Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
Vom Netzwerk:
gut. Ich bin nur müde. Der Mangel an Nahrung. Und ein wenig schwindlig.«
    Greyfriar ließ sie los und rückte von ihr ab. »Ich bin dankbar, dass du es hierhergeschafft hast. Es tut mir leid, dass ich dich in London nicht finden konnte.« Er reichte ihr eine Feldflasche.
    Adele trank gierig, dann wischte sie sich den Mund ab und musterte ihn mit einem leicht neugierigen Lächeln. »Du klingst, als hättest du nicht erwartet, dass ich es ohne dich schaffe.«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Du hast mir nur ein Messer und eine Karte zugeworfen und mich des Weges geschickt. Dachtest du denn nicht, dass ich alleine überleben könnte?«
    »Doch, Prinzessin. Natürlich. Ich bin nur dankbar, dass du tatsächlich überlebt hast. Wurdest du verfolgt?«
    »Nicht soweit ich es beurteilen kann. Unterwegs sah ich ein paar Vampire. Ich dachte, dass zwei mich sicher gesehen hätten, aber das hatten sie nicht. Ich stand neben irgendwelchen Steinen. Monolithe.«
    Greyfriar nickte. »Das war Glück. Vampire mögen diese Orte nicht.« Er deutete auf die Kirche, die hinter ihnen aufragte. »Diesen Ort hier auch nicht. Sie kommen nie nach Canterbury, wenn sie es vermeiden können.«
    »Warum?«
    Der Schwertkämpfer zuckte mit den Schultern und fuhr sich mit einer zitternden Hand über das maskierte Gesicht. »Ich weiß es nicht. Der Ort verstört sie.«
    Adele berührte ihn am Arm. »Geht es dir gut? Du scheinst mir nicht wohlauf zu sein. Hat Flay dich verletzt?«
    Er zog sich noch weiter zurück. »Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Komm. Ich weiß, wo du dich verstecken und ausruhen kannst. Aber nur kurz. Wir müssen schnell weiter, wenn wir verhindern wollen, dass du nicht wieder in Flays Hände fällst.«
    »Natürlich. Führ uns hin.« Trotz seiner offensichtlichen Krankheit oder Verletzung konnte sie ihre Freude nicht verbergen, so glücklich war sie, ihn lebend wiederzusehen.
    Sie verließen das Zentrum des ruhigen Canterbury und kehrten zu den grün wogenden Ruinen zurück. In einigem Abstand zur Kathedrale fühlte sich Adele nicht mehr so sicher, bemerkte aber mit Erleichterung, dass Greyfriar seine Energie und Widerstandsfähigkeit zurückzugewinnen schien. Er bewegte sich mit seiner üblichen geschmeidigen Grimmigkeit.
    Bald erklommen sie einen sanften Hügel, und Adele sog jäh den Atem ein, als sie sah, was vor ihnen lag. Ein Bauernhof. Ein kleines Haus mit ein paar grob gezimmerten Nebengebäuden, umgeben von frisch gepflügten Feldern. Ein paar Kühe und Schweine wanderten über den ungepflasterten Hof, der das Haus umgab. Dahinter standen weitere Bauernhäuser, genau wie dieses. Dort arbeiteten Menschen. Diese malerische Lichtung hätte sich überall auf der Welt befinden können. Im Niltal. Auf Zypern. Adele konnte es nicht glauben. Die Menschen weit im Norden waren doch ungebildete Tiere. Dieses Dorf war nicht möglich.
    Am Bauernhaus angekommen klopfte Greyfriar leise an die Tür. Ein alter Mann mit silbernem Haar öffnete. Die von Fältchen umrahmten Augen des Mannes wei teten sich vor Überraschung und Freude, und er riss die Tür noch weiter auf und bedeutete seinem Gast, schnell hereinzukommen. Er war schäbig gekleidet und ungepflegt, doch seine Menschlichkeit blieb.
    »Greyfriar! Es wärmt mir das Herz, dich wiederzusehen und zu wissen, dass Gott dich beschützt hat.« Die alten Augen verweilten einen Moment lang auf Adele, und selbst in dieser kurzen Zeitspanne hatte sie das Gefühl, dass ihre ganze Seele gerade gewogen und beurteilt wurde. Er lächelte sie freundlich an und richtete seinen Blick dann wieder auf den Schwertkämpfer.
    »Es ist auch schön, dich wiederzusehen, Alphonse«, entgegnete Greyfriar. Er senkte die Stimme sogar noch weiter, als schäme er sich, diesen Mann um einen Gefallen zu bitten. »Ich brauche Unterschlupf und Nahrung für meine Begleiterin.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht. Es ist ungewöhnlich, dass du mit jemandem reist.« Alphonse wandte sich an Adele. »Gott zum Gruß. Unser bescheidenes Heim steht dir zur Verfügung.«
    »D-danke«, antwortete das Mädchen mit einer leichten Verbeugung und dem Gefühl, dass es ihr erbärmlich schlecht gelang, ihre Scham darüber zu verbergen, dass sie ihr Leben lang arme, liebenswürdige Seelen wie diesen Mann als Vieh abgetan hatte.
    »Wir haben zwar nicht viel, was Essen betrifft, aber wir teilen es gerne mit dir.« Er winkte hinter sich, und eine kleine, zerbrechliche Gestalt kam zum Vorschein. Es handelte sich um eine

Weitere Kostenlose Bücher