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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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er. »Mehrere hundert Seelen. Sie heißt Riez.«
    »Dann los.« Sie marschierte vorwärts.
    »Langsam, Prinzessin«, befahl er. »Zwischen uns und der Stadt liegt offenes Feld.«
    Einen Sekundenbruchteil lang sah Adele den Schwertkämpfer wegen seines Tonfalls mit gerunzelter Stirn an, gab dann aber schnell nach. Bisher hatte er sie nicht in die Irre geführt. Außerdem war ihr aufgefallen, dass er sie nicht mit dem korrekten Titel »Eure Hoheit« ansprach, wie es ihrem Rang gebührte, und sie fand das unangemessen amüsant. Mit einer anmutigen Geste sagte sie: »Nach Ihnen.«
    Sie bildete sich ein Aufflackern von Belustigung ein, als lächle er hinter seiner Maske.
    »Hier entlang.«
    Adele sah schwache Rauchfäden, die aus zahlreichen Kaminen auf der anderen Seite der Lichtung aufstiegen, und roch die köstliche Wärme von Holzrauch. Das kleine Grenzstädtchen stellte ein heruntergekommenes Überbleibsel dessen dar, was es einst gewesen war. Es bestand nun nur noch aus überwucherten mittelalterlichen Bauwerken und ein paar armen Bauern, die hier und dort ihre täglichen Arbeiten aufnahmen. Es sah malerisch und friedlich aus. Für Adele war es der schönste Anblick der Welt.
    Sie hob den Blick zum Himmel, wie Greyfriar es ebenfalls tat, und suchte das kobaltblaue Firmament über ihnen nach Anzeichen von Vampiren ab.
    »Sicher?«, fragte sie.
    Er zog sein glänzendes Schwert. »Wenn etwas geschieht, will ich, dass Sie auf das Dorf zulaufen. Schreien Sie.«
    Aufsässig zog sie die Augenbrauen hoch.
    Amüsiert über ihren Stolz fügte er hinzu: »Um Aufmerksamkeit zu erregen. Sehen Sie nicht zurück und versuchen Sie nicht, mir zu helfen. Haben Sie mich verstanden?«
    Adeles Herz hämmerte so heftig, dass es beinahe schmerzte. »Ja.« Sie sah sich zwischen den Bäumen um und hatte beinahe Angst zu fragen: »Sind sie hier?«
    »Möglicherweise. Flay weiß, dass dies eine der am nächsten gelegenen Siedlungen ist. Sie könnte schon vor uns hergekommen sein und auf uns warten.«
    »Ich bin bereit.« Das war eine Lüge. Wenn es nach ihr ginge, würde sie für den Rest ihrer Tage genau dableiben, wo sie stand. Der Gedanke, über offenes Feld zu laufen, während bösartige Vampire darauf warteten, zuzuschlagen, ließ ihre Knie so weich werden, dass sie bezweifelte, dem Greyfriar folgen zu können. Doch sie wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb.
    »Schnell jetzt«, bat er sie, und sie rannten los.
    Der Greyfriar schlüpfte durch das hohe Gras und hielt auf einen ausgetretenen Pfad zu, der ins Dorf führte. Mit den Augen suchte er die Umgebung ab, rechnete mit einem Hinterhalt. Staubwolken wirbelten unter seinen trommelnden Füßen auf. Adele lief mit gezogenem Dolch an seiner Seite.
    Die Leute aus dem Dorf bemerkten sie und hielten in ihrer morgendlichen Arbeit inne. Adele hob den Arm, hatte aber nicht mehr genug Atem, um zu rufen. Ein paar Bauern setzten sich in Bewegung und kamen mit Gerätschaften in den Händen auf sie zu.
    Doch nichts Schreckliches brach aus den Baumreihen oder stürzte aus dem morgendlichen Himmel auf sie herab. Sie würden es schaffen! Vielleicht überschätzte der Greyfriar Flay, dachte Adele aufgeregt. Schließlich war Flay doch nur ein Vampir. Schlau vielleicht, aber nur auf die Art, wie ein wildes Tier schlau war.
    Greyfriars Aufmerksamkeit galt bereits den Bauern.
    »Greyfriar!«, rief ein großer, hagerer Mann mit einer Sense in der Hand. »Es ist der Greyfriar!«, schrie er den anderen aufgeregt zu.
    Adele konnte nur staunend zusehen, verblüfft über die begeisterte Begrüßung, mit der diese Leute den Mann neben ihr bedachten. Ein bärtiger Bauer in Arbeitskleidung aus rauem Twill fing sie auf, als ihre Beine zitterten und schließlich unter ihr nachgaben.
    »Was ist passiert?«, fragte der dünne Mann Greyfriar auf Französisch.
    »Ein Schiff wurde von Vampiren angegriffen«, antwortete Greyfriar mit so perfektem Akzent, als sei er in der Gegend geboren worden. »Wir brauchen Unterschlupf.«
    »Den sollt ihr natürlich haben! Bring sie in die Stadt.«
    »Ich wurde vielleicht verfolgt.«
    »Gib die Warnung aus, Makepeace«, rief der dünne Mann und legte Greyfriar fest die Hand auf die Schulter. »Wir bieten euch unseren Schutz an.«
    »Danke, Shepherd. Es ist schön, dich wiederzusehen. Ich wünschte, es wäre unter besseren Umständen.«
    »Wir können uns unsere Momente des Wiedersehens nicht immer aussuchen. Wer ist diese junge Frau? Eine Überlebende des Angriffs?«
    Greyfriar nickte

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