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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wenn du es genau wissen willst, den alten Quent und seinen Stellvertreter, Meister Hamoch. Das ist der, dem mein Vater nicht wichtig genug war, um bei Gericht zu erscheinen. An deiner Stelle würde ich mich von beiden fernhalten, denn noch nie ist etwas Gutes aus Zauberei erwachsen.« Und dann hatte sie ihrer Ansicht nach genug gesagt und schwieg.
    Sie überquerten die Furt, folgten dem aufgeweichten Pfad und stießen bald darauf auf die Straße, die zur Stadt führte. Dort waren wirklich viele Menschen unterwegs, Bauern zumeist, aber dieses Mal kamen sie nicht, um Gemüse oder Fisch oder Fleisch auf dem Markt zu verkaufen, sondern um sich zu amüsieren und selbst Dinge zu kaufen, die sie nur auf dem Jahrmarkt bekommen würden. Ela hielt den Karren an, denn gerade rollte eine geschlossene Kutsche mit zahlreichem Gefolge heran.
    » Was ist das für ein Wappen?«, fragte der Fremde, als die Kutsche an ihnen vorüberrollte.
    » Ein Fisch und ein Widderkopf? Das kenne ich nicht«, sagte Ela, die außer dem Roten Turm von Atgath überhaupt keine Wappen kannte, aber nicht ungebildet wirken wollte. Es war vermutlich eine Gesandtschaft. » Es ist Jahrmarkt, und da gibt es in der Burg immer ein festliches Bankett mit mächtigen Herren aus dieser und aus anderen, fernen Städten«, erklärte sie.
    Sie entdeckte die Wache, die der Kutsche folgte. Bis auf den Anführer, einen riesenhaften Kerl, waren die Männer zu Fuß, und Ela fragte sich, wie sie mit der Kutsche Schritt halten konnten. Sie waren zwar nicht schwer gepanzert und trugen anders als die Soldaten von Atgath nicht einmal einheitliche Waffenröcke, aber sie sahen aus, als wüssten sie mit ihren Waffen etwas anzufangen. Sie bemerkte, dass der Anführer, der neben der Kutsche ritt, zu ihr herübersah, einen Augenblick nur, aber doch lange genug, dass es ihr auffiel. Dann trieb er sein Pferd zur Eile, galoppierte ein paar Längen voraus und jagte ein paar Bauern von der Straße, um dem Zug Platz zu verschaffen.
    Ela schnalzte mit der Zunge, und Haam setzte sich wieder in Bewegung. » Wenn wir Glück haben, beschäftigen die hohen Herrschaften die Wache am Tor so sehr, dass sie uns gar nicht weiter beachten«, meinte sie.
    Unterhalb der Stadtmauer sah sie einige Männer, die große Baumstämme bearbeiteten. Es waren auch schon Zelte aufgestellt, und ein paar Bauern mähten den langen, steilen Hang mit der Sense. Der Jahrmarkt war immer ein großes Ereignis, etwas, worauf sie sich wochenlang freute. » Sie schmücken die Stämme für das Rennen«, sagte sie, aber der Fremde antwortete nicht. Vielleicht hatte er gar nicht zugehört. Er schien mit seinen eigenen dunklen Gedanken beschäftigt.
    Die Sterne bewegten sich in berechenbaren Bahnen, das war etwas, was Nestur Quent durchaus zu schätzen wusste. War das Leben auch sonst voller Unwägbarkeiten, die Sterne folgten zuverlässig ihren vorbestimmten Pfaden. Es gab allerdings Uneinigkeit unter den Gelehrten, wie diese Bahnen genau verliefen, und deshalb war es ihm so wichtig, den Wanderer so nah am Sternbild des Jägers zu sehen. In der kommenden Nacht, in der letzten Stunde vor dem Morgen, müsste er die Pfeilspitze passieren, so stand es in den alten Listen, aber sie stimmten eben nicht. Der Wanderer würde zu spät kommen, so hatte Nestur Quent es berechnet.
    Mit seinen Berechnungen hatte er sich in gewissen Kreisen schon einen Namen gemacht, und er fand bedauerlich, dass sein nun vor über zwanzig Jahren verstorbener Vater das nicht mehr erleben konnte. Imgur Quent hatte an die Gestirne geglaubt, allerdings auf die abergläubische Weise, ja, er hatte sogar versucht, seinem Sohn den Weg in den Orden des Lebendigen Odems auszureden, weil die Sterne angeblich sagten, dass ihm die Zauberei kein Glück bringen würde. Nestur Quent hatte sich jedoch nicht aufhalten lassen. Er lächelte. Was sein alter Herr wohl sagen würde, wenn er wüsste, wie falsch die Sterndeuter gelegen hatten? Aber es waren ohnehin nur Scharlatane, die die Gutgläubigkeit schlichter Gemüter ausnutzten, keine Weisen. Wer die Gestirne wahrhaft erforschte, schloss aus vielen kleinen Beobachtungen auf die Größe der Welt und wies Schiffen mit seinen Zahlen einen sicheren Weg auch in fernen Gewässern. Und genau dafür waren eben möglichst genaue Berechnungen nötig. Quent hatte keinerlei Zweifel an der Richtigkeit seiner Zahlen, ihm fehlte nur noch die letzte Bestätigung durch simplen Augenschein. Vermutlich würde auch in Frialis und an anderen

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