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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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tun hatte: Shahila war die Tochter des Padischahs von Oramar, Akkabal at Hassat, den man nicht ohne Grund den Großen Skorpion nannte. Seine ganze Familie hatte einen gewissen, gefährlichen Ruf. Er ermahnte sich, die junge Frau trotz ihres unwiderstehlichen Lächelns keinesfalls zu unterschätzen.
    » Führt Ihr uns zu meinem Bruder, Meister Quent?«, fragte der Baron.
    » Ich freue mich sehr darauf, meinen Schwager endlich kennenzulernen«, warf die Baronin ein.
    » Ich bedaure, Prinz Beleran, aber Euer Bruder befindet sich nicht wohl und kann Euch nicht empfangen.«
    » Immer noch diese eigenartigen Kopfschmerzen?«, fragte der Baron mit gedämpfter Stimme.
    Seine Frau konnte ihn allerdings hören. In ihrer Miene war Anteilnahme zu lesen.
    Quent warf dem Baron einen halb überraschten, halb tadelnden Blick zu. Dies war nichts, was man außerhalb der Familie besprach. Beleran war hoffentlich nicht so töricht, seine Frau nach nur drei Jahren Ehe als vertrauenswürdiges Familienmitglied anzusehen. » Es ist wohl das Wetter, der Magen«, murmelte er lahm. Dann winkte er den Kammerdiener heran, der in respektvollem Abstand gewartet hatte. » Man wird Euch nun Eure Quartiere zeigen, Prinz. Ich hoffe, wir haben bald Gelegenheit, mehr zu plaudern.« Anschließend bat er, sich entschuldigen zu dürfen, und eilte zurück in die Burg.
    Quent konnte die Gedankenlosigkeit des Barons nicht fassen: Dass Beleran nach Atgath gekommen war, war unerwartet, aber er gehörte wenigstens zur Familie und kannte die Gegebenheiten. Gerade deshalb hätte er darauf verzichten müssen, seine Frau mitzubringen. Er wusste doch, wie es seinem Bruder ging, und diese Schwäche war nichts, was man Fremden vorführte. Was also hatte die Tochter des Großen Skorpions hier zu suchen? Aus Oramar war nach Quents Erfahrung noch nie etwas Gutes gekommen. Gab es diese angebliche Einladung überhaupt? Oder hatte Beleran sich selbst eingeladen? Nein, dachte Quent, Beleran ist nicht der Mann, der selbst Ränke schmiedet. Die Baronin hingegen … Aber was sollte sie sich davon versprechen? War sie etwa so versessen darauf, Ihren Schwager kennenzulernen? Quent konnte keinen Sinn darin erkennen. Er sehnte sich nach den Sternen mit ihren berechenbaren Bahnen, machte sich aber zunächst auf den Weg zur Kanzlei der Burg. Wenn es eine Einladung gab, musste es dort auch eine Zusage geben, und die wollte er sehen, und vor allem wollte er erfahren, warum er über diese Angelegenheit nicht informiert worden war.
    Heiram Grams hatte das Gefühl, schon seit Stunden durch den Berg zu stolpern. Der Mahr ging vorneweg und leuchtete mit einer verbeulten Laterne, die grünliches Licht abgab. Er ging schnell, zu schnell für den Köhler, der in dem niedrigen Gang immer wieder den Kopf einziehen musste. Er litt Durst und schob das auf den feinen Staub, der vom Boden aufstieg, wenn sie darüberhasteten. Als sie in den Stollen gegangen waren, hatte er angenommen, sie würden nach einigen Schritten ihr Ziel erreichen, und hatte den Branntwein deshalb stehen lassen, und der Krug mit Milch, den er stattdessen mitschleppte, war für den Mahr bestimmt. Nie hatte er sich gefragt, wo Marberic eigentlich herkam, wenn sie sich trafen. Er war eben einfach da, beinahe wie aus dem Boden gewachsen. Sie kannten sich schon lange, über zwanzig Jahre. Grams erinnerte sich, wie sein Vater, schon auf dem Totenbett, ihn zu sich herangezogen und ihm erzählt hatte, dass die Familie noch einen besonderen » Freund« hatte, und er sollte nicht erschrecken, wenn er eines Tages zu ihm käme. Grams hatte das hingenommen, ohne den Sterbenden mit Fragen zu belästigen, denn er fragte nie viel, und an diesem Tag war ihm Neugier besonders unpassend erschienen. Einige Tage nach der Beerdigung war dann Marberic an einem der Meiler aufgetaucht, und Grams hatte erfahren, dass die Mahre schon seit vielen, vielen Jahren die Oberhäupter der Köhlerfamilie besuchten. Marberic schwieg sich jedoch über den genauen Grund für diese alte Freundschaft aus.
    Grams folgte dem Mahr weiter in den Berg. Er staunte immer noch darüber, wie dieser ihn ohne Umstände durch den Fels gebracht hatte. Marberic hatte seine Frage nach diesem Wunder nur mit einem Schulterzucken beantwortet und zur Eile gedrängt. Und jetzt hasteten sie schon eine Ewigkeit durch diesen Stollen. Es war warm, und Grams schwitzte Branntwein aus. » Ist es denn noch sehr weit?«, fragte er zum wiederholten Male.
    Der Mahr schüttelte, ohne sich

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