Schattenprinz
habt ihr alle gehört, dass Prinzessin Adeles Konvoi während ihrer Reise durch Südfrankreich angegriffen wurde«, verkündete Mamoru.
»Reise!«, spukte die Zulu Nzingu aus. Sie hielt nichts von Wortgefechten, weshalb sie nach Equatoria geflohen war, als der letzte unabhängige Zulu-König sich entschied, ein Modernisierungsprogramm zu verfolgen, das das Aussenden von Hexenjägern zur Ausrottung von Zauberern beinhaltete. »Es war lächerlich, sie dorthin zu schicken! Wie konnten sie so etwas tun? Dann ist die Prinzessin also tot. Was machen wir jetzt?«
»Nein.« Mamoru schüttelte den Kopf. »Ich glaube, sie ist noch am Leben. Wenn sie sie hätten töten wollen, dann hätten sie es getan, gleich nachdem sie ihr Luftschiff zum Absturz gebracht hatten. Sie sind nicht zimperlich, was das anbelangt.«
Mamoru wusste, dass Sanah, die Perserin, voller Mitgefühl seinen Blick suchte, doch er weigerte sich, sie anzusehen. Seine Fäuste ballten und öffneten sich, während er sich bemühte, seinen Atem zu kontrollieren und eine ruhige Haltung zu bewahren. Sein Kummer wäre für die Perserin offensichtlich, da sie ihn gut genug kannte, um von der Tragödie zu wissen, die seiner eigenen Frau und seiner Tochter durch die Hände der Vampire widerfahren war. Weder Nzingu noch Sir Godfrey würden bemerken, dass Mamoru anders wirkte als der gelassene und unbeteiligte Magier, der er stets war. Sie konnten nicht wissen, welchen seelischen Tribut diese Tragödie von ihm forderte, der über den vermutlichen Verlust seines jungen Protegés hinausging.
»Offensichtlich fiel Prinzessin Adele in die Hände des Greyfriar«, sagte Mamoru.
Sir Godfrey jubelte. »Nun! Das nenne ich Glück!«
»Aber«, fuhr Mamoru fort, »ich fürchte, das ist nicht länger der Fall. Die Informationen sind spärlich, aber wie es scheint, war der Greyfriar nicht in der Lage, sie endgültig in Sicherheit zu bringen. Die Prinzessin wurde nahe Riez gefangen genommen, was zu der vollständigen Verwüstung dieser Stadt führte.«
»Greyfriar!«, schnaubte Nzingu. »Ist es das, was aus dieser Verschwörung geworden ist? Wir verlassen uns auf maskierte Verrückte?«
Ohne Erwiderung auf Nzingus Worte fuhr Mamoru fort. »Ich glaube, es ist wahrscheinlich, dass Prinzessin Adele in die Hände des britischen Clans …«
»Gütiger Gott!«, platzte Sir Godfrey gegen seinen Willen heraus. »Cesare!«
Die Reaktion der Frauen war betäubtes Schweigen. Selbst Magier wussten nicht, wie man auf das Undenkbare reagieren sollte.
Mamoru sprach mit einer Ruhe weiter, die angesichts seiner Bedrängnis bewundernswert war. »Ich versuche gegenwärtig, sie zu finden und ihren Zustand in Erfahrung zu bringen. Kräfte sind in Bewegung. Es gibt Hoffnung. Es gibt immer Hoffnung. Prinz Simon ist wohlauf und sollte bald wieder zu Hause sein.«
»Hoffnung.« Spöttisch schüttelte Nzingu den Kopf. »All unsere Arbeit und unsere Pläne sind in Gefahr. Simon bedeutet uns nichts. Es gibt keinen Ersatz für die Prinzessin. Und wenn sie sich in Cesares Klauen befindet, ist sie tot. Der Londoner Clan war schon immer der schlimmste. Viele der anderen Clans katzbuckeln bereits vor Cesare. Er will über alle seiner Art regieren. Selbst wenn die Prinzessin noch am Leben ist, wie stehen ihre Chancen, auf sich allein gestellt zu fliehen?«
»Schlecht, fürchte ich.« Mamoru schwenkte den Wein in seinem Glas und betrachtete die rote Flüssigkeit im flackernden Licht der Gaslampen. »Die Entfernungen, die …«
Die Zulu-Zauberin drängte ihn weiter. »Aber was ist mit ihren vielgepriesenen Fähigkeiten? Deiner Ausbildung?«
Der Japaner sah sie unter zusammengezogenen Brauen hervor an, und zum ersten Mal verzogen sich seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln. »Prinzessin Adeles Ausbildung ist nicht so weit fortgeschritten, wie du dir vielleicht wünschen magst, das ist wahr. Aber du musst bedenken, dass die offizielle Politik des Hofes besagt, alles Spirituelle stelle ein nutzloses Relikt einer dunklen Vergangenheit dar. Wir haben hier unsere eigenen Hexenjäger, Nzingu. Die kaiserliche Erbin zu einer Magierin zu machen ist ein sehr kompliziertes Unterfangen und keines, das überstürzt werden kann.«
»Mein lieber Junge«, sagte Sir Godfrey. »Wir verstehen alle die Schwierigkeiten, die sich angesichts der Technokraten am kaiserlichen Hof ergeben.«
»Tatsächlich?«, entgegnete Mamoru mit kalter Förmlichkeit. »Keiner von euch hat es so lange Zeit bei Hofe ausgehalten wie ich. In
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