Schattenpferd
Magen verdorben und daher schlechte Laune. »Welche Jill?«
»Die Pferdepflegerin. Dons Pferdepflegerin.«
»Wieso sollte ich?«, knurrte er gereizt. »Er sollte sie rauswerfen. Die taugt doch nichts.«
»Sie ist tot«, sagte Landry.
Van Zandt schaute ihn verblüfft an. »Tot? Wie ist sie gestorben?«
»Das muss die Gerichtsmedizin rausfinden. Meine Aufgabe besteht darin, zu ermitteln, warum sie tot ist und wer sie umgebracht hat. Haben Sie sie gestern Abend gesehen?«
»Ich achte nicht auf Pferdepflegerinnen«, sagte Van Zandt verächtlich und betrat die Sattelkammer.
»Ich muss Sie bitten, hier nichts anzufassen, Sir«, befahl Landry.
Van Zandt hatte den Minikühlschrank geöffnet. Er schloss die Tür und warf Landry einen anmaßenden Blick zu. »Und wer sind Sie, mir irgendwas zu befehlen?«
»Detective Landry. Büro des Sheriffs. Ihr Name?«
»Tomas Van Zandt.«
»Und in welcher Verbindung stehen Sie zu Don Jade?«
»Wir sind Geschäftspartner.«
»Und Sie wissen nichts über dieses tote Mädchen? Außer dass es nichts taugt?«
»Nein.«
Die Deputies kamen, um alles abzusichern, und scheuchten uns aus dem Zelt ins gleißende Sonnenlicht. Landry stieg mit Jade in seinen Wagen und fuhr davon.
»Jade ist verhaftet?«, fragte Van Zandt. Im Tageslicht sah er bleich und krank aus. Um den Hals unter seinem blauen Hemd trug er eine blaurote Schalkrawatte. Vielleicht schnitt die ihm die Blutzufuhr zum Gehirn ab.
»Nein. Nur eine Routinebefragung«, erwiderte ich. »Seine Angestellte wurde ermordet. Finden Sie das nicht schockierend?«, fragte ich. »Ich hab noch nie jemanden gekannt, der ermordet wurde.«
Van Zandt zuckte mit den Schultern. Er schien nicht im Geringsten beunruhigt. »Das Mädchen war eine Schlampe, redete dauernd über irgendwelche Jungs, kleidete sich wie eine Nutte. Kein Wunder, dass es ein schlimmes Ende mit ihr genommen hat.«
»Wollen Sie damit sagen, sie hat es selbst herausgefordert?«
»Ich sag nur, wie man sich bettet, so liegt man.«
»Tja, da können Sie mal sehen. Eine Lektion für uns alle.«
»Diese verdammte Sonne«, maulte er, setzte seine Sonnenbrille auf und wechselte das Thema, als hätte der gewaltsame Tod eines Mädchens keine größere Bedeutung als ein schlechter Ritt auf dem Parcours. Sogar weniger.
»Was ist los mit Ihnen, Z.?«, fragte ich. »Sie sehen selbst aus wie der Tod. Haben Sie gestern ohne mich gefeiert?«
»Hab was Schlechtes gegessen. Ich bekomme keinen Kater«, verkündete er störrisch. »Ich werde nie betrunken.«
»Weil Sie zu wenig trinken oder weil Sie uns anderen überlegen sind?«
Er musterte mich mit einem dünnen Lächeln. »Letzteres, Elle Stevens.«
»Wirklich? Und ich dachte, die Deutschen gelten als Herrenrasse.«
»Das denken nur die Deutschen selbst.«
»Sie haben auf alles eine Antwort, Z. Kommen Sie.« Ich nahm ihn am Arm. »Ich lade Sie auf ein Mineralwasser ein, und Sie können mir alles über die neue Weltordnung erzählen.«
23
»Sie haben Jill Morone gestern Abend im Players getroffen. Sie haben sich gestritten.«
»Wir haben uns nicht gestritten«, erwiderte Jade ruhig. »Sie war unangemessen gekleidet –«
»Was geht Sie das an? War sie mit Ihnen da?«
»Nein, aber sie ist meine Angestellte. Wie sie sich in der Öffentlichkeit aufführt, fällt auf mich zurück.«
»Sie wollten sich dort nicht mit ihr treffen?«
»Nein. Sie hat für mich gearbeitet. Privat hatte ich nichts mit ihr zu tun.«
Landry hob die Augenbrauen. »Ach ja? Komisch, weil sie mir gestern gesagt hat, Sie würden mit ihr schlafen.«
»Was? Das ist eine Lüge!«
Endlich eine menschliche Regung. Landry hatte schon vermutet, dass Jade überhaupt keine Nerven besaß. Sie saßen sich im Vernehmungsraum an einem Tisch gegenüber, Jade – bis vor einem Augenblick – völlig gefasst, jedes Haar an seinem Platz, ein frisches weißes Hemd, das seine Bräune betonte, mit seinem Monogramm auf der Manschette.
Michael Berne saß mit Weiss nebenan. Die Blonde saß wartend im Empfangsbereich. Jill Morone lag im Leichenschauhaus, hatte haufenweise Quetschungen, aber keine sichtbaren tödlichen Verletzungen. Landry nahm an, dass sie erstickt oder erwürgt worden war. Sie schien sexuell missbraucht worden zu sein.
Landry nickte und biss vom seinem Thunfischsandwich ab. »Sie hat mir erzählt, sie sei Donnerstagnacht, als Michael Bernes Pferde freigelassen wurden, mit Ihnen zusammen gewesen.«
Jade fuhr sich über das Gesicht und murmelte: »Ach, das
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