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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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ältere Frau, von der Adele annahm, dass sie Alphonses Gemahlin war, mit schneeweißem Haar, das zu seinem passte.
    »Komm, Kleines«, sagte die Frau zu Adele. »Du siehst erledigt aus. Hier, setz dich. Gütiger Gott, du bist ja verletzt! Sieh sich einer all das Blut auf deinen Kleidern an! Du musst verarztet werden!« Erbost funkelte sie Greyfriar an. »Männer!«
    Adele lächelte den stummen Schwertkämpfer an, während sie sich auf einen dreibeinigen Hocker fallen ließ. »Nein, mir geht es gut. Nur sehr wenig von diesem Blut ist von mir. Wie darf ich dich nennen?«
    »Nina.«
    Die alte Frau verschwand für einen Augenblick und brachte dann eine dampfende Schüssel Suppe mit. Suppe! Ihr duftendes Aroma umfing Adele mit tröstlicher Wärme. Kurz fragte sie sich, woraus sie gemacht war, doch als Nina ihr einen Löffel hinschob, machte sie sich mit Genuss darüber her. Es war eine Gemüsesuppe, dünn, aber köstlich.
    Nina hielt Greyfriar eine zweite Schüssel hin, doch Alphonse winkte ab. Schließlich hatte der Schwertkämpfer in all der Zeit noch nie mit ihnen gegessen, so als wüsste er, dass sie wenig genug besaßen, und wollte ihnen nicht auch noch zur Last fallen. Greyfriar dankte Nina mit einem höflichen Nicken für ihre Güte. Nina lächelte und schüttete die Schüssel wieder zurück in den Kochtopf, der auf dem Feuer vor sich hin köchelte.
    Dann setzte sich die alte Frau zu Adele und betrachtete das junge Mädchen, während es aß. Zögernd berührte sie den einst feinen Umhang, der Adele in Fetzen um die Schultern hing.
    »Entschuldigt mein Erscheinungsbild«, sagte Adele mit einem Mundvoll Suppe.
    »Ich habe noch nie etwas so Feines gesehen, wie es dieser Stoff einmal gewesen sein muss. Bist du ein freier Mensch?«
    Bevor Adele antworten konnte, sagte Greyfriar zu Alphonse: »Sie braucht andere Kleider.«
    »Ihr werdet verfolgt«, stellte der ältere Mann fest.
    Greyfriar nickte. »Sie war im Tower von London.«
    Nina fuhr sich mit der Hand an den Mund. »Sie könnten euch hierher folgen.«
    Alphonse sah seine Frau scharf an. »Natürlich könnten sie das«, entgegnete er. »Aber das spielt keine Rolle. Sie haben um Hilfe gebeten, und die sollen sie auch bekommen.«
    Beschämt straffte Nina ein wenig die Schultern und warf Adele einen schrägen Blick zu. Dann verkündete sie mit einem leichten Seufzen: »Ich werde ein paar Kleider holen.«
    Als sie zurückkam, reichte sie sie Alphonse. Er tätschelte ihre gebrechliche, alte Hand, dann bot er Adele das Bündel an.
    »Sie sind nicht hübsch, aber sie werden dabei behilflich sein, dich zu verstecken, dich zu einer von uns zu machen.«
    Die Kleider waren grob und selbstgesponnen wie die Kleidung von praktisch jedem Menschen, dem sie begegnet war, seit sie das Vampirterritorium betreten hatte.
    Adele zog Greyfriar beiseite und flüsterte: »Wir müssen gehen.«
    »Wir gehen früh genug«, erwiderte er leise. »Du brauchst Ruhe.«
    »Nein! Wir müssen gehen. Flay wird wiederkommen. Ich werde nicht zulassen, dass diese Leute getötet werden, weil sie mir Unterschlupf gewährt haben.«
    »Sie kennen mich. Sie akzeptieren das Risiko.«
    »Das taten die Leute in Riez auch«, versetzte Adele. »Das Risiko ist zu groß.«
    »Diese Leute leben mit der ständigen Bedrohung durch Vampire, Prinzessin. Sie könnten jeden Tag ermordet werden. Dir zu helfen wird ihrem Leben einen Sinn geben. Das musst du verstehen.«
    Erschöpft rieb sich Adele übers Gesicht. Gegen ihren Willen nickte sie.
    »Zieh dich jetzt um und dann ruh dich aus«, sagte Greyfriar. Er starrte aus dem Fenster, als wäre er begierig darauf fortzugehen. »Wir bleiben nur ein paar Stunden. Dann machen wir uns wieder auf den Weg.«
    Nina zeigte Adele, wo sie sich hinter einer Decke, die in einer Ecke der Hütte aufgespannt war, umziehen konnte. Als die Prinzessin wieder hervortrat, war sie gekleidet wie jeder andere Mensch im Norden. Wenn Greyfriar nicht gewusst hätte, dass sie königlicher Abstammung war, hätte er sie für ein einfaches Bauernmädchen gehalten, von ihrer Haltung und dem entschlossenen Ausdruck auf ihrem Gesicht einmal abgesehen. Sogar in Lumpen gekleidet war sie stark und schön. Sie betrachtete ihn neugierig, ein stummes Lächeln in den Augen. Halb erwartete er, dass sie sich vor ihm im Kreis drehen würde, damit er sie in Augenschein nehmen konnte.
    Adele legte ihre alten Sachen auf den Tisch. »Nina, du kannst die da haben, wenn du willst. Vielleicht kannst du sie verkaufen. Ein

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