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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mit einem Kerl in einem der anderen Ställe getroffen.«
    »Sie hatte einen Freund?«
    Paris verzog das Gesicht. »Sie hat über Kerle geredet, als sei sie die Dorfhure. Ich glaube nicht, dass sie je einen hatte.«
    »Sieht so aus, als hätte sie letzte Nacht einen gehabt«, meinte ich trocken. »Bei euch Springreitern ist aber auch immer was los. Mord, Verwüstung, Intrigen …«
    Javier fragte auf Spanisch, ob er die Box weiter säubern sollte. Paris schaute durch die Stangen. Ich schaute auch. Die Box war ein einziges Durcheinander aus aufgewühltem Dreck, Holzspänen und Lederöl.
    »Ist das Blut?«, fragte ich und zeigte darauf. Auf den weißen Holzspänen waren ein paar Flecken zu sehen, die Blut sein konnten. Es konnte von dem toten Mädchen stammen. Es konnte von ihrem Mörder stammen. Es konnte von dem Pferd stammen, das normalerweise in dieser Box stand. Nur ein Labor konnte das mit Bestimmtheit sagen. Wer weiß, was sonst noch aus der Box gegraben und fortgeschafft worden war.
    Paris sah genauer hin. »Keine Ahnung. Vielleicht. O Gott, das ist einfach zu grausig.«
    »Wo ist Don?«
    »Kauft sich neue Sachen. Er hat heute ein Turnier.«
    »Darauf würde ich nicht zählen. Er hat Jill gestern Abend gesehen. Sie war hier und hat das angerichtet, und jetzt ist sie tot. Ich nehme an, die Cops wollen mit ihm reden.«
    Paris torkelte zu einem Regiestuhl, in dessen Rückenlehne JADE eingestickt war. »Elle, das ist einfach entsetzlich.« Sie ließ sich hineinfallen, als hätte sie plötzlich nicht mehr die Kraft, aufrecht zu stehen. »Sie glauben doch nicht, dass Don …«
    »Es spielt keine Rolle, was ich glaube. Ich kenne den Mann ja kaum. Was glauben Sie? Ist er fähig, so etwas zu tun?«
    Sie starrte in die Ferne. »Ich würde Nein sagen. Ich hab ihn nie Gewalt anwenden sehen. Er hat sich immer so unter Kontrolle …«
    »Ich hab gehört, er hätte Schwierigkeiten bekommen, weil er Pferde wegen der Versicherungssumme getötet hat.«
    »Nichts davon wurde je bewiesen.«
    »Und was ist mit Stellar?«
    »Das war ein Unfall.«
    »Sind Sie sicher? Was hat der Versicherungsmensch gesagt?«
    Einen Moment lang legte sie den Kopf in die Hände, glättete sich dann das goldblonde Haar. An der rechten Hand trug sie einen antiken Smaragdring mit Diamanten, der aussah, als sei er ein Vermögen wert.
    »Die Versicherungsgesellschaft wird nach allen möglichen Gründen suchen, uns nichts auszuzahlen«, sagte sie angewidert. »Weil es um Don geht. Besitzer dürfen gerne Tausende von Dollar Prämie zahlen, aber wehe, wenn sie tatsächlich eine Forderung stellen.«
    »Aber wenn es ein Unfall war …«
    »Der Mann von der Versicherung hat heute Morgen angerufen und behauptet, bei Stellars Obduktion sei ein Beruhigungsmittel im Blut des Pferdes gefunden worden. Das ist lächerlich, aber wenn sie die Forderung abweisen können, werden sie das garantiert tun. Trey wird wütend sein, wenn er das hört.«
    Und hin ist der Millionen teure Stall, dachte ich. Selbst wenn Hughes mit der Tötung des Pferdes einverstanden gewesen war, würde es ihm nicht gefallen, bei einem Versicherungsbetrug erwischt zu werden. Er würde Jade die Schuld geben und ihn feuern.
    »Gab es denn einen Grund, dass das Pferd irgendwas im Blut hatte?«, fragte ich.
    Paris schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben solche Sachen natürlich da. Rompun, Azepromazin, Banamin – jeder Stall hat so was. Wenn ein Pferd eine Kolik hat, geben wir ihm Banamin. Wenn ein Pferd Schwierigkeiten beim Beschlagen macht, kriegt es ein bisschen Azepromazin. Keine große Sache. Aber es gab überhaupt keinen Grund, dass Stellar irgendwas im Blut hatte.«
    »Glauben Sie, Jill wusste etwas darüber?«, fragte ich.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie hat ja kaum ihre Arbeit gemacht. Und mitten in der Nacht ist sie bestimmt nicht hier gewesen.«
    »Gestern schon«, wies ich sie hin.
    Paris schaute zum Ende des Ganges, als Jade ins Zelt kam. »Tja, ich schätze, dass wir die Leute, mit denen wir zusammenarbeiten, nie genau kennen werden.«
    Jade hielt Einkaufstüten in beiden Händen. Paris sprang auf und ging mit ihm in die Sattelkammer, um ihm die Nachricht über Jill mitzuteilen. Ich spitzte die Ohren, konnte aber nichts als den dringenden Ton und hier und da ein Wort aufschnappen, und Jades Stimme, die ihr sagte, sie solle sich beruhigen.
    Ich schaute zu Javier, der immer noch an der Boxentür stand und auf Anweisungen wartete, und fragte ihn auf Spanisch, ob diese Pferdeleute

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