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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Seabright und Seabrights mangelnde Reaktion auf die Lösegeldforderung. Aber wenn Seabright damit in Verbindung stand, warum war das Video dann an Krystal adressiert worden? Und warum hätte er versucht, es vor ihr zu verstecken? Wenn das Ziel des Projektes tatsächlich war, Erin loszuwerden, es aber wie eine fehlgeschlagene Entführung aussehen zu lassen, brauchte Seabright Bestätigung. Es ergab keinen Sinn, wenn er die Sache für sich behielt.
    Seine mangelnde Reaktion konnte nicht abgestritten werden, welches Motiv er auch immer haben mochte. Ich war bereit, darauf zu wetten, dass er noch immer nichts unternommen hatte, trotz meiner Drohung.
    Ich wählte Landrys Pager und hinterließ meine Nummer. Auf seinem Display würde der Avadonis-Reitstall auftauchen. Das erhöhte die Chance auf seinen Rückruf. Auf meinen Namen hätte er nur einen Blick geworfen und ihn sofort gelöscht.
    Während ich auf den Rückruf wartete, goss ich mir eine Tasse Kaffee ein, ging auf und ab und erwog andere Aspekte. Die Tatsache, dass Erin Stellar gepflegt hatte und Stellar tot war; die mögliche Verbindung zu Jade mit seiner zwielichtigen Vergangenheit. Die Tatsache, dass Erin was mit Chad Seabright gehabt hatte; die Tatsache, dass man sie zwei Tage vor Erins Verschwinden miteinander hatte streiten sehen. Sie hatte mit ihm Schluss gemacht – wegen eines älteren Mannes, hatte Chad gesagt. Sie war in ihren Chef verknallt, hatte Molly gesagt.
    Das Telefon klingelte.
    »Hier ist Detective James Landry. Ich bin von dieser Nummer angepiepst worden.«
    »Landry. Estes. Erin Seabright ist entführt worden. Ihre Eltern haben ein Video und eine Lösegeldforderung erhalten.«
    Schweigen am anderen Ende, während er das verdaute.
    »Glauben Sie immer noch, es sei kein Fall?«, fragte ich.
    »Wann haben die Seabrights die Forderung erhalten?«
    »Donnerstag. Der Stiefvater sollte gestern die Übergabe machen. Er hat gepasst.«
    »Wie bitte?«
    »Ist eine lange Geschichte. Treffen wir uns irgendwo. Ich erzähl Ihnen alles und bring Sie dann zu den Seabrights.«
    »Das ist nicht nötig«, erwiderte er. »Ich hol mir die Einzelheiten von den Eltern. Danke für den Tipp, aber ich will Sie dort nicht haben.«
    »Ist mir egal, ob Sie das wollen oder nicht«, sagte ich kategorisch. »Ich werde dort sein.«
    »Und eine offizielle Ermittlung behindern.«
    »Bisher war Behinderung eher Ihre Sache«, antwortete ich. »Es gäbe keine Ermittlung, wenn ich nicht wäre. Der Stiefvater will überhaupt nichts unternehmen. Der würde am liebsten ›na ja, was soll’s‹ sagen und hoffen, dass die Verbrecher das Mädchen mit einem Anker um die Taille in den Kanal werfen. Ich hab einen Vorsprung von drei Tagen und kenne die Leute bereits, für die das Mädchen gearbeitet hat.«
    »Sie sind keine Polizistin mehr.«
    »Und Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern. Sie können mich mal, Landry.«
    »Ich erwähne es ja nur. Sie haben nicht das Sagen, Estes. Wenn Sie meinen, sich als Herrin aufspielen zu müssen, suchen Sie sich einen Dienstboten. Ich arbeite weder für Sie noch mit Ihnen.«
    »Na prima. Dann behalte ich eben mein Wissen für mich. Bis gleich, Arschloch.«
    Ich hängte ein und ging mich anziehen.
    Es gibt nur wenige Kreaturen auf der Erde, die starrköpfiger als Polizisten sind. Das kann ich mit Gewissheit sagen, weil ich eine bin. Ich trug zwar keine Dienstmarke mehr, aber das ist es nicht, was einen Polizisten ausmacht. Polizist zu sein, liegt einem im Blut, in den Knochen. Ein Bulle ist ein Bulle, ungeachtet des Status, ungeachtet der Uniform, ungeachtet der Behörde, ungeachtet des Alters.
    Ich verstand Landry, weil wir uns in dieser Hinsicht ähnlich waren. Ich mochte ihn nicht, aber ich verstand ihn. Ich nahm an, dass er mich auf einer gewissen Ebene so gut verstand, wie es nur möglich war. Er würde es nicht zugeben, und er mochte mich nicht, aber er wusste, wo ich stand.
    Ich schlüpfte in eine beigefarbene Hose und ein schwarzes, ärmelloses T-Shirt. Als ich meine Uhr umband, klingelte das Telefon erneut.
    »Wo wohnen Sie?«, fragte er.
    »Ich will nicht, dass Sie herkommen.«
    »Warum nicht? Verkaufen Sie Crack? Verstecken Sie Diebesgut? Wovor haben Sie Angst?«
    Ich wollte nicht, dass jemand in meinen Zufluchtsort eindrang, aber das würde ich ihm nicht sagen. Zeige deinem Gegner nie willentlich deine Schwächen. Mein Zögern sagte genug. Ich gab ihm die Adresse und verfluchte mich dafür, ihm diesen winzigen Sieg gegönnt zu haben.
    »In

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