Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Außerdem habe ich viel Gutes über Euch gehört, viel mehr als über den Hauptmann.«
Aggi seufzte. Der Rahis brachte ihn in eine unangenehme Lage. Wenn er Fals den Vorschlag unterbreitete, würde dieser aus Prinzip oder einfach nur aus Dummheit ablehnen. Wenn er Quent fragte, würde sich Fals übergangen fühlen und es ihm bei nächster Gelegenheit heimzahlen. Er wusste, dass es am besten wäre, es Rahis Almisan selbst erledigen zu lassen, aber er wusste auch, dass dann vielleicht beide einfach Nein sagen würden, und dabei konnten sie bei dieser Jagd jeden zusätzlichen Mann sehr gut gebrauchen. Er seufzte und sagte dann: » Wir gehen zu Meister Quent. Ich hoffe, wir können ihn überzeugen.«
Als sie die Treppen zur Wachstube hinaufstiegen, fragte er sich, warum Rahis Almisan so erpicht darauf war, seine Leute bei der Jagd dabeizuhaben.
Eine ganze Weile schon hörte Sahif den beiden Mahren zu, die sich in ihrer Sprache unterhielten und es nicht für notwendig erachteten, ihm irgendetwas zu erklären. Er erhob sich. » Ich kann nicht länger warten«, sagte er.
Die beiden Mahre verstummten und sahen ihn mit ihren beunruhigend tiefliegenden Augen an.
» Ich werde zu Meister Dorn gehen. Ich habe lange darüber nachgedacht, und ich glaube, mit seiner Hilfe komme ich in die Burg hinein.«
» Der Glasmacher?«, fragte Marberic.
» Ihr kennt ihn?«
» Grams erwähnte ihn.«
» Er liefert Glas in die Burg, wenn ich es richtig verstanden habe. Vielleicht kann ich mich irgendwie bei so einer Lieferung mit hineinschmuggeln.«
Marberic hob eine seiner dünnen Augenbrauen und sagte: » Das wird so nicht gehen.«
» Habt ihr eine bessere Idee?«
» Wir beraten über die Kammer und den Schlüssel.«
» Jenen, den man nicht stehlen kann?«
» Genau, das heißt, vielleicht kann man es doch.«
Sahif seufzte. Seit die Mahre zu zweit waren, fand er es noch schwieriger, Marberic zu folgen.
Der fuhr jetzt fort: » Man muss den Träger töten.«
» Den, der den Schlüssel trägt?«
» Ja.«
Sahif überlegte. Wenn man den Schlüssel nur über eine Leiche bekam, war es einleuchtend, dass ihm diese Aufgabe zufallen sollte, dem alten Sahif. Aber Almisan war ja auch noch da. » Meine Schwester hat mit ihrem Vertrauten einen anderen Mann, der diese Aufgabe übernehmen könnte. Den Schlüsselträger zu töten, meine ich.«
» Aber man kann ihn nicht töten«, erklärte Marberic.
Sahif starrte ihn an. Es war zum Verzweifeln. Nichts, was diese Berggeister sagten, ergab einen Sinn. » Also, es gibt einen Schlüssel, den man nicht stehlen kann, es sei denn, man tötet den Träger, den man aber nicht töten kann.«
» Er ist beschützt«, bestätigte Amuric. Es war das zweite Mal, dass er etwas in der Menschensprache sagte.
» Aber vielleicht findet ein Mann von der Bruderschaft der Schatten doch einen Weg«, wandte Sahif ein.
Der Mahr kratzte sich am Kopf. » Niemand außerhalb Mahratgath wusste von der Kammer.«
» Shahila und Almisan wissen es aber, denn meine Halbschwester hat den Bruder des Herzogs geheiratet. Ich nehme an, dass dieser Bruder die Geheimnisse von Atgath kennt, und vermutlich hat er sie seiner Frau verraten.«
» Menschen«, brummte Amuric missbilligend, und Sahif hatte das Gefühl, dass sein strafender Blick ihn durchbohren sollte.
» Wollt ihr mir nicht sagen, was es mit dieser Kammer auf sich hat?«, fragte er ungeduldig. Sie versuchten offenbar, ihm seinen Plan auszureden, ohne ihm einen anderen anzubieten oder ihm wenigstens zu erklären, was hier vorging. Aber er konnte nicht länger tatenlos herumsitzen. Ela Grams brauchte doch seine Hilfe.
Die beiden Mahre unterhielten sich kurz in ihrer Sprache, dann nickte Amuric, und Marberic sagte: » Doch. Aber es ist schwierig. Es fehlen mir vielleicht Worte.«
» Hilft es mir irgendwie dabei, Ela und ihren Vater zu retten?«
» Nein.«
Sahif spürte, wie der Jähzorn wieder in ihm aufwallte. » Dann muss es eben warten. Erzählt es mir, wenn ich zurück bin, oder eben gar nicht, wenn ihr nicht wollt!«
» Wenn du hinausgehst, fangen sie dich.«
» Das kann ich dann wohl nicht ändern.«
» Du kannst einen anderen Weg wählen. Amuric kennt diese Gänge. Einige führen auch zur alten Burg. Unter der Erde. Aber er sagt, sie sind verseucht und gefährlich.«
» Verseucht?«
» Von deinesgleichen. Menschen. Sie pissen überallhin.«
» Und – wollt Ihr etwa durch diese Wand hindurchgehen?«, fragte Sahif ungehalten und starrte auf den Fels, der
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