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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Ihrer Hoheit, Ihrer Schwester, wird nichts geschehen.« Anhalt verschränkte die Hände hinter dem Rücken und richtete sich auf. »Gibt es irgendetwas, das ich Ihrer Schwester sagen soll, wenn ich sie sehe?«
    Simon überlegte. »Nein. Ich glaube nicht.« Er grinste. »Sagen Sie ihr, dass es dumm von ihr war, sich gefangen nehmen zu lassen.« Er kicherte. »All das Training mit Mamoru, und dennoch hat es nicht geholfen.« Simon verstummte kurz, dann sagte er: »Mamoru jagt mir Angst ein. Er war ein Priester auf Java.« Plötzlich hielt er inne und sah sich um. »Ähm … Darüber soll ich eigentlich nichts erzählen.« Er biss sich auf die Lippe.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Mamoru jagt mir auch Angst ein. Aber er ist ein ehrenhafter und disziplinierter Mann. Wo wir gerade von diszipliniert sprechen, sind Sie es?«
    »Warum?« Jetzt bemerkte Simon, dass der Soldat etwas hinter seinem Rücken versteckte. »Ja! Das bin ich! Das bin ich!«
    Anhalt holte einen Dolch hinter dem Rücken hervor und zog ihn aus der Scheide, damit Simon ihn sehen konnte. Es war eine über zwanzig Zentimeter lange Klinge mit einem schönen Griff aus Kupfer und Elfenbein, schlicht und unverziert. »Wissen Sie, wie man damit umgeht?«
    Der Junge schnappte nach Luft, als er die Waffe sah, obwohl es in den kaiserlichen Residenzen unzählige ausgefallenere Dolche als Zierde gab. »Ja!« Er streckte die Hand aus. »Hier, ich werde es Ihnen zeigen.«
    Der Soldat zog die Klinge zurück. »Nein, nein. Ich möchte, dass Sie ihn tragen, aber nur, wenn Sie vorsichtig damit umgehen.«
    »Haben Sie damit schon Vampire getötet?«
    »Ja.«
    Mit großen Augen starrte der Junge die Klinge an und hauchte: »Deus vobiscum!«
    Der Soldat ließ den Dolch wieder in die Scheide gleiten und reichte ihn dem Jungen. »Er gehört Ihnen. Aber er ist sehr scharf. Wenn Sie sich damit schneiden, muss ich Ihnen den Dolch wieder wegnehmen.«
    Vorsichtig zog Simon die Klinge aus der Scheide. »Danke, Colonel Anhalt. Ich werde ihn für immer behalten.«
    »Ein langes Leben sei Ihnen beschieden, Eure Hoheit.« Anhalt salutierte und entfernte sich. Das Echo seiner Stiefelschritte verhallte im Korridor.

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    D as Morgenlicht war am östlichen Horizont noch nicht in Erscheinung getreten, deshalb hielt sich Adele am Umhang des Greyfriar fest, während er sie durch den Wald führte. Im Augenblick war sie schon stolz darauf, dass sie Äste und Ranken erkennen und ihnen ausweichen konnte. Sie hielten sich so viel wie möglich in dichten Waldstücken, die das Licht der schmalen Mondsichel am Nachthimmel kaum hindurchließen.
    Adele musste den Mann an ihrer Seite einfach bewundern. Seine Fähigkeiten waren unheimlich, geradezu geheimnisvoll. Ein großer Teil von dem, was sie ihm gegenüber empfand, war Neid, da sie sich sehnlichst seine Ausdauer, seinen Orientierungssinn und seine Nachtsicht wünschte. Doch in den kleinen Augenblicken zwischen Neid und völliger Erschöpfung wünschte sie sich, ihn besser zu kennen. Die Fähigkeiten, die er beherrschte, dieser Hauch von Adel, der ihn umgab, zogen gewaltsam ihre Aufmerksamkeit auf sich. Was hatte ihn zu dem Mann gemacht, der er war? Welche schwere Kindheit hatte er ertragen, die ihn auf seinen gegenwärtigen Pfad geführt hatte? Sicher musste es etwas Gewaltiges gewesen sein, das ihn dazu brachte, solch ein Leben zu wählen.
    Die unerträgliche Neugier ließ Adele zwar ihre Misere vergessen, leider bewirkte sie aber sonst wenig. Zu ihrer Schande hatte sie völlig die Orientierung verloren. Sie hatten so oft die Richtung geändert, dass sie nicht länger sagen konnte, wohin sie gingen. Obwohl der Nachthimmel, auf den sie durch die Äste immer wieder einen Blick erhaschte, von Sternen übersät war, blieb ihr nicht genug Zeit, um nach Sternbildern zu suchen.
    Sie war dem Greyfriar ausgeliefert.
    Zu ihrer Erleichterung verlangsamte er das Tempo und wandte ihr sein maskiertes Gesicht ein Stück weit zu. Überraschenderweise stand ihm ein leichter Schweißfilm auf der Stirn, und sein Atem ging tatsächlich angestrengt. Sie war sich nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte er.
    »Wohin?«
    »Zu einer menschlichen Siedlung. Dort sollten wir Unterschlupf finden.«
    Erleichterung wallte in der jungen Frau auf. Sie würden endlich in Sicherheit sein. »Wie groß ist die Siedlung?«
    Der Greyfriar hielt kurz inne, um auf etwas zu lauschen, das sie nicht hören konnte. Dann antwortete

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