Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
mehr viel, denke ich. Er hat einiges, über das er nachdenken muss, und vielleicht werde ich später noch einmal zu ihm gehen. Es wird darauf ankommen, dass er glaubt, das Richtige zu tun.«
    » Und der Baron?«
    » Ich habe ihn an der Tafel zurückgelassen, um den Gesandten noch ein wenig zu unterhalten. Aber ich bin sicher, er wird heute Nacht gut und fest schlafen.«
    » Ein Schlafmittel?«
    Shahila blickte über die Stadt. Der Mond stand schon hoch. » Wir werden uns bald ins Schlafgemach zurückziehen müssen, sonst schläft er mir noch auf dem Weg dorthin ein. Aber sag, was gibt es Neues von deinem Freund, Almisan?«
    » Ich habe ihn gefunden. Es scheint, als hätte er sein Gedächtnis verloren. Allerdings ist ihm die Fähigkeit geblieben, sich Feinde zu machen. Ich hörte vorhin, dass die Soldaten aus der Burg ausrückten, um ihn zu jagen, Hoheit.«
    » Das Gedächtnis verloren? Ist das möglich?«
    » Er kannte weder meinen noch seinen eigenen Namen. Jetzt sitzt er dort draußen und wartet auf Nachricht von Menschen, an die er sich nicht erinnern kann.«
    » Wie seltsam. Du hast ihn am Leben gelassen?«
    » Es erschien mir klüger, Hoheit. Zum Ersten lenkt er die Wachen von den Dingen ab, die vielleicht schon bald innerhalb der Burg geschehen werden, zum Zweiten wäre er nach wie vor ein guter Sündenbock, aber nur, falls er nicht zu früh erwischt wird, und zum Dritten, nun …«
    » Ja?«
    » Zum Dritten ist er Euer Bruder, Hoheit.«
    » Halbbruder«, berichtigte ihn Shahila sanft. » Sahif ist nur mein Halbbruder.«

Nacht
    Nestur Quent war endlich, schwer beladen mit Pergamenten, auf dem Weg zum Nordturm. Die Nacht war weit fortgeschritten, es war nicht einmal mehr eine Stunde bis Mitternacht, und es wurde höchste Zeit, dass er das Fernrohr ausrichtete. Wenn der Wanderer in das Sternbild des Jägers eintrat, würde er endlich mit eigenen Augen sehen können, was seine Berechnungen behaupteten: Der Wandelstern würde das Sternbild an der Pfeilspitze berühren, und der Schwerpunkt seiner seltsamen Bahn hatte nichts mit der Welt zu tun, die manche für den Mittelpunkt alles Seienden hielten. Das galt natürlich auch für die Begleiter. Was hatten diese Narren gerechnet und verbessert, hatten immer neue Hilfstheorien entwickelt, um die Bahnen der Planeten zu erklären. Dabei war es ganz einfach, wenn man nicht mehr annahm, dass sie um einen selbst kreisten. Quent blieb auf der Mauer stehen und schöpfte Atem. Der hohe Nordturm lag etwas außerhalb der eigentlichen Burg, am Ende einer langen Mauer, die im Grunde schon Teil der Stadtmauer war. Er war einst errichtet worden, um den neu gebauten Stadtteil zu schützen, oder genauer gesagt, um ihn besser im Auge behalten zu können. Von Anfang an war offensichtlich gewesen, dass sich dort unter Bergmännern und Soldaten auch viel zweifelhaftes Volk ansiedeln würde, angezogen durch die Aussicht auf schnellen Reichtum. Nun, daraus war nichts geworden, die Soldaten und Bergleute waren wieder fort, die Neustadt nur dünn bevölkert. Er blickte hinüber. Im Gerberviertel war recht viel Licht. Er zuckte mit den Achseln, denn ihm war gleich, was sie dort unten zwischen ihren kleinen Häusern trieben. Er hatte Wichtigeres zu tun, eine Arbeit, die ihn vielleicht unsterblich machen würde, wenigstens in gewissen Kreisen. Er keuchte die Treppen hinauf und blieb dann doch noch einmal stehen, weil er außer Atem war. Die Burg lag schwarz zu seinen Füßen. Ärger wallte in ihm auf, als er daran dachte, welches Unheil sein Adlatus fast angerichtet hatte. Es gab Geheimnisse, die man besser nicht aufdeckte. Vielleicht sollte er seine Entscheidung noch einmal überdenken und sich einen anderen Nachfolger suchen. Er hatte Hamoch gewählt, weil er fleißig, aber beschränkt war, ein besserer Verwalter, mit mäßigen magischen Fähigkeiten. Wer hätte ahnen können, dass er so neugierig war?
    Er stieg weiter die Treppen hinauf. Die Sterne erwarteten ihn, aber er wurde die nagenden Zweifel nicht los; es gab da diese bösen Gerüchte in der Dienerschaft, Gerüchte, Hamoch würde sich mit verbotenen Dingen beschäftigen. Die Diener schwätzten viel Unsinn, aber ein Besuch in den Katakomben war überfällig. Er hätte sich schon längst darum gekümmert, wenn nicht andere, wichtigere Ereignisse angestanden hätten. Burg Atgath stand seit Jahrhunderten und würde noch weitere Jahrhunderte unverrückt an ihrem Platz stehen, der Wanderer kam hingegen nur alle fünfundsiebzig Jahre und

Weitere Kostenlose Bücher