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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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bestätigte Hamoch. » Der Adamant und alle anderen …«
    » Unsinn!«, schnitt ihm Quent, der wusste, wie Recht der Adlatus hatte, grob das Wort ab. » Das sind doch alles nichts weiter als Kindermärchen! Mahre? Dass ich nicht lache! Es ist besser, Ihr beleidigt unsere Intelligenz nicht weiter mit diesen Geschichten, Hamoch, wirklich. Ich glaube, ich war voreilig, als ich Euch als meinen Nachfolger ausgewählt habe.«
    Das saß. Hamoch verfärbte sich weiß, und die anderen, selbst der Zunftmeister und seine Frau, blickten betreten auf ihre Teller. Aber es ging nicht anders. Nestur Quent konnte nicht zulassen, dass dieser Narr, dessen Wissensdurst er so sträflich unterschätzt hatte, hier munter ein über Jahrhunderte sorgsam gehütetes Geheimnis ausplauderte. Er stand auf. » Ich muss mich entschuldigen, aber der Tag war hart, und Hamoch und ich hatten heute viel zu tun. Das mag den Unsinn entschuldigen, den er soeben von sich gab. Mit Eurer Erlaubnis werden wir die Tafel nun verlassen und uns um Dinge kümmern, die leider unaufschiebbar sind.«
    Damit erreichte er, dass auch sein Stellvertreter sich notgedrungen erhob und verabschiedete, während die anderen Gäste verlegen schweigend zurückblieben. Kaum waren sie durch die Tür, fasste Quent den Adlatus hart am Arm. » Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht, Hamoch? Ihr macht unseren ganzen Berufsstand lächerlich, wenn Ihr dem Gesandten hier mit Ammenmärchen kommt!«
    » Aber die Säulen im Gemach des Herzogs. Meine Studien ergeben zweifelsfrei, dass …«
    » Eure Studien? Habt Ihr nichts Besseres zu tun? Läuft nicht ein Mörder noch frei in unserer Stadt herum? Fangt ihn und vergesst sie besser, Eure Studien, wenn Ihr jemals meinen Posten übernehmen wollt!«
    Der Adlatus schien unter seinem strengen Blick geradezu zu schrumpfen. Aschfahl war er geworden, und er konnte Quents Blick nicht standhalten. Was für ein Waschlappen!, dachte Quent. Er ärgerte sich aber auch über sich selbst, weil er das Unheil nicht hatte kommen sehen. Hamoch war eben nicht ganz so dumm, wie er gedacht hatte. Nein, er hatte gerade bewiesen, dass er sogar recht klug war. Aber wofür setzte er seinen Verstand, seine Kraft, seine beneidenswerte Jugend ein? Für nutzlose alchemistische Spielereien! Quent atmete tief durch und überlegte, ob er den Mann nicht auf ein Glas Wein in seine Kammer einladen und ihm endlich die Wahrheit über Atgath und die Mahre offenbaren sollte. Eines Tages musste er sie ohnehin erfahren. Dann schüttelte er den Kopf. Eines Tages hieß nicht heute. Und bis es so weit war, sollte sich Hamoch ruhig noch ein bisschen in Demut üben. Vielleicht würde er in der Zwischenzeit auch lernen, den Mund zu halten.
    Mit was für Dingen er sich hier herumschlagen musste! Bankette und geschwätzige Zauberer. Und das jetzt! Die Sterne warteten nicht. Der Wanderer würde bald den kritischen Punkt erreichen, das durfte er nicht verpassen, und er hatte noch so viel vorzubereiten. Er verabschiedete Hamoch mit einem mürrischen Kopfnicken, und der Adlatus schlich davon wie ein geprügelter Hund. Er hat wirklich keine Ahnung von Magie, dachte Quent und wunderte sich, dass der Mann es überhaupt bis zum siebten und damit immerhin untersten Meistergrad geschafft hatte. Aber weiß ich denn wirklich so viel mehr? Oder irgendeiner von uns?, fragte sich Quent. Die ganze Welt war von Magie durchdrungen, aber so zart und schwach, dass sie die meisten Menschen gar nicht bemerkten, und eigentlich war es nur ein armseliger, fast erstorbener Nachhall aus jener alten Zeit, in der die Magie noch stark und mächtig gewesen war. Die Schulen, Orden und Bruderschaften mochten sich mühen, vielleicht gelang es ihnen sogar, das Wissen um die Magie allmählich zu vermehren, und doch blieben all ihre Zauber im Grunde kurzlebiges Stückwerk, Stümperei. Wahre, dauerhafte und unverfälschte Magie blieb den Menschen nun einmal vorenthalten, die gab es nur bei den Mahren.
    Er fand Halt an der Mauer und zog sich mit verzweifelter Anstrengung empor. Aber das Dach war weit und die Verfolger dicht hinter ihm.
    » Schnappt ihn euch, Männer!«, brüllte eine Stimme, und ein Speer kam herangeflogen und prallte neben seinem Kopf gegen die Mauersteine.
    Aber als habe dieser Speer sein altes Ich geweckt, fand der Namenlose sich nur wenige Augenblicke später auf dem eben noch unerreichbar scheinenden Dach wieder. Er lief über die Ziegel, wich irgendwie den durch die Dunkelheit sirrenden Bolzen und Pfeilen aus

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