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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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hätte ich mich auf meiner Flucht vielleicht noch verletzt.«
    Der Prinz runzelte die Stirn. »Ich lasse das Boot reparieren. Es war unsicher und leck, falls du dich erinnerst. Und wir werden es brauchen, um dich aufs Festland zu bringen.«
    »Ich werde nie nach Hause zurückkehren, und das weißt du«, versetzte Adele scharf.
    Gareths Verhalten veränderte sich mit einem einzigen jähen Schlag, nicht wütend, sondern eiskalt. Seine Geduld war am Ende. »Genug! Es steht so viel mehr auf dem Spiel als nur dein kaiserliches Wohlergehen. Sieh dich doch um!« Er wandte sich von ihr ab und marschierte den gepflasterten Weg entlang.
    Adele sah ihm nach, und unerklärlicherweise tat ihr das Herz weh.
    Einige Tage später wanderte Adele durch die dunklen Gänge der Burg, als einzige Lichtquelle eine tropfende Kerze in der Hand. Die Erkundungstour lenkte sie von ihren Gedanken an zu Hause ab. Die Räume waren alle überraschend ordentlich, zumindest gab es keine Gerippe oder Trümmer, mit denen die Ecken übersät waren. Nur Katzen. Dieser Ort stellte einen solchen Gegensatz zu dem dar, was sie in London gesehen hatte.
    Seit dem Morgen beim Tierfriedhof hatte Adele Gareth kaum zu Gesicht bekommen. Er kümmerte sich um seine einsamen Angelegenheiten, genau wie sie sich um ihre. Es gab Momente, da beobachtete sie, wie er sich mit Leuten aus der Stadt, seinen »Untertanen«, unterhielt. Er war ernst und aufmerksam. Er schien sie anzuhören und ihnen Fragen zu stellen. Bei diesen Gelegenheiten, wenn sich ihre Wege kurz kreuzten, machte er sie nicht so wütend. Er war kein Held aus dem Bilderbuch, der gekommen war, um sie im Sturm zu erobern. Er war ein Prinz mit Pflichten und Verantwortung. Gegen ihren Willen verstand sie diesen Teil von ihm.
    Erinnerungen an jene zufriedenen Augenblicke mit Greyfriar und die entspannte Vertrautheit, die sie miteinander geteilt hatten, überfielen sie zu den merkwürdigsten Gelegenheiten. Und seltsamerweise waren sie nicht mehr so bitter. Um die Wahrheit zu sagen, erinnerte sie sich sogar gern daran, wenn auch nur, um ihre Erinnerungen zu studieren und herauszufinden, warum sie nicht in der Lage gewesen war, Greyfriar als den Vampir, der er war, zu erkennen.
    Adele kam an einer weiteren Tür vorbei, die leicht angelehnt war, und ihre Kerze flackerte. Das Innere des Raums war unergründlich dunkel, doch vor einem Fenster hob sich umrissartig eine Gestalt ab, die über einen Tisch gebeugt saß und die Hand in einer quälenden Bewegung vor- und zurückschob.
    Greyfriar. Gareth, korrigierte sie sich.
    Wenn er sie bemerkt hatte, dann ließ er es sich nicht anmerken. Zuerst glaubte Adele, dass er eine Pistole in der Hand hielt und sie vielleicht reinigte. Aber sicher war das doch etwas, das seine menschlichen Diener für ihn erledigen konnten. Plötzlich erkannte sie, dass er eine Schreibfeder in der Hand hielt. Er schrieb.
    Ein Vampir schrieb!
    Mit einem frustrierten Stöhnen schob Gareth den Stuhl zurück und zerknüllte ein Blatt Papier, das er anschließend durchs Zimmer schleuderte. Adeles Augen wurden schmal, als sie das Knäuel auf einen Haufen zahlreicher weiterer in einer Ecke fallen sah.
    Endlich bemerkte Gareth sie und schob einen Stapel Papier auf dem Schreibtisch zur Seite, als wolle er ihn verstecken. »Prinzessin?« Er wirkte beinahe beschämt.
    »Was um Himmels willen machst du da?«, verlangte sie zu wissen und marschierte entschlossen zu dem Haufen zerknüllter Blätter. »Setzt du eine Lösegeldforderung auf?«
    Gareth erhob sich von seinem Stuhl, machte aber keine Anstalten, sie aufzuhalten, obwohl sein blasses Gesicht angesichts ihrer Entdeckung wie versteinert wirkte.
    Sie strich eines der zerknüllten Blätter glatt und erwartete, eine detaillierte Beschreibung ihrer Gefangenschaft und die Forderung nach Lösegeld zu entdecken. Doch stattdessen sah sie nur Gedichte. Die Sprache war ein archaisches Englisch, und die Schrift wirkte altmodisch, mit großen, verschnörkelten Initialen, die jede Zeile eröffneten. Alles war so perfekt proportioniert, dass es schien, als sei es auf einer Druckerpresse gesetzt worden. Doch die Tinte war noch feucht und verwischte unter ihren Fingern. Als sie aufblickte, erspähte sie ein aufgeschlagenes Buch, das vor Gareth auf dem Tisch lag.
    Verwirrt sah sie ihn an. »Was ist das hier?«
    »Schreiben«, sagte Gareth schlicht und zog trotzig eine Augenbraue hoch.
    Adele sah ihn durch eines der Löcher im Papier an. »Du hältst die Feder ein wenig zu

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