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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Grund.«
    »Wenn es Erin ist, verlange ich zehn Minuten allein mit Bruce Seabright und einem langen Sägemesser.«
    »Ich halte ihn fest, während Sie ihm das Herz rausschneiden.«
    »Abgemacht.«
    Das Gesicht angewidert verzogen wegen des Gestanks von Dung und Urin, beugte er sich vor und hob eine Ecke der Pferdedecke hoch.
    Ich wappnete mich gegen das Schlimmste. Die Leiche war weiß und steif. Verschmierte Wimperntusche, blauer Lidschatten und ein beerenroter Lippenstift gaben dem Gesicht den Anschein eines makabren Kunstwerks. Auf der Wange befand sich ein daumengroßer Bluterguss. Ihr Mund stand halb offen, zerbröckelte Stücke alten Dungs quollen heraus.
    Ich ließ die angestaute Luft heraus, erleichtert und gleichzeitig angewidert. »Das ist Jill Morone.«
    »Sie kennen sie?«
    »Ja. Und raten Sie mal, für wen sie gearbeitet hat.«
    Landry runzelte die Brauen. »Don Jade. Sie hat mir gestern erzählt, sie würde mit ihm schlafen.«
    »Gestern? Was haben Sie hier draußen gemacht?«, fragte ich, vergaß die Zuhörer, vergaß die Rolle, die ich zu spielen hatte.
    Er sah verlegen aus und wollte meinen Blick nicht erwidern. »Hab Ihre Beleidigungen zurückverfolgt.«
    »Sieh mal einer an. Und ich dachte, es wäre Ihnen egal.«
    »Es war mir nicht egal, dass Sie mir Schreibkram aufgehalst hatten«, maulte er. »Verschwinden Sie, Estes. Spielen Sie die Dilettantin. Machen Sie sich nützlich.«
    Für die Zuschauer setzte ich ein tragisches Gesicht auf und eilte zu meinem Wagen, von wo aus ich Molly Seabright anrief, um ihr zu sagen, dass ihre Schwester nicht tot war … soviel ich wusste. Dann machte ich mich auf den Weg zu Don Jades Stall, um nach einem Mörder zu suchen.

22
    Als ich bei Jades Boxen eintraf, war dort ein Großreinemachen im Gange. Paris überwachte den Guatemalteken, der Kleidungsstücke aus einer Box trug und sie in einen Mistkarren warf. Abwechselnd blaffte sie den Mann und jemanden am Handy an.
    »Was soll das heißen, Kleidung ist nicht versichert? Wissen Sie, wie viel das Zeug wert ist?«
    Ich betrachtete den Kleiderhaufen im Mistkarren. Weiße und lederfarbene Reithosen, ein olivgrünes Dreiwetter-Wolljackett, wahrscheinlich maßgeschneidert; maßgeschneiderte Hemden. Alles sauteures Zeug. Alles voller Dung.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    Paris klappte wütend ihr Handy zu, die dunklen Augen voll brennendem Zorn. »Diese verdammte, hässliche, dämliche fette Göre.«
    »Ihre Pferdepflegerin?«
    »Sie ist nicht nur nicht aufgetaucht, hat die Pferde nicht gestriegelt, hat gestern die Boxen nicht ausgemistet, nachdem Javier gegangen war, sie hat auch noch das hier angerichtet.« Sie zeigte mit dem Finger auf den Haufen ruinierter Kleidungsstücke. »Boshaftes, abscheuliches kleines –«
    »Sie ist tot«, unterbrach ich sie.
    Paris hielt mitten in ihrer Schimpftirade inne und starrte mich an, als hätte ich plötzlich zwei Köpfe. »Was? Wovon reden Sie?«
    »Haben Sie’s noch nicht gehört? Man hat eine Leiche in der Mistgrube bei Stall vierzig gefunden. Jill.«
    Sie sah mich an, schaute sich dann um, als wäre irgendwo eine Kamera versteckt. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen, oder?«
    »Nein. Ich bin hinten reingekommen. Die Polizei ist jetzt dort. Bestimmt werden die auch bald hier auftauchen. Die wissen, dass Jill für Don gearbeitet hat.«
    »Na toll«, knurrte Paris, dachte an die Unannehmlichkeiten, nicht an das tote Mädchen. Ich sah, wie sie sich zusammenriss und eine angemessen besorgte Miene aufsetzte. »Tot. Das ist ja schrecklich. Unfassbar. Was ist mit ihr passiert? War es ein Unfall?«
    »Ich glaube nicht, dass sie sich versehentlich in Pferdemist vergraben hat«, erwiderte ich. »Sie muss ermordet worden sein. An Ihrer Stelle würde ich hier nichts anfassen. Gott weiß, was die Detectives sonst denken.«
    »Die können ja wohl kaum denken, dass einer von uns sie umgebracht hat«, sagte sie ungehalten. »Sie war die einzige Pferdepflegerin, die wir noch hatten.«
    Als sei das der einzige Grund, sie nicht umzubringen.
    »Warum hat sie denn das hier angerichtet?«, fragte ich und deutete auf die Kleidungsstücke.
    »Aus purer Gehässigkeit, da bin ich mir sicher. Don sagte, er hätte sie gestern Abend im Players gesehen und für irgendwas zurechtgewiesen. O Gott« – ihre Augen weiteten sich –, »Sie glauben doch nicht, dass sie hier ermordet wurde, oder?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wo sollte sie sonst gewesen sein?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat sie sich

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