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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Aufmerksamkeit sicher sein. Wir sind nicht mehr viele, aber vielleicht werden wir schon bald wieder mehr sein. Diese Stadt ist nicht sehr bedeutend, das ist wahr, aber der erste Stein eines neuen Hauses muss nicht groß sein. Ja, vielleicht lässt sich unser zerstörtes Haus von hier aus wieder aufbauen.«
    Shahila starrte die Frau an. » Ihr wollt Euch in meiner Stadt niederlassen?«, fragte sie ungläubig.
    Die Frau lachte leise. » Eure Stadt? Unsere Macht wächst täglich, Kind, meist im Verborgenen, so wie hier, aber sie wächst. Seht, mit Hamoch habe ich einen neuen Schüler gewonnen, also gibt es in diesem Nest, in dem es vor Kurzem noch keinen Meister des Zwielichts gab, schon gleich zwei. Ist das nicht erstaunlich? Und wenn Ihr weise seid und das Wenige tut, was wir von Euch verlangen werden, kann ich Euch Macht und eine lange, eine sehr lange Herrschaft verschaffen.«
    » Der müsste ein Narr sein, der sich auf einen Handel mit den Meistern des Todes einlässt«, rief Shahila.
    Wieder lachte die Frau. » Das hättet Ihr Euch überlegen sollen, bevor Ihr Pergamente bei einem unserer Brüder gekauft habt. Aber seid unbesorgt. Wir sind bescheiden und verlangen nicht viel. Für die nächste Zeit wollen wir nicht viel mehr als ein wenig Einfluss im Seerat, wo diese kleine Stadt doch einen hübschen Sitz hat.« Plötzlich änderte sich ihr Ton: » Schatten! Sei gewarnt!« Für einen Augenblick schien alles im Raum zu erstarren, aber Almisan blieb verschwunden. Dann schlug Kisbe Kisbara hart mit ihrem kurzen Stock auf die Steine, und Shahila spürte, wie ihre Beine unvermittelt bleischwer wurden. Das Gefühl kroch die Waden und Schenkel hinauf. Sie ächzte. Auch Hamoch wankte und stöhnte, und einige Schritte hinter der Zauberin tauchte jetzt Almisans Gestalt aus einem falschen Schatten auf. Der Hüne wankte und war kreidebleich im Gesicht. Ein Stöhnen entrang sich seiner Brust. » Pfeift Euren Bluthund zurück, Baronin, oder ich füge auch seine Knochen diesem Stock hinzu!«
    Shahila war schon aufgefallen, dass der weiße Stab aus lauter kleinen einzelnen Stücken zusammengesetzt war. Sie hatte es für Elfenbein gehalten. Waren das etwa Menschenknochen? Ihre Beine konnten sie nicht mehr tragen, sie knickte ein und fiel zu Boden. Als sie ihren Fall abfing, schoss die Taubheit sofort in ihre Hände und kroch die Arme hinauf. Sekunden später hatte sie ihre Brust erreicht, und sie konnte kaum noch atmen. Sie nickte keuchend.
    » So ist es gut, Kind«, spottete die Frau und hob den Stock vom Boden.
    Shahila rang nach Luft. Sie sah, dass auch Almisan zu Boden gestürzt war. Hamoch hingegen stand noch, aber er zitterte am ganzen Leib.
    Die Zauberin trat zu ihr und sah von oben auf sie herab. » Ihr wiederholt die Fehler, die andere vor Euch begingen. Sie glaubten, weil unser Orden fast verschwunden ist, sei auch unsere Macht gering. Ich hoffe, Euer machttrunkener Verstand ahnt jetzt wenigstens, dass das ein Irrtum ist. Gut, ich erwarte Euch morgen vor dem Mittag in den Katakomben. Dort werdet Ihr hören, wie wir weiter verfahren werden.«
    » Was erlaubt …«, keuchte Shahila.
    Kisbara berührte sie mit dem Stock am Arm, vielleicht, um sie daran zu erinnern, was sie damit tun konnte. Dann beugte sie sich zu ihr herab und lächelte. » Nun, wenn es Euch lieber ist, könnt Ihr es auch eine Beratung nennen, Baronin. Keine Angst, ich habe nicht vor, mich auf den unbequemen Thron dieser kleinen Stadt zu setzen. Ihr habt freie Hand und könnt in Atgath tun und lassen, was Ihr wollt. Ich werde Euch unterstützen, Euch helfen, bei allem, was Ihr vorhabt. Und ich verlange gar nicht viel dafür. Für den Anfang die Stimme im Seerat und ein wenig Platz und Ruhe für die Arbeit mit diesem unbegabten Schüler. Ist das zu viel verlangt? Ich denke, nein, oder? Ihr schweigt? Ich nehme das als Zustimmung.« Und damit erhob sie sich, drehte sich um und verließ die Kammer. Hamoch folgte ihr stolpernd.
    » Ich … bringe … dieses Weib um!«, keuchte Almisan.
    Shahila nickte schwach, aber sie bezweifelte, dass er das vermochte.
    Gegen Abend ihres achten Tages im Berg brachen sie endlich auf. Sahif hatte es schon kaum noch ausgehalten und sich auch geweigert, länger den Horchposten zu spielen, wenn die Mahre ihm nicht endlich einen Weg nach Süden, nach Felisan, weisen würden. Amuric hatte nur verächtlich geschnaubt und die beiden Menschen in seinem Reich fortan mit Verachtung gestraft, was sich aber nicht sehr von seinem Verhalten

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