Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
genommen, und er musste zusehen, wie er zurechtkam. Wenigstens auf die Begegnung mit Quent war er vorbereitet. Er hatte auf seinen Reisen wirklich allerlei interessante Kräuter kennengelernt. Im fernen Usegi wuchs zum Beispiel das Blindkraut. Es trug seinen Namen zu Recht, denn es unterdrückte die magische Begabung eines Menschen. Es war ein Mittel, das sich in der Zeit als äußerst nützlich erwiesen hatte, als jene Magier gnadenlos verfolgt wurden, die sich nicht der Großen Vereinbarung unterwerfen wollten. Ured hatte es sofort, wenn auch widerstrebend, genommen, als ihn der Ruf aus der Burg ereilt hatte. Quent war ein Meister der Neunten Stufe. Wenn er länger mit ihm zusammen war, würde er sonst vielleicht seine Begabung wittern. Besonders wohl fühlte Ured sich allerdings nicht – es war, als sei einer seiner Sinne betäubt. Und so begleitete er den Leutnant mit sehr gemischten Gefühlen in das dunkle Innere der Burg.
    Der Tote war in einer der vielen leerstehenden Kammern des verwinkelten Wachhauses aufgebahrt. Leider hast du mir keine Wahl gelassen, dachte Ured, als er in die starren Augen blickte.
    » Es war keine Magie, die ihn getötet hat«, stellte Nestur Quent fest. Er hatte dem Toten die Hand aufgelegt, jetzt zog er sie weg und wirkte auf Ured etwas ratlos.
    Der Feldscher war ebenfalls dort und hatte Ured mit einer Mischung aus Freude und Verlegenheit begrüßt. Jetzt verkündete er: » Ich sehe auch wirklich keine Wunde, nicht einmal eine kleine, und seine Lippen, seine Zunge, sie sehen nicht aus, als sei er vergiftet worden.«
    » Und diese Verfärbung am Unterarm?«, fragte Aggi.
    » Ja, die ist in der Tat seltsam«, sagte Quent nachdenklich. » Was meint Ihr, Meister Ured?«
    Faran Ured versuchte so zu tun, als ginge ihn das alles nichts an. » Ich? Ich verstehe nichts von solchen Dingen, Herr.«
    » So? Und das Mittel, das Ihr dem Herzog verabreicht habt, und dem Hauptmann?«
    » Ein Schmerzmittel, weiter nichts. Es ist auch nur bei starken Schmerzen zu empfehlen, denn die Kranken neigen dazu, seltsame Dinge zu sehen und zu hören.«
    » Kann man wohl sagen«, brummte Quent und starrte immer noch auf die Verfärbung.
    Ured wusste, es war die Stelle, an der das Gift eingedrungen war.
    » Was genau hat Euch eigentlich auf die Idee gebracht, jener Unglückliche sei ermordet worden, Leutnant?«, fragte Quent.
    Der Leutnant wirkte etwas verunsichert, als er antwortete: » Es gab ein Kissen für einen Besucher, und eine Teetasse, die nicht benutzt worden war. Deshalb dachte ich, der Tee sei vielleicht vergiftet worden. Wenigstens fragte ich mich, wer der Besucher gewesen sein könnte, mitten in der Nacht.«
    Aggi deutete dabei auf die Kanne, die auf einem Tisch in der Ecke stand. Ured erkannte sie gleich wieder. Dieser Leutnant war wirklich umsichtig. Er war sogar kurz innerlich zusammengezuckt, als Aggi von dem Kissen gesprochen hatte. Er war so besorgt gewesen, nichts am Ort des Verbrechens zu verändern, dass er auch das hatte liegen lassen, was er besser beseitigt hätte.
    » Für mich riecht dieser Tee nach Tee«, meinte Quent, der an der Kanne roch.
    » Vielleicht sollten wir Meister Hamoch hinzuziehen, er versteht sich gut auf die Geheimnisse des menschlichen Körpers«, schlug Aggi vor.
    Er erntete einen vernichtenden Blick des alten Zauberers. » Ihr meint, er sägt an Leichen herum, sieht hinein, wo man nicht hineinsehen sollte. Ich habe davon gehört, und ich heiße diese Methoden, die von den Totenbeschwörern stammen, keinesfalls gut. Und Ihr solltet das auch nicht, Leutnant.«
    » Jawohl, Herr«, murmelte Aggi.
    Ured versuchte, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Ein Nekromant, der sich Herz und Lunge genauer angesehen hätte, hätte vielleicht etwas herausgefunden, aber Quent war zum Glück kein Freund der sogenannten dunklen Kulte.
    » Wenn man es nicht an der Zunge sieht, dann sieht man es auch nicht an einem anderen Teil des Körpers«, behauptete der Arzt jetzt. Er bemühte sich offenbar, bei Quent gut Wetter zu machen.
    Ured räusperte sich. » Verzeiht, Herr Leutnant, aber wenn die Tasse nicht benutzt wurde, warum nehmt Ihr dann an, dass ein Gast zugegegen war?«, fragte er freundlich. » Ich verstehe zwar nichts von diesen Dingen, aber hätte ein Giftmischer nicht sogar selbst etwas Tee genommen, um so einen möglichen Verdacht seines Opfers zu zerstreuen?«
    » Dafür, dass Ihr nichts davon versteht, redet Ihr gar nicht so dumm daher, Meister Ured«, brummte

Weitere Kostenlose Bücher