Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
»Erin ist in Schwierigkeiten. Ich möchte helfen.«
    »Wenn du helfen willst, dann halt die Augen offen nach allem, was hier angeliefert wird. Sollten die Entführer ein weiteres Video schicken, müssen wir das sofort erfahren. Das ist deine Aufgabe. In Ordnung?«
    Ich verstand ihre Frustration. Sie war die Einzige, die etwas unternommen hatte, um Erin zu finden, und jetzt fühlte sie sich hilflos.
    »In Ordnung«, willigte sie seufzend ein. Ich wollte mich gerade abwenden. »Elena?«
    »Was?«
    Sie sah mich mit aufgerissenen Augen an. »Ich habe wirklich Angst.«
    Ich berührte ihren Kopf, als würde ich ihr eine Art Segen erteilen, wünschte, ich hätte tatsächlich diese Macht, und wusste nur zu gut, dass ich sie nicht hatte. »Ich weiß. Sei tapfer. Wir tun alles, was wir können.«
    Landry kam aus dem Arbeitszimmer. Bruce Seabright tauchte nicht auf. Ich überlegte, ob er Krystal wohl die Nachricht über die Sprechanlage mitteilte.
    »Ich rufe dich an, sobald ich etwas weiß«, sagte ich zu Molly und ging aus der Tür, Landry auf den Fersen.
    »Wissen Sie, wo Stall vierzig ist?«, fragte er.
    »Ja. Ganz hinten auf dem Gelände. Folgen Sie mir. Wir fahren hinten rum. Das geht viel schneller. Haben Sie schon Näheres gehört?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts, was für mich einen Sinn ergab. Der Captain sagte, jemand habe sie ausgegraben. Ich weiß nicht, was das bedeutet – ob es eine frische Leiche oder ein Skelett ist.«
    »Das werden wir gleich erfahren«, sagte ich und ging vorne um mein Auto herum. Auch das klang wie eine Lüge. Jede Minute, in der ich nicht Bescheid wusste, kam mir wie eine Stunde vor. Wegen Molly. Ich wollte ihr nicht sagen müssen, dass ihre Schwester tot war.
    Ich fuhr von Binks Forest durch den Aero Club – eine Siedlung für Leute mit eigenen Flugzeugen – bis zum Palm Beach Point und dann auf den Feldweg, der zum Hintereingang des Reiterzentrums führte. Das Tor, an dem Erin vor mehr als einer Woche entführt worden war. Stall vierzig lag auf der »Wiese«, direkt hinter dem Tor.
    Wie an jedem Wochenende während der Saison war das ganze Gelände voller Reiter und Pferdepfleger, Hunde und Kinder, Autos und Laster, Golfwagen und Motorroller. Die größte Menschenmenge hatte sich jedoch um einen rostigen gelben Schaufelbagger und einen Müllwagen versammelt, die neben einer der dreiseitigen Mistgruben an der Vorderseite der Zelte parkten. Ich sah auch eine Reihe von Blauhemden. Wachleute. Ein weißgrüner Streifenwagen parkte im Schlamm am Ende des Weges.
    Ich fuhr in eine Parklücke gegenüber der ganzen Aufregung, nahm den Hut vom Rücksitz und stieg aus. Landry hielt auf dem Weg und kurbelte das Fenster runter. Ich beugte mich vor und sagte: »Sie kennen mich nicht.«
    Er verdrehte die Augen. »Mein sehnlichster Wunsch.«
    Er fuhr weiter und stellte sein Auto neben dem Streifenwagen ab.
    Mein Herz klopfte laut, als ich mich der Szene näherte. Ich fragte ein Mädchen mit einem Pferdeschwanz, was denn passiert sei.
    Sie schaute mich aufgeregt an. »Die haben eine Leiche gefunden.«
    »Großer Gott. Weiß man, wer es ist?«
    »Jemand hat gesagt, eine Pferdepflegerin. Ich weiß es nicht.«
    Ich ließ sie stehen und bahnte mir einen Weg durch die Menge. Die Sicherheitsbeamten baten die Leute, sich weiter zurückzuziehen. Der Fahrer des Müllwagens saß mit leerem Blick auf dem Trittbrett, ließ die Arme zwischen den Knien baumeln. Der Fahrer des Schaufelbaggers stand neben seiner Maschine und sprach gestikulierend mit einem Wachmann, dem Deputy und Landry.
    Ich hatte die vorderste Reihe der Menge erreicht. Hinter dem Bagger war die Mistgrube halb ausgehoben. Ein menschlicher Arm ragte heraus. Weiblich, knallrote Fingernägel, Armreifen, die in der grellen Sonne glitzerten. Über die sonstigen ausgegrabenen Körperteile hatte man eine Pferdedecke gebreitet.
    »Miss?«, sagte Landry, kam zu mir herüber. »Der Wachmann sagte, Sie könnten uns vielleicht helfen. Würden Sie …«
    »Oh – ich weiß nicht. Das kann ich bestimmt nicht«, erwiderte ich für die Umstehenden, die mich anschauten und sich fragten, wer zum Teufel ich war.
    Landry nahm mich am Arm und führte mich, protestierend, zur Mistgrube. Als wir außer Hörweite der Menge waren, sagte er: »Der Mann hat die Mistgrube ausgehoben und dabei die Leiche entdeckt. Vergraben unter Scheiße. Schöner Respekt vor den Toten! Er sagt, die Grube sei seit Donnerstag nicht geleert worden, aber an dem Tag bis auf den

Weitere Kostenlose Bücher