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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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dumme Mädchen. Sie dachte, sie würde mir helfen.«
    »Ihnen helfen, indem sie Ihnen ein Alibi verschaffte? Warum war sie der Meinung, dass Sie eins brauchten? Sie war doch dabei, als Sie mir sagten, Sie seien in jener Nacht mit jemandem zusammen gewesen. Wusste sie es besser?«
    »Natürlich nicht. Jill hatte von nichts eine Ahnung. Sie war ein beschränktes, armseliges Wesen mit einer lebhaften Fantasie.«
    »Sie war in Sie verknallt.«
    Er seufzte tief auf. »Ja, das mag schon sein. Deswegen war sie gestern Abend auch im Club. Sie hatte auf mich gewartet, offensichtlich mit der Absicht, mich zu verführen.«
    »Aber Sie wollten sie nicht sehen.«
    »Ich hab sie gebeten zu gehen. Sie hat sich selbst in Verlegenheit gebracht.«
    »Und Sie auch.«
    »Ja«, gab Jade zu. »Meine Kunden sind wohlhabende, distinguierte Menschen, Detective. Sie wollen auf eine bestimmte Weise vertreten werden.«
    »Und Jill passte nicht dazu.«
    »Ich würde Javier auch nicht mit ins Players nehmen, aber ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Er hat ja auch nicht behauptet, dass Sie ihn gebumst haben«, erwiderte Landry und griff wieder nach seinem Sandwich. »Das weiß ich mit Sicherheit.«
    Jade sah verärgert aus. »Müssen Sie so grob sein?«
    »Nein.«
    Landry lehnte sich zurück und kaute auf seinem Brot, mehr um Jade zu reizen als aus Hunger.
    »Also«, sagte er und tat so, als würde er sich die Fakten durch den Kopf gehen lassen, während er einen Gedanken formulierte, »sie hat sich aufgemotzt und ist ins Players gegangen, um sich mit Ihnen zu treffen … auf die vage Chance hin, dass Sie interessiert sein könnten?«
    Jade machte eine Handbewegung und veränderte seine Sitzposition. Er langweilte sich.
    »Kommen Sie schon, Don. Sie war da, sie war heiß auf Sie, es kostete Sie nichts. Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie das nie ausgenützt haben?«
    »Diese Unterstellung ist abstoßend.«
    »Warum? Sie haben schon vorher mit Ihren Aushilfen gebumst.«
    Das saß. Jade zuckte zusammen, als hätte er einen Stromschlag bekommen. »Ich hatte mal eine Affäre mit einer Pferdepflegerin. Nicht mit Jill Morone. Auf jeden Fall hab ich meine Lektion gelernt und es mir seitdem zum Grundsatz gemacht, mich mit keiner meiner Aushilfen einzulassen.«
    »Nicht mal mit Erin Seabright? Die muss doch ein anderes Kaliber als Jill Morone sein, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Erin? Was hat die damit zu tun?«
    »Warum arbeitet sie nicht mehr bei Ihnen, Don?«
    Jade gefiel diese Vertraulichkeit nicht. Seine Augen verengten sich jedes Mal, wenn Landry ihn so ansprach.
    »Sie hat gekündigt. Hat mir gesagt, sie würde woanders einen neuen Job annehmen.«
    »Soviel ich bisher erfahren habe, sind Sie der Einzige, dem sie von dieser großen Veränderung in ihrem Leben erzählt hat«, sagte Landry. »Einen neuen Job anzunehmen, in eine andere Stadt zu ziehen. Das hat sie nur Ihnen erzählt. Und niemand hat sie seitdem gesehen oder von ihr gehört.«
    Jade starrte ihn einen Moment lang sprachlos an oder besaß die Klugheit, seinen Mund zu halten. Schließlich stand er auf. »Mir gefällt die Richtung dieser Unterhaltung nicht. Legen Sie mir etwas zur Last, Detective Landry?«
    Landry blieb sitzen. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück, legte die Arme auf die Lehnen. »Nein.«
    »Dann möchte ich jetzt gehen.«
    »Oh. Na ja … ich hab noch ein paar Fragen an Sie.«
    »Dann ziehe ich es vor, meinen Anwalt dabeizuhaben. Mir wird allmählich klar, dass Sie Absichten verfolgen, die mir nicht zuträglich sind.«
    »Ich will nur ein klares Bild über die Dinge bekommen, die in Ihrem Gewerbe vorgehen, Don. Das gehört zu meiner Arbeit: die Welt des Opfers zu erfassen, alle Teile zusammenzusetzen. Wollen Sie nicht, dass ich die Wahrheit über Jill Morones Tod herausfinde?«
    »Natürlich will ich das.«
    »Meinen Sie, dass Sie dafür einen Anwalt brauchen? Sie sind nicht verhaftet. Sie sagten, Sie hätten nichts zu verbergen.«
    »Hab ich auch nicht.«
    Landry spreizte die Finger. »Also … wo liegt das Problem?«
    Jade sah weg, überlegte, dachte über seine Möglichkeiten nach. Landry merkte, dass es vielleicht noch fünf Minuten gut gehen würde, höchstens. Ein Inspector saß in einem Raum weiter hinten im Flur und beobachtete das Verhör über eine Videoüberwachungsanlage, behielt die Angaben eines computerisierten Stimmenstress-Analysegeräts im Auge, suchte nach Lügen.
    »Rufen Sie Ihren Anwalt doch an, wenn Sie mögen«, sagte Landry

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