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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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aufgefallen, und ich habe ihn sogar nackt gesehen, worauf ich, wenn du mir das glauben magst, gerne verzichtet hätte, denn nicht nur ich, sondern auch meine Tochter hat ihn so gesehen, und das schickt sich nun wirklich nicht. Jedenfalls war da kein Ring. Und noch etwas war da nicht – oder vielmehr, ich habe es nicht gesehen –, seine Tätowierung. Verstehst du? Die blauen Linien, die alle Magier tragen müssen. Er hatte keine, aber er hat gezaubert, das habe ich gesehen.«
    Der Mahr nickte freundlich und kratzte sich dann an seinem schütteren, dunklen Bart, was Grams verriet, dass er kein Wort verstanden hatte. » Du weißt doch, alle Zauberer müssen die Zeichen tragen, seit dieser Sache damals, vor hundert Jahren oder so. Du erinnerst dich?«
    Ein erfreutes Aufleuchten der kleinen Augen verriet, dass Marberic jetzt wenigstens ahnte, wovon Grams sprach. » Welche Art Zauber?«, fragte er.
    Der Köhler kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, weil er versuchen wollte, es möglichst einfach zu erklären: » Da war eine Axt, ein paar Schritte von ihm weg, also außer Reichweite, aber plötzlich hielt er sie in der Hand. Einfach so. Und jetzt sitzt er unten in meiner Hütte. Ela ist bei ihm. Sie wird ihrer Mutter von Tag zu Tag ähnlicher, weißt du?« Er fragte sich, wie er seine Tochter nur mit dem Fremden allein lassen hatte können. War er so benebelt gewesen? Er starrte den Branntweinkrug an. Dann nahm er einen Schluck, den letzten. Kein Tropfen mehr, bis diese Sache geklärt ist, versprach er sich.
    Der Mahr schüttelte ernst den Kopf. » Er sprach mit dem Wasser.«
    » Wer?«
    » Der, der lange nicht hier war. Er hat geschworen, nicht wiederzukommen.«
    » Das hat er gesagt?«, fragte der Köhler, weil er wieder nicht folgen konnte. Sie redeten offensichtlich aneinander vorbei.
    » Nein, nicht heute, damals. Ich habe wenig verstanden. Er flüstert mit Wasser, nicht mit Stein. Zwingt es. Er ist stark.«
    Der Köhler wusste nicht weiter. Eigentlich hatte er den Mahr um Rat fragen wollen. Aber das kam ihm plötzlich lächerlich vor. Was sollte dieses Bergwesen von seinen Nöten verstehen?
    Marberic stand auf und streckte die Hand aus. » Komm.«
    » Wohin?«
    » Vielleicht verstehst du ihn besser als ich.«
    » Wen?«
    » Den, von dem ich sprach. Es ist wichtig«, sagte der Mahr.
    Der Köhler erhob sich schwerfällig. » Die Milch«, sagte er.
    » Später«, sagte der Mahr und warf einen Blick auf den Krug, aus dem Grams Verlangen las. Dann drehte er sich um und ging in den Stollen.
    Grams blickte vom Milch- zum Branntweinkrug und zurück. Er würde lächerlich aussehen, wenn er dem Mahr mit zwei Krügen hinterhertrottete, und eigentlich hatte er sich ja auch vorgenommen, mit dem Branntwein langsam zu machen. » Ist es weit?«, fragte er.
    » Nicht sehr«, sagte der Mahr und streckte wieder die Hand aus.
    Grams seufzte, nahm noch einen allerletzten Schluck für den Weg und versteckte den Branntwein wieder in der Felsspalte. Dann nahm er den Milchkrug und folgte dem Mahr in das verlassene Bergwerk hinein. Nach wenigen Schritten standen sie vor einer finsteren Felswand. Hier hatten die Bergleute eingesehen, dass die Silberader schon erschöpft war, und aufgegeben. » Und jetzt?«, fragte Grams. Ihm fiel auf, dass er sich nie gefragt hatte, wo Marberic eigentlich herkam, wenn sie sich hier trafen.
    Der Mahr antwortete nicht. Er griff nach der Hand des Köhlers und zog ihn in den Felsen hinein.
    » Wir verreiben einfach noch etwas mehr Asche in deinem Gesicht, und schon siehst du aus wie ein echter Köhler«, sagte Ela.
    Der Fremde brummte unzufrieden, aber dann ließ er sie gewähren. Er trug über seinen schwarzen Sachen eine alte, zu kurze und zu weite Hose ihres Vaters, außerdem einen vielfach zerrissenen grauen Umhang mit Kapuze, die sie ihm in die Stirn zog, um seine auffälligen rabenschwarzen Haare zu verbergen. Sie hatten vier Bottiche auf den Karren geladen.
    » Ich verstehe immer noch nicht, wozu jemand Holzasche braucht. Kohle verstehe ich, aber was soll das mit der Asche?«, fragte er, als er auf den Kutschbock kletterte.
    Ela setzte sich neben ihn und nahm ihm die Zügel umstandslos aus der Hand. » Haam lässt sich nicht von jedem lenken«, erklärte sie, und dann: » Wulger Dorn macht Glas damit, wie, kann ich dir auch nicht sagen. Du kannst ihn gerne fragen, denn es schmeichelt ihm, wenn man ihn nach seiner Arbeit fragt. Er wird es dir gleichwohl nicht verraten, denn er ist Glasbläser, und er

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