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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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, Estes . Erinnerst du dich an mich? Uns bleibt immer noch Paris … Natürlich, sagte er, obwohl zuerst eine Pause eintrat und seine Stimme etwas angespannt klang.
    Ich bat ihn, mir alles über Van Zandt und World Horse Sales von Interpol zu besorgen. Wieder das Zögern. War ich wieder im Beruf? Er hatte gedacht, ich hätte aufgehört, nach … na ja, nach …
    Ich erklärte ihm, dass ich einem Freund half, der mit diesem Typ beruflich zu tun hatte, und ich hätte gehört, dass der Typ ein Betrüger sei. Ich wollte ja nur wissen, ob der Mann vorbestraft war. Das war doch nicht zu viel verlangt, oder?
    Armedgian nörgelte wie üblich rum, brabbelte was über die Furcht vor Entdeckung und Verweise. Bundesagenten waren wie Kinder in der Schule, die wirklich fürchteten, ein Gang zum Klo ohne Erlaubnisschein würde einen schwarzen Fleck in ihren Unterlagen hinterlassen, der ihr Leben ruinierte. Aber am Ende stimmte er zu.
    Tomas Van Zandt war nicht über Nacht zu dem geworden, was er war. Es war nicht unvernünftig anzunehmen, dass er, wenn er ein Mädchen terrorisiert hatte, das auch mit anderen getan hatte. Vielleicht hatte eines es gewagt, zur Polizei zu gehen. Andererseits hatte er Sascha Kulak mit der Tatsache unter Kontrolle gehalten, dass sie eine Fremde in einem fremden Land war, und das vermutlich auch noch illegal.
    Der Gedanke daran machte mich wütend. Er war ein Raubtier, das es auf verletzliche Frauen abgesehen hatte, egal, ob sie seine Angestellten oder seine Kundinnen waren. Und was einen dabei wirklich rasend machte, war die Tatsache, dass verletzliche Frauen sich oft entweder weigern, die von einem Mann wie Van Zandt ausgehende Gefahr zu erkennen, oder sich einreden, sie hätten keine Wahl, als es durchzustehen. Und ein Soziopath wie Van Zandt roch das auf eine Meile Entfernung.
    Ich griff nach seiner Visitenkarte und betrachtete sie. Ich konnte ihn auf seinem Handy anrufen, mich erneut für Irinas Benehmen entschuldigen und ihn fragen, ob er sich auf einen Drink mit mir treffen wollte … Vielleicht hatte ich Glück und konnte ihn am Ende des Abends aus Selbstschutz umbringen.
    Gerade griff ich nach dem Telefon, als etwas gegen meine Eingangstür rumste. Meine Hand tastete nach der Glock, die ich zum Reinigen auf den Tisch gelegt hatte. Innerhalb von Sekunden rasten mir alle möglichen Szenarien durch den Kopf. Dann wurde gegen die Tür gehämmert, und eine kleine Stimme drang durch das Holz.
    »Elena! Elena!«
    Molly.
    Ich öffnete die Tür, und das Mädchen fiel herein, als hätte ein Wirbelsturm sie ins Haus geblasen. Ihr Haar war schweißverklebt. Sie war bleich wie Pergament.
    »Molly, was ist los? Was ist passiert?«
    Ich führte sie zu einem Sessel, in den sie sich schlaff fallen ließ, so außer Atem, dass sie keuchte.
    »Wie bist du hergekommen?«
    »Mit dem Fahrrad.«
    »Gott. Es ist mitten in der Nacht. Warum hast du mich nicht angerufen?«
    »Ich konnte nicht. Ich hab mich nicht getraut.«
    »Hast du was von Erin gehört?«
    Sie band die Jacke ab, die sie sich um die Taille geschlungen hatte, und fummelte in den Stofffalten herum. Ihre Hände zitterten heftig, als sie eine Videokassette herauszog und mir hinhielt.
    Ich trug das Ding zum Videorecorder, spulte es zurück und drückte auf Play. Dann sah ich zu, wie sich das Drama entfaltete. Ich sah, wie ihre Schwester zu Boden geschlagen und in den weißen Kleinbus geschoben wurde. Dann kam die Stimme, mechanisch verzerrt, um sich zu tarnen oder zu erschrecken oder beides: »Wir haben Ihre Tochter. Rufen Sie nicht die Polizei, sonst stirbt sie. Dreihunderttausend Dollar. Anweisungen später.«
    Das Bild ging in Rauschen über. Ich hielt den Videorecorder an und sah zu Molly. Molly, die Mini-Vorstandsvorsitzende, war verschwunden. Molly, die verkleidete Erwachsene, war nirgends zu sehen. An meinem Tisch, klein und zerbrechlich, saß Molly, das Kind, zwölf Jahre alt und voller Angst um ihre große Schwester. Tränen, die sich hinter ihrer Harry-Potter-Brille gesammelt hatten, vergrößerten die Furcht in ihren Augen.
    Sie versuchte mit aller Kraft, tapfer zu sein, während sie auf irgendwas von mir wartete. Das beängstigte mich fast noch mehr als das Video.
    Ich hockte mich vor sie, stützte mich auf die Armlehne des Sessels. »Wo hast du das her, Molly?«
    »Ich hab gehört, wie sich Mom und Bruce wegen Erin gestritten haben«, sagte sie rasch. »Als sie aus dem Arbeitszimmer raus waren, bin ich reingegangen und hab es gefunden.«
    »Sie

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