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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dass Sahif ihn nicht verstehen konnte, machte zwei unsichere Schritte nach vorn und sackte dann plötzlich in die Knie. Ein seltsamer, weißer Gegenstand ragte aus seinem Hals hervor, er schien auf einer Seite hinein-, auf der anderen Seite wieder herauszuwachsen. Blut floss aus den Wunden, aber der Herzog lächelte verzerrt. Hinter ihm tauchte die Silhouette von Shahila auf. Sie lachte auf eine seltsame, entrückte Art. Es war das gleiche Lachen, das Sahif im Flur gehört hatte.
    » Elfenbein«, flüsterte sie. » Wer hätte es gedacht? Elfenbein!«
    Sahif ließ sein Schwert fallen und fing den zu Boden gehenden Mann auf. Seine Halbschwester redete weiter: » Keine Waffe, kein Werkzeug, kein Metall, kein Stein und kein Zweig, kein Gift und keine Magie, nicht einmal ein Blitz hätte ihn töten können – aber ich konnte es, ich konnte es!«
    Sahif begriff, dass sie mit sich selbst redete, dass sie ihren Sieg feierte. Aber auch der Herzog sprach, flüsternd, und Sahif beugte sich hinab, um zu verstehen, was er sagte.
    » Eine Haarnadel!«, rief Shahila lachend. » Ein Schmuckstück aus Elfenbein ist stärker als alle Zauber!«
    » Die Stille«, flüsterte der Herzog und lächelte schwermütig. » Die Stille.«
    Sahif war erschüttert. » Was hast du getan, Schwester?«
    » Ich habe gar nichts getan«, sagte sie mit einem bösen Lächeln. » Und es ist der Edelstein in der Krone meines Sieges, dass du selbst nun hier bist, genau zur rechten Zeit. Das ist besser, als ich zu hoffen wagte. Du hast Hado getötet, Bruder. Ich danke dir.«
    Sahif hielt den Sterbenden noch im Arm. Er fühlte den Zorn in sich wachsen. Er war zu spät gekommen. Er hatte den Herzog nicht gerettet – nun musste er also seine Schwester töten. Shahila redete einfach weiter, als könne sie gar nicht aufhören. » Dank deiner abscheulichen Tat wird mein Mann nun Herzog – und damit bin ich die Herrin von Atgath!«
    » Der Schlüssel – Beleran wird den magischen Schlüssel erben!«
    » Ich sehe, du bist nicht völlig verblödet, lieber Bruder. Ich danke dir, dass du dich herbemüht hast, und ich werde mit Freuden zusehen, wenn die Wachen dich gleich töten. Schau nicht so entsetzt, lieber Sahif. Sie werden keine Gnade kennen mit dem Mann, der den Herzog ermordet hat.«
    Sahif begriff es endlich: Er war ein Schatten, und niemand würde ihm glauben, dass nicht er Hado getötet hatte. Doch gerade als er aufstehen wollte, packte ihn der sterbende Herzog am Kragen und zog ihn mit erstaunlicher Kraft hinab. » Das Wort«, flüsterte er, » das Wort.« Und dann sagte er es Sahif ins Ohr.
    Der Lärm auf dem Gang schwoll an. Sahif hörte die heisere Stimme des Hauptmannes, der seine Männer zur Eile antrieb. Er hob sein Schwert auf. Shahila war seine Halbschwester, aber sie hatte ihm jeden Grund gegeben, sie umzubringen. Sie sah seinen Blick und wich in den Thronsaal zurück. Er folgte ihr. Sie hatte Tod und Verderben über die Stadt gebracht, und wenn sie erst die Kammer öffnete, würde es noch schlimmer werden. Die Mahre hatten Recht – sie hatte den Tod verdient. Als er über die Schwelle trat, sah er das Schwert in seiner Hand an – und hatte plötzlich keine Ahnung mehr, was er damit anfangen sollte.
    » Dies ist das Gemach des Herzogs von Atgath, Sahif. Der zweite Schutz! Hier gibt es keine Waffen, keine Gewalt – hast du das etwa auch vergessen?«
    » Der Herzog, der Herzog!«, riefen draußen Stimmen.
    » Er ist hier! Der Mörder ist hier!«, rief Shahila.
    » Verflucht sollst du sein!«, schrie Sahif und rannte zum nächsten Fenster. Er riss es auf, und die bereits geborstene Scheibe fiel klirrend heraus. Der Wind trieb dichte Schneeflocken herein. Etliche Soldaten drangen in den Saal ein. » Packt ihn, Männer«, kommandierte eine sich überschlagende Stimme.
    Sahif schwang sich hinaus auf den schmalen Sims und blickte in den Hof, der so tief unter ihm lag, dass er sich bei einem Sprung leicht das Genick brechen würde.
    » Er hat den Herzog ermordet. Der Schatten hat den Herzog ermordet!« Und der Ruf verbreitete sich in der ganzen Burg, hallte von den Wänden wider, wurde wiederholt und weitergegeben.
    Sahif balancierte auf dem fußbreiten Sims zum nächsten Fenster, in dem sich aber plötzlich die wütenden Gesichter seiner Verfolger zeigten. » Er kann nicht entkommen!«, triumphierte der Hauptmann drinnen.
    Sahif atmete einmal tief durch, er musste hinunter in den Hof. Er ließ das Schwert fallen und glitt hinab, seine Hände krallten

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