmelte vor sich hin, suchte offensichtlich etwas auf dem Bücherregal neben dem Fernseher.
    »Suchen Sie das hier?«, fragte ich und hielt das Video hoch.
    Er drehte sich um. »Was machen Sie hier? Wie sind Sie in mein Haus gekommen?«
    Sein wütender Blick fiel auf Molly, die sich halb hinter mir versteckte. »Molly? Hast

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