Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm. »Können Sie das Autokennzeichen erkennen?«
    »Nein. Ich hab’s versucht. Auf Seabrights Band hab ich es auch nicht erkennen können. Dazu braucht man ein technisches Genie. Hören Sie, Landry, ich kenne die Leute um Jade bereits. Ich bin mehr als bereit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Sie wären dumm, wenn Sie das nicht annehmen. Sie sind sicher vieles, aber ich glaube nicht, dass Sie dumm sind.«
    Er warf mir einen langen Blick zu, versuchte etwas über das hinaus zu sehen, was ich ihm zu sehen erlaubte.
    »Ich hab ebenfalls meine Hausaufgaben gemacht«, sagte er. »Sie sind unberechenbar, Estes. Das waren Sie anscheinend schon immer. Mir gefällt das nicht. Sie glauben, dieser Seabright sei ein Kontrollfreak. Ich halte das für eine Tugend. Wenn ich an einem Fall dran bin, dann gehört er mir. Punkt. Ich will nicht an dieser Sache arbeiten und mich ständig fragen müssen, womit Sie mir als Nächstes kommen. Und ich kann Ihnen garantieren, dass niemand im Büro des Sheriffs sich das bieten lässt. Wenn mein Lieutenant rauskriegt, dass Sie Ihre Finger im Spiel haben, tritt er mich in den Arsch.«
    »Das kann ich nicht ändern. Ich bin in der Sache drin und ich bleibe drin. Ich hab gesagt, ich arbeite mit Ihnen, aber ich arbeite nicht für Sie. Sie können nicht über mich bestimmen, Landry. Sollten Sie darauf aus sein, dann haben wir ein Problem. Es gibt nur ein einziges Ziel: Erin Seabright da lebend rauszuholen. Wenn Sie glauben, das sei eine Art Wettbewerb, können Sie Ihren Schwanz in der Hose behalten. Sie haben bestimmt einen größeren als alle anderen, aber ich will ihn nicht sehen. Trotzdem vielen Dank. Und können wir jetzt weitermachen?«, fragte ich. »Wir verschwenden kostbare Zeit.«
    Landry schluckte kurz, deutete dann zur Tür. »Gehen Sie voraus. Ich hoffe, ich werde das nicht bereuen.«
    Ich erwiderte seinen Blick. »Das beruht auf Gegenseitigkeit.«
     
    Bruce Seabright war nicht glücklich, mich zu sehen. Er kam selbst an die Tür – hatte es bestimmt allen anderen verboten –, in Golfklamotten, Khakihose und einem orangefarbenen Polohemd. Er trug die gleichen Bommelmokkasins wie Van Zandt. Es war Viertel nach acht.
    »Mr. Seabright, das ist Detective Landry vom Büro des Sheriffs«, stellte ich vor. Landry hielt seine Dienstmarke hoch. »Er sagt, er habe noch nichts von Ihnen gehört.«
    »Heute ist Samstag«, erwiderte Seabright. »Ich wusste nicht, wie früh ich anrufen kann.«
    »Also wollten Sie erst noch achtzehn Löcher spielen, bevor Sie es versuchen?«, fragte ich.
    »Ms. Estes hat mir erzählt, Ihre Stieftochter sei entführt worden«, sagte Landry.
    Seabright warf mir einen finsteren Blick zu. »Die Entführer haben verlangt, die Polizei nicht einzuschalten, also hab ich mich daran gehalten. Ich kann nur hoffen, dass Ms. Estes durch Ihr Auftauchen Erin nicht noch mehr in Gefahr gebracht hat.«
    »Ich glaube nicht, dass das schlimmer ist, als die Übergabe des Lösungsgeldes zu ignorieren«, entgegnete ich. »Dürfen wir reinkommen?«
    Seabright trat widerstrebend zurück und schloss die Tür hinter uns, damit die Nachbarn uns nicht sahen.
    »Haben Sie inzwischen von den Entführern gehört?«, fragte Landry, während wir Seabright in sein Arbeitszimmer folgten. Von Krystal war nichts zu sehen. Das Haus war so still wie ein Mausoleum. Ich entdeckte Molly, die vom oberen Flur durch die Balustrade herunterlugte.
    »Nein.«
    »Wann haben Sie zum letzten Mal von ihnen gehört?«
    »Donnerstagabend.«
    »Warum haben Sie das Lösegeld nicht bezahlt, Mr. Seabright?«
    Seabright schloss die Tür des Arbeitszimmers und wollte hinter seinen Schreibtisch gehen. Dort stand aber schon Landry, hatte die Hände auf die Lehne des Schreibtischstuhls gelegt.
    »Ms. Estes hat Ihnen doch bestimmt erzählt, dass ich mir nicht sicher bin, ob die ganze Sache kein Täuschungsmanöver ist.«
    »Sie waren sich sicher genug, die Polizei nicht einzuschalten aus Furcht, was Erin dann zustoßen könnte, waren sich aber nicht sicher genug, um das Lösegeld zu zahlen?«, fragte Landry. »Das verstehe ich nicht, Mr. Seabright.«
    Seabright stapfte auf der anderen Seite des Zimmers hin und her, die Hände in die Hüften gestemmt. »Tut mir Leid, dass ich das Protokoll für Entführungsopfer nicht kenne. Es passiert mir zum ersten Mal.«
    »Haben Sie das Geld?«
    »Ich kann es besorgen.«
    »An einem Samstag?«
    »Wenn es sein muss. Der Präsident meiner Bank ist ein

Weitere Kostenlose Bücher