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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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verkraften.
    Mit leiser Stimme stellte er ihr eine Frage. »Würde es dich beleidigen, wenn ich euer Alphabet verwende? Ich glaube nicht, dass ich von Grund auf neu anfangen könnte.«
    Erstaunt über die höfliche Frage lachte Adele. »Gareth, du bist ohne Zweifel der verblüffendste Vampir, der mir je begegnet ist.«
    »Dann habe ich deine Erlaubnis?«
    »Mein Alphabet zu benutzen? Ja, absolut. Es gehört ganz dir.«
    »Also, was soll ich schreiben?«
    »Was immer du für wichtig hältst. Was wolltest du schon immer einmal sagen? Vielleicht zu jemandem, der weit außerhalb deiner Reichweite ist.«
    Gareth senkte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
    »Denk darüber nach. Dann gibst du mir dein Werk später heute Abend nach dem Abendessen. Ich werde es mir ansehen, und wir können morgen darüber sprechen.«
    Aufgeregt straffte er die Schultern. »Ja? Das würdest du tun?«
    »Ja, das würde ich.« Die junge Frau erhob sich von ihrem Stuhl und nahm die flackernde Kerze. Sie verließ das Zimmer, wie sie gekommen war, während Gareths Blick unverwandt auf ihr ruhte.
    Adele verbrachte den Rest des Abends damit, Morgana in der Küche zu helfen. Sie putzten, kochten, tauschten Geschichten aus und lachten. Es war eigenartig, wie viel leichter ihr das Lachen in der letzten Zeit unter den Leuten Edinburghs fiel. Vielleicht ließ das Gefühl der Bedrohung ein wenig nach. Ihr Leben war zu einer Reihe von Höhen und Tiefen geworden, Augenblicken des Entsetzens und Momenten des Friedens. Sie hatte gelernt, diese kleinen Atempausen der Ruhe in dem ganzen Chaos zu genießen.
    Die Dienerin grinste, als sie verschiedene Teller in die hohen Schränke stellte, und deutete dann auf den grau-weißen Kater, der sich um Adeles Beine wand. »Wie ich sehe, hat er Sie ins Herz geschlossen.«
    »Scheint so.«
    »Das ist gut.«
    »Warum?«
    »Früher war er ziemlich verschmust, aber das war davor.«
    »Wovor?«
    »Bevor seine Gefährtin starb. Danach hat er sich zurückgezogen. Die beiden spielten überall in der Burg miteinander. Kannten sich schon, seit sie kleine Kätzchen waren. Jetzt bleibt er für sich und versteckt sich in Ihrem Zimmer. Es ist schön zu sehen, dass er sich wieder für etwas interessiert.«
    »Tiere trauern nicht.«
    Morgana zuckte nur mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob es Trauer ist. Aber er hat sich verändert. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Wo kommen alle diese Katzen her? Es sind so viele.«
    »Sie haben sich hier eingenistet, als alles andere nur noch Untergang und Gemetzel war.«
    »Sind sie … Nahrung für ihn?«
    Morgana sah entsetzt aus. »Er würde lieber verhungern, als einer einzigen Katze in diesen Wänden etwas zuleide zu tun. Er ist ziemlich vernarrt in sie, obwohl ich beim besten Willen nicht verstehen kann, warum.«
    »Hat die hier einen Namen?«
    Morgana schüttelte den Kopf. »Nennen Sie ihn, wie Sie wollen. Es gibt hier zu viele, um ihnen allen Namen zu geben. Ich nenne ihn nur Liebling, aber so nenne ich jede Einzelne von ihnen. Viel einfacher zu merken.« Sie kicherte über ihren eigenen Witz.
    Adele kraulte den Kater seitlich am Kinn, und er neigte den Kopf, damit sie noch kräftiger kraulen konnte. Sie würde über einen Namen für diesen speziellen Kater nachdenken. Es musste ein guter Name sein, da er ihr während ihrer schweren Notlage Trost gespendet hatte.
    Stunden später, als sie in ihrem Zimmer saß, und Liebling sich schnurrend auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte, klopfte es an der Tür. Auf ihr Geheiß öffnete sie sich, und Baudoin erschien. Er hielt ein silbernes Tablett unbeholfen in den Händen. Stumm blieb er stehen.
    Mit einem Nicken bedeutete Adele ihm einzutreten.
    Baudoin verbeugte sich kaum merklich. »Mein Herr hat mich gebeten, Ihnen das hier zu bringen.«
    Einen Augenblick lang konnte sie sich nicht vorstellen, was es war, doch dann fiel es ihr plötzlich wieder ein, und ihre Aufregung wuchs. »Oh!« Schnell stand sie auf und nahm dabei den verärgerten Liebling auf die Arme. Während sie auf Baudoins steife Gestalt zueilte, betrachtete sie begierig das gefaltete Blatt Papier, das auf dem im Feuerschein funkelnden Tablett lag.
    Baudoin trat einen Schritt zurück, beinahe als widerstrebe es ihm, ihr die Notiz zu überlassen.
    Seine Miene war verbittert, doch dann fing sich der Diener wieder und hielt der Prinzessin das Tablett entgegen. Sie nahm die Nachricht mit einem dankbaren Nicken an sich und ging zum Kamin hinüber, um besseres Licht zu haben.
    Baudoin

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