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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Nebenstube, wo sich zwei zitternde Gesellen oder Lehrlinge ängstlich an die Wand pressten, lief in den Hinterhof, kletterte über einen breiten Holzzaun, über einen weiteren und fand sich in einer schmalen Gasse wieder. Hinter ihm brüllten viele wütende Männer, und sie waren nicht sehr weit weg.
    Bahut Hamoch kochte innerlich vor Wut: Wut auf den Alten, der ihn wie einen dummen Schuljungen behandelt hatte, Zorn aber vor allem auf sich selbst, weil er sich das immer wieder gefallen ließ. Er stand an einem der schmalen Fenster unweit des Festsaals und blickte über die Stadt, ohne jedoch allzu viel wahrzunehmen. Kein Wort hatte er über die Lippen gebracht, dabei wusste er doch, dass er Recht hatte: All die alten, legendären Artefakte hatten ihren Ursprung in Oberharetien, also vielleicht sogar irgendwo in der Gegend von Atgath. Warum hatte er nicht auf seinem Standpunkt beharrt, sich nicht gewehrt? Ich weiß, was ich weiß!, hätte er dem Alten entgegenschleudern, eine andere Erklärung für all diese Legenden hätte er ihm abverlangen können. Er konnte es beinahe sehen: Wie er den Wutausbruch lächelnd über sich ergehen ließ und den Alten dann ruhig fragte, woher denn zum Beispiel der Herzog sein machtvolles Amulett habe. Es war so einfach – aber was hatte er stattdessen gesagt? Nichts! Verlegen gestammelt hatte er, verstummt war er, aus Angst, unbegreiflicher Angst vor dem alten Magier.
    » Meister Hamoch, auf ein Wort, bitte.«
    Der Zauberer drehte sich um. Die Baronin von Taddora stand im warmen Lichtschein der Öllampen, die diesen Gang erhellten, und lächelte sanft. Er war eigentlich nicht in Stimmung für weitere Gespräche. » Verzeiht, Herrin, doch ich habe dringende Geschäfte zu besorgen.«
    » Das sehe ich«, sagte sie sanft, trat zu ihm ans Fenster und blickte hinaus.
    Damit kam sie ihm sehr nah. Er wich unwillkürlich einen halben Schritt zurück und folgte ihrem Blick. Das Licht über dem Markt rief ihm ins Gedächtnis, dass der erste Tag des Festes noch im Gange war. Feierten sie dort vielleicht seine Niederlage?
    » Er tat Euch Unrecht«, stellte die Baronin ernst fest.
    » Nun, so ist er eben …«, sagte Hamoch lahm.
    Die Baronin wandte sich ihm zu. Im Schein der Lampen hatte ihre Haut einen unwahrscheinlich schönen, samtenen Farbton. Hamoch wich einen weiteren halben Schritt zurück.
    » Ich würde sagen, er wäre ein Narr, wenn er Euch immer so behandelt, aber ich fürchte, es ist schlimmer, als Ihr ahnt, Meister Hamoch.«
    » Schlimmer?«
    » Er weiß, dass Ihr Recht habt«, sagte sie. Sie duftete nach wilden Blumen.
    » Er weiß was?«
    Sie blickte wieder hinaus über die Stadt, und er sah die sanfte Kurve ihres Nackens.
    » Glaubt Ihr, ein so kluger Zauberer wie Meister Quent weiß nicht Legende von Märchen zu unterscheiden? Mein Gemahl hatte früher das eine oder andere Gespräch mit ihm, und da Quent den Baron wohl nicht für sonderlich klug hält, war er bei ihm weniger vorsichtig als bei Euch. Selbst ich weiß daher, dass die Artefakte, die Ihr erwähnt habt, aus der Hand der Mahre stammen. Kennt Ihr nicht den alten Namen der Stadt, Meister Hamoch? Mahratgath wurde sie früher genannt, das Tor der Mahre in der alten Sprache, die Ihr vermutlich besser kennt als ich.«
    » Mahratgath …«, murmelte Hamoch verwirrt.
    Sie wandte sich ihm zu und legte ihm unvermittelt eine schlanke Hand auf die Brust. » Sagt, habt Ihr Zugang zu allen Bereichen der Burg?«
    » Wie? Der Burg? Ja, ich meine, ich weiß nicht, was Ihr meint, Baronin.«
    Sie strich eine unsichtbare Falte in seinem Mantel glatt. » Wart Ihr jemals in den Räumen hinter der Schlafkammer des Herzogs?«
    Wie angenehm ihre Stimme war. » Aber dort ist nichts von Bedeutung, ich meine, außer den sehr persönlichen …«
    » Habt Ihr denn nie die alten Pläne der Burg studiert, Meister Hamoch? Dieses › nichts von Bedeutung ‹ nimmt sehr viel Platz ein, meint Ihr nicht?«
    » Die Pläne?«, fragte der Adlatus und wünschte sich, er könnte aufhören, wie ein Echo alles zu wiederholen.
    » Mein Mann Beleran war dort, einmal als Kind, heimlich. Eine Kammer wartet dort. Immer verschlossen, mit einer Tür ohne Schloss, einer sehr alten Tür. Es ist wirklich bedauerlich, dass Meister Quent Euch nicht in dieses Geheimnis eingeweiht hat.« Sie zog ihre warme Hand von seiner Brust zurück. » Ich denke, er traut Euch nicht, Meister Hamoch, ja, ich fürchte sogar, er miss traut Euch.«
    Hamoch fühlte noch die Wärme der Berührung

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