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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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noch einmal, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. »Du kannst es dir nicht leisten, geschwächt zu werden, Prinzessin. Unsere Flucht wird lang und beschwerlich werden. Irgendwann werden wir an einer Siedlung vorbeikommen. Es wäre klüger, wenn ich mich von …«
    Mit einem frustrierten Seufzer schnitt Adele ihm das Wort ab. »Gütiger Gott! Du verschwendest kostbare Zeit. Jetzt trink!« Sie hob ihm den Arm entgegen, und ihre Stimme wurde weicher. »Bitte. Lass mich dich heilen.«
    Gareths Instinkt schrie danach, ihren Arm zu packen, die Zähne in ihre Adern zu schlagen und sie bis auf den letzten Tropfen auszusaugen. Dieser Hunger war immer in ihm, aber sein Wille war stets stärker gewesen. Das war es, was ihn von seinesgleichen unterschied. Durch diesen Akt würde er Adele intimer kennenlernen, als sie es sich vorstellen konnte. All die Sehnsüchte und Gefühle, die sich zu dem verbanden, was sie war, würden verlockend über seine Zunge fließen. Menschen hatten keine Möglichkeit, das Wesen eines anderen auf einer so tiefen Ebene in sich aufzunehmen. Zumindest nahm Gareth das an. Er war kein Mensch. Er hatte noch nie zuvor etwas »geliebt«. Er beschützte die menschlichen Bewohner von Edinburgh. Er sorgte für die Katzen, die sein Heim mit ihm teilten. Doch Prinzessin Adele war das erste Wesen, das er glücklich machen wollte, mit jeder Geste, jedem Wort.
    Seine starken, anmutigen Hände nahmen ihren Arm, als wäre er das zerbrechlichste aller Werkzeuge. Sanft streiften seine Lippen die warme Haut an ihrem Handgelenk, und sie sog mit einem kleinen Keuchen den Atem ein. Er konnte hören, wie ihr Herzschlag raste, und der Blutstrom in ihren Adern rauschte unter seinen Lippen dahin wie ein reißender Fluss. Er musste in diese Fluten tauchen und seine Qualen lindern.
    »Du kannst dich abwenden, wenn du willst«, sagte er auf beinahe routinierte Weise, bereits vollkommen auf das Blut konzentriert, das nur ihre Haut von seinem Mund trennte.
    »Ich werde mich nicht abwenden«, versprach sie leise.
    »Adele.« Ihr Name kam wie ein Gebet über seine Lippen. Er öffnete den Mund, entblößte seine Fangzähne und biss blitzschnell zu.
    Adele schwankte und streckte den anderen Arm aus, um sich auf dem kalten, feuchten Boden abzustützen. Schnell verblasste der Schmerz, und alles, was blieb, war eine angenehme Wärme, die durch die Hitze von Gareths Lippen auf ihrer Haut und durch das Rauschen ihres Blutes erzeugt wurde, das zu der Stelle seines sanften Bisses floss.
    Die starke, nahrhafte Flüssigkeit strömte in Gareth hinein und brachte eine Sturzflut der Erkenntnis mit sich, die ihn beinahe überwältigte. In diesem Augenblick erkannte er alles, was Adele war – und es entsetzte ihn.
    Tod.
    Sie schmeckte nach Tod.
    Angst durchflutete seinen Verstand. Prinzessin Adele würde jeden Vampir töten, der auf Erden wandelte. Ihre Hand würde über das Land fegen und es von allen seiner Art säubern. Es würde keinen Ort geben, um sich zu verstecken. Nicht einmal für ihn.
    Sein Instinkt verlangte, dass er sie sofort tötete. Sein Volk rettete! Sich selbst rettete!
    Doch er konnte es nicht.
    Unter all dem Schrecken ihrer Macht konnte er ihre Güte spüren, ihren rebellischen Geist, ihren Sinn für Wunder. All die Dinge an ihr, die ihn faszinierten. Und er schmeckte ihre tiefen Gefühle für ihn. Sie vertraute ihm. Sie brauchte ihn.
    Adeles Atem beschleunigte sich. Gareth hob den Blick, und seine hellblauen Augen versanken in ihren dunklen. Sie wünschte sich sehnlichst, ihm irgendwie mitzuteilen, dass es ihr gut ging. Sie war sprachlos, aber sie hatte keine Angst. Wo sein Vampirsein sie einst in Schrecken versetzt hatte, sah sie nun die Augen von Greyfriar in Gareths Gesicht. Zärtlich, fürsorglich und erfüllt mit Staunen über alles Menschliche. Ihr Blick wurde weicher, und ein zartes Lächeln spielte um ihre Lippen.
    Sie löste den Griff, mit dem sie sich im Gras festgekrallt hatte, und berührte sein Haar, seidig und lang zwischen ihren Fingern. Die Berührung war sanft und tröstlich. Seine Wunden waren immer noch ein entsetzlicher Anblick, und sie wünschte sich, dass er heilte, dass er wieder gesund wurde. Sie würde ihm die Opfer, die er für sie gebracht hatte, niemals zurückzahlen können. Er hatte seinem Königreich den Rücken gekehrt, alles nur für sie. Diese Hingabe flammte in seinen Augen auf, jedes Mal, wenn sie hineinsah. Möge ihr die gesamte Menschheit vergeben, aber sie hegte tiefe Gefühle für

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