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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ihn auf allen Seiten umgab und der die Stollen verschloss, durch die er mit Habin gegangen war.
    » Wir machen Wände, wir gehen hindurch«, sagte Marberic, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. » Wir können dir berichten. Auf dem Weg. Von der geheimen Kammer«, fügte Marberic hinzu. Amuric knirschte etwas in der Mahrsprache, und Marberic antwortete. Offenbar stritten sie. Dann winkte Amuric ab, als ob er wider besseres Wissen nachgeben würde, und Marberic sagte: » Und wir helfen dir. Bei Grams Tochter. Aber du musst auch etwas für uns tun.«
    Sahif starrte von einem zum anderen. Er hatte das Gefühl, dass er gleich etwas hören würde, das ihm nicht gefiel. » Und das wäre?«, fragte er vorsichtig.
    Der Mahr schloss die Augen und bewegte die Lippen, als wollte er probehalber die Worte für sich sagen, bevor er sie laut aussprach. Dann sagte er: » Töte deine Schwester.«
    Shahila von Taddora hatte es geschafft, das Angebot ihres Gemahls, vielleicht doch gemeinsam über den Jahrmarkt zu schlendern, endgültig abzulehnen, und er war endlich gegangen, um nachzufragen, ob er nicht noch mit seinem Bruder sprechen könnte. Jetzt saß sie am Fenster ihres Gemachs und kämmte ihr langes schwarzes Haar. Sie wollte nachdenken, und das ruhige Gleiten des Kammes half ihr dabei für gewöhnlich. Die Dinge liefen nicht ganz so, wie sie sollten: Bahut Hamoch war noch nicht sicher auf ihrer Seite, und er war schwächlicher, als sie erwartet hatte. Dann gab es diesen fremden Zauberer, von dem sie nicht wusste, wem er diente und welche Zwecke er verfolgte. Und zum bösen Schluss hatte ihr Halbbruder Sahif sich offensichtlich entschlossen, ihr nicht zu vertrauen, und war geflohen. Es war nicht absehbar, was er vorhatte oder was er tun konnte. Würde er gefangen genommen und fiele Quent in die Hände … Sie atmete tief durch und starrte durch die braunen Butzenscheiben in den Hof hinab.
    Unten riefen Almisan und einer der Leutnants des Herzogs die Soldaten der Burg und die Krieger ihrer Baronie zusammen. Ihr Gemahl hatte eine kleine Ehrenwache bekommen, aber die anderen Männer rückten aus, um Sahif zu fangen, nein, zu töten, berichtigte sie sich in Gedanken. Er durfte auf keinen Fall lange genug am Leben bleiben, um irgendetwas über ihr nächtliches Gespräch verraten zu können. Sie hatte sich in ihm getäuscht, aber sie verstand immer noch nicht, wo ihr Fehler lag. Sie hatte ihm seine Lage doch beinahe wahrheitsgetreu erläutert, und sie war wirklich seine einzige Verbündete in Atgath, der Rest der Stadt war hinter ihm her. Eigentlich war sie sogar seine einzige Verbündete auf der ganzen Welt. Ob er irgendwie geahnt hatte, dass dieses Bündnis ein für ihn äußerst unvorteilhaftes Ende nehmen sollte? Das konnte sie sich nicht vorstellen. Der alte Sahif war geschult im Misstrauen, und selbst dieser hatte ihr am Ende fast blind vertraut, wie konnte der neue Sahif es nicht tun? Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass Almisan ihn schon erwischen würde. Und wenn die Bergkrieger ihn fingen und verstecken konnten, würde er erst sterben, wenn alles andere erledigt war, und so würde er am Ende doch noch seine Bestimmung erfüllen. Ihr Halbbruder war so gut wie tot, auch wenn er das noch nicht wusste. Er hat Almisan abgeschüttelt, unterschätze ihn nicht, mahnte sie sich.
    Sie hielt mit dem Kämmen inne. Sie hatte lange an ihrem Plan gearbeitet, hatte sich in Geduld gefasst und die Dinge behutsam vorangetrieben, das würde sich hoffentlich bald auszahlen. Die Sache mit Sahif war nur eine kleine Unbequemlichkeit – bis jetzt. So war das eben mit den Plänen. Selbst die besten mussten ständig geändert und verbessert werden. Ursprünglich hatte sie einmal vorgehabt, die kommenden Ereignisse ihrem Vater in die Schuhe zu schieben. Vielleicht hätte das gereicht, um den Seebund in einen Krieg gegen Oramar zu treiben. Doch Almisan hatte ihr davon abgeraten, und sie sah inzwischen ein, dass er Recht hatte: Ihr Vater war viel zu mächtig, es war nicht auszuschließen, dass er einen solchen Krieg gewinnen würde. Außerdem würde er ihr Spiel wahrscheinlich durchschauen, und dann wäre sie verloren. Natürlich, am Ende würde ihre Rache ihn treffen, würde sie ihn büßen lassen für das, was er ihrer Mutter angetan hatte, doch erst, wenn sie stark genug war. Erst, wenn ihr die Geheimnisse und damit die verborgene Macht von Atgath gehörten, konnte sie es wagen, ihn herauszufordern. Sie versuchte ruhig zu

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