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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Turnierplatz entführt wurde, haben Sie da nicht den einzigen Menschen angerufen, den Sie dort kannten und der eine Verbindung zu ihr hatte?«
    »Ich – na ja – Trey hätte sowieso nichts gewusst«, stammelte er. »Erin war nur Pferdepflegerin.«
    »Für Hughes ja. Aber sie ist Ihre Stieftochter.«
    Landrys Handy klingelte, und er ging auf den Flur hinaus, ließ mich mit den Seabright-Männern allein. Ich fand, man hätte sie beide an ihren Eiern aufhängen und mit dem Rohrstock verprügeln sollen, aber das ist selbst in Südflorida nicht die ordnungsgemäße Vorgehensweise.
    »Ich habe über die Jahre schon mit vielen kaltherzigen, niederträchtigen Menschen zu tun gehabt«, sagte ich zu Bruce. »Aber Sie, Mr. Seabright, sollten wirklich als König des Scheißhaufens gekrönt werden. Ich gehe jetzt mal kurz nach draußen, um meine Wut abzukühlen.«
    Landry stand mit zusammengezogenen Augenbrauen in der Nähe der Haustür und sprach leise in das Handy. Ich schaute nach oben und sah Molly immer noch an der Balustrade hocken. Sie wirkte klein und verloren. In diesem Haus musste sie sich absolut allein gelassen fühlen. Krystal war ihr keine Hilfe, und Bruce und sein schnieker Sohn waren der Feind.
    Ich wollte zu ihr raufgehen, mich neben sie setzen, meinen Arm um ihre Schultern legen und ihr sagen, ich wisse, wie sie sich fühle. Aber Landry hatte sein Telefonat beendet.
    Als ich sein Gesicht sah, krampfte sich mein Magen zusammen.
    »Was ist?«, fragte ich leise, wappnete mich gegen das Schlimmste. Und genau das bekam ich zu hören.
    »Im Reiterzentrum ist die Leiche eines Mädchens gefunden worden.«

21
    Für einen selbst ernannten Zyniker gibt es nichts so Demütigendes wie von etwas derart betroffen zu sein, dass es einem den Atem verschlägt.
    Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Kopf sackte, als Landry mir von der Leiche berichtete. Er ließ mich im Flur stehen und ging ins Büro, um Bruce Seabright zu informieren.
    War es Erin? Wie war sie gestorben? War sie gestorben, weil ich versagt hatte? Was für ein selbstsüchtiger Gedanke. Wenn Erin tot war, traf die Schuld zuerst den Verbrecher und dann Bruce Seabright. Was die Schuldfrage anging, so stand ich ganz unten auf der Liste. Ich dachte, dass es vielleicht nicht Erin war, und dachte im nächsten Moment, dass es niemand anderes sein konnte.
    »Was ist passiert?«
    Molly tauchte plötzlich neben mir auf. Meine Zunge, die für gewöhnlich schneller ist als mein Hirn, blieb mir am Gaumen kleben.
    »Geht es um Erin?«, fragte sie ängstlich. »Hat man sie gefunden?«
    »Wir wissen es nicht.« Es war die Wahrheit, aber sie schmeckte wie eine Lüge und musste sich wohl auch so angehört haben. Molly trat einen Schritt zurück.
    »Sagen Sie’s mir. Ich hab das Recht, es zu erfahren. Ich bin kein – kein dummes Kind, vor dem alle schönreden und alles verstecken«, sagte sie wütend.
    »Nein, das bist du nicht, Molly«, bestätigte ich. »Aber ich möchte dir keine Angst machen, ohne alle Fakten zu kennen.«
    »Das haben Sie bereits.«
    »Tut mir Leid.« Ich atmete durch, um ein wenig Zeit zu gewinnen, damit ich mir überlegen konnte, wie ich es ihr sagen sollte. »Detective Landry ist gerade von seinem Captain angerufen worden. Man hat im Reiterzentrum eine Leiche gefunden.«
    Ihre Augen wurden riesig. »Ist es Erin? Ist sie tot? Dann hat die Polizei Schuld. Auf dem Band hieß es, keine Polizei!«
    »Wir wissen nicht, wer es ist, Molly«, beruhigte ich sie und hielt sie an den Schultern fest. »Aber eins kann ich dir sagen, niemand hat Erin umgebracht, weil Landry hier ist. Die Entführer können nicht wissen, wer er ist oder dass er zum Büro des Sheriffs gehört.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte sie aufgebracht. »Vielleicht haben die das Haus überwacht. Vielleicht ist das Haus verwanzt!«
    »Nein, nein. Das Haus ist nicht verwanzt. So was passiert nur im Film. Im wirklichen Leben sind Kriminelle nachlässig und dumm. Und wer auch immer die Leiche sein mag, sie ist schon länger tot, als Landry hier im Haus ist. Ich fahre jetzt zum Turnierplatz und geb dir Bescheid, sobald ich weiß, was da los ist.«
    »Ich komme mit«, verkündete sie dickköpfig.
    »Auf keinen Fall.«
    »Aber sie ist meine Schwester!«
    »Und ich mache meine Arbeit. Ich kann dich dort nicht brauchen, Molly, aus einer ganzen Reihe von Gründen. Und ich will dich dort nicht haben, aus einer ganzen Reihe anderer Gründe.«
    »Aber ich will hier nicht bloß rumsitzen«, maulte sie.

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