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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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ohne Seil geht es da ziemlich weit hinunter.«
    »Halt dich an mir fest.«
    »Aber du trägst doch ohnehin schon zu viel Gewicht! Außerdem bist du verwundet!«
    »Ich kann dein Gewicht schon noch verkraften. Es wird keine gemütliche Landung werden, aber wir werden überleben. Komm schon. Leg deine Arme um mich.«
    Adele gehorchte und gab dabei auf seine Verletzungen Acht. Sie war erleichtert, dass er nicht vor Schmerz zusammenzuckte, als er ihr Gewicht übernahm und in die Luft hinaustrat. Sie fielen. Adele schrie auf, doch dann taten sie einen Satz, und ihr Fall verlangsamte sich zu einem kontrollierteren Sinken, die Steine rasten noch immer in schwindelerregendem Tempo an ihnen vorbei. Adeles Kleider flatterten laut, als die starken Seitenwinde sie aufblähten. Es gelang Gareth, sie aufrecht zu halten, während sie der überwucherten Straße unter ihnen entgegensanken. Sie fielen zu schnell. Er kämpfte angestrengt, und sein keuchender Atem dicht an ihrem Ohr klang gequält.
    Hart landeten sie auf dem Kopfsteinpflaster, und Gareth stürzte auf die Knie. Adele hielt ihn fest, als er zusammensackte. Einen Augenblick lang fühlte er sich so leicht wie Luft an, doch dann kehrte seine Körperdichte mit voller Wucht zurück, und sie konnte ihn nicht länger halten.
    »Gareth!«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis er reagierte. Mühsam rappelte er sich auf und nahm sein Gewicht von ihr. »Lass uns gehen!«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Wir müssen sofort los.«
    Adeles Sorge um ihn überwog alles andere, selbst den Gedanken an ihre eigene Sicherheit. An seiner Entschlossenheit bestand kein Zweifel, aber während sie liefen, wurde der Kloß in ihrer Magengrube schwerer. Die Vorderseite ihres Umhangs war mit Gareths Blut durchtränkt und klatschte ihr warm und feucht gegen die Brust. Sie wandten sich nach Norden, durch das stille, friedliche neue Edinburgh. Als sie zu der dunklen Burg zurückblickte, wurde ihr bewusst, dass sie keine Gelegenheit gehabt hatte, sich von Morgana oder sogar von Liebling zu verabschieden, und der Schmerz darüber traf sie einen Augenblick lang hart. Sie schwor sich, dass sie eines Tages nach Edinburgh zurückkehren und sie beide nach Equatoria holen würde.
    Gareth suchte unablässig den Himmel über ihnen ab, doch zu Adeles Erleichterung blieb er klar. Sie ließen die Stadt hinter sich und betraten bewaldetes Land. Das Terrain war unwegsam und verwildert, nur wenige Pfade und Feldwege durchschnitten das dichte Waldgebiet. Der Boden war morastig, was das Fortkommen für Gareth zu einem grausamen und gnadenlosen Kampf machte. Dennoch legte er ein mörderisches Tempo vor, und sie brachten eine gute Strecke hinter sich. Adele widersprach nicht, da sie wusste, was auf dem Spiel stand.
    Während lange Stunden verstrichen, ließ Gareths übliche Zähigkeit nach. Zweimal strauchelte er, nur um sich im letzten Moment wieder zu fangen und weiterzudrängen. Adele sah den entschlossenen Zug, der sich in sein Gesicht gegraben hatte, und wusste, dass dieser Mann sich eher ins Grab bringen würde, bevor er anhielt.
    Zudem machte die einbrechende Dunkelheit den Weg schwer passierbar. Als Gareth ein drittes Mal stürzte und liegen blieb, während sein Atem sich keuchend seiner Brust entrang und die Erde mit blutigen Speicheltröpfchen besprühte, hinderte Adele ihn daran, wieder aufzustehen.
    »Genug jetzt, Gareth! Du musst dich ausruhen!«
    »Keine Zeit.« Die Worte kamen rasselnd. Jeder Zoll seines Körpers schmerzte, und Mattheit plagte seine Knochen. Er hatte viel zu viel seines Lebensblutes verloren.
    »Dann lass mich wenigstens deine Wunden nähen, damit du nicht noch mehr Blut verlierst. Bitte!«
    Er versuchte aufzustehen, doch ihre Hand hielt ihn nachdrücklich am Boden. Gareth schloss die Augen und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben, dann leckte er sich über die Lippen, bevor er mit einer Stimme krächzte, die so abgekämpft war wie sein geschundener Körper: »Wenn Cesare uns hier draußen unter freiem Himmel erwischt …«
    »Dann soll es so sein. Aber in diesem Zustand schaffst du es nicht einmal bis zum Ende dieser Hecke, geschweige denn in irgendeine wilde Gegend im Norden, und das weißt du!« Ihre Hand streifte seine Wange, was ihn dazu brachte, den Blick zu ihren Augen zu heben. »Selbst Greyfriar muss akzeptieren, dass er seine Grenzen hat.«
    Mit müden Augen beobachtete Gareth, wie Adele ihre Tasche abstreifte und alles zusammensuchte, was ansatzweise der medizinischen Versorgung

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