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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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ihm freundlich grüßend zunickten, mit einem Tippen an die Hutkrempe oder mit den Fingern an Lippen und Herz. Er erwiderte die Freundlichkeit, hielt aber den Kopf gesenkt. Seine stoische Ausdruckslosigkeit verriet nichts von der Erregung, die ihn jedes Mal überfiel, wenn er durch die Lücken zwischen den schicken Stadthäusern aus Backstein einen Blick auf die große Cheops-Pyramide erhaschte.
    Der Mann schlenderte eine Viertelstunde lang ziellos umher, um sich zu vergewissern, dass ihm niemand folgte, dann stieg er drei Stufen zu einem Portikus empor und zog an der Klingelschnur. Sofort wurde die Tür von einem ägyptischen Butler geöffnet, der dem Besucher Homburg und Spazierstock abnahm.
    Der Japaner durchquerte die kühle Eingangshalle mit ihrem prachtvollen Intarsienboden aus Zypressenholz und betrat die dämmrige Bibliothek. Er hielt nicht inne, um die vielen Bände in den Regalen zu begutachten, die sich bis zur sechs Meter hohen Decke erstreckten. Stattdessen ging er zügig zu einem großen goldenen Sarkophag, der an der Wand stand, und öffnete ihn. Er lächelte humorlos über Sir Godfreys seltsamen kleinen Einfall. Ein Geheimgang versteckt im Sarg einer Mumie. Welch typische Verspieltheit.
    Durch das Innere des Sarkophags betrat er eine andere Welt. Er stieg hundert schmale Stufen in einen sehr langen, heißen Stollen hinab, der zur Zeit des Alten Reiches in den Fels gehauen worden war. Der Gang war so eng, dass seine Schultern beinahe den Stein berührten. Zischende, hoch an den Wänden angebrachte Gaslampen spendeten schwaches, gespenstisches Licht.
    Nach zehn Minuten tauchte weit über ihm ein kleines Rechteck aus blassem Licht auf. Er tat einen flachen Atemzug und stieg ausgetretene Steinstufen empor. Dabei gab er sich Mühe, dass seine Schritte lautlos blieben, doch als er schließlich die Tür erreichte, hielten drei Gestalten bereits nach ihm Ausschau. Zwei Frauen und ein Mann. Schwarz, braun und weiß. Unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer Hautfarbe waren ihre Gesichter ernst und aufgewühlt.
    »Guten Abend.« Er verbeugte sich.
    Die in den Stein gehauene Kammer maß nur sechs auf sechs Meter, doch die Decke verlor sich hoch über ihnen in der Dunkelheit. Die Wände waren mit Szenen der Totenmagie des Alten Reiches bemalt. Ein Sarkophag aus rotem Basalt beherrschte den Raum. Er war schlicht, ohne Deckel und leer. Antike Grabräuber hatten die Kammer tief im Innern der großen Pyramide eindeutig gekannt, doch von den Archäologen der modernen Zeit war sie nie neu entdeckt worden.
    »Nun, Mamoru, ist Prinzessin Adele tot?« Nzingu Ma menna ergriff als Erste das Wort. Sie war eine Zauberin aus Zululand. Sie trug ein modisches Kleid mit anmutiger Perlenstickerei, die sie eigenhändig angefertigt hatte. Nur bei genauer Betrachtung erkannte man, dass die Perlen aus polierten kleinen Knochenstücken bestanden.
    »Nun, Nzingu, lassen wir Mamoru erst einmal wieder zu Atem kommen, ja?« Sir Godfrey Randolph trat mit einem besänftigenden, leisen Lachen vor, das unter seinem prächtigen weißen Schnurrbart hervorperlte. »Hier, trink ein Glas Wein, alter Knabe. Er ist absolut ausgezeichnet, das muss ich sagen. Ich hatte selbst schon vier.« Das Gesicht des alten Gentleman war tiefrot angelaufen und sein weißer Leinenanzug mit Schweißflecken übersät. Sir Godfrey neigte dazu, zu murmeln und tattrig zu zittern wie der zerstreute Hobbywissenschaftler, für den sein gesellschaftliches Umfeld in Gizeh ihn hielt. Er war ein pensionierter Chirurg, der schon lange nicht mehr praktizierte und nun am bekanntesten dafür war, der exzentrische ältere Bruder des reichsten Mannes Equatorias, Lord Adens, zu sein. Doch über dem buschigen Schnurrbart funkelten seine Augen stechend und hart. Sein Wissen über antike okkulte Texte war beispiellos.
    Mamoru nippte an dem angebotenen Wein und wechselte einen schnellen Blick mit Sanah, der Perserin. Nur ihre dunklen, besorgten Augen waren über dem Rand ihres schwarzen Schleiers sichtbar. Sie hatte sich Wissen und Erfahrung sowohl in ihrem persischen Heimatland als auch in Afghanistan und Indien erworben. Sie sammelte geheime religiöse Rituale wie andere Leute Schmetterlinge. Ihre zarten Hände, die die einzig sichtbare nackte Haut darstellten, waren mit aufwendigen Hennatätowierungen überzogen und mit üppigem Silberschmuck behängt. Sie sprach nur selten, schrieb jedoch schmerzlich herzergreifende Gedichte, die die Männer zum Weinen brachten.
    »Offensichtlich

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