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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Die Hellebarde kullerte ihr aus den Fingern, und mit einem verzweifelten Aufschrei tastete sie in dem mit Unrat gefüllten Wasser nach ihrer Waffe.
    Da platschte etwas hinter ihr und packte sie grob an den Haaren, sodass scharfe Nägel über ihre Kopfhaut kratzten. Ihr Kopf wurde in den Nacken gerissen und entblößte ihre Kehle. Adele schrie und hörte das Echo ihrer Stimme im Tunnel widerhallen. Anstatt sich zu wehren oder sich loszureißen, warf sie sich rückwärts gegen den Vampir und landete auf ihm. Ineinander verkrallt rollten sie durchs Wasser. Zu ihrem Entsetzen war der Vampir nackt. Er war haarig und schrecklich mager. Es war ein Wilder, nicht im Geringsten wie die anderen »zivilisierten« Kreaturen, die von den Überresten der Menschheit lebten. Dies war ein wahres Tier.
    Die Prinzessin rammte ihm den Ellbogen ins Gesicht. Dabei rissen seine Fangzähne ihre Haut auf, und ein Grunzen verriet, dass der Schlag Wirkung zeigte. Sie sprang auf die Füße, doch er packte ihren Rock und riss sie erneut von den Beinen. Bäuchlings prallte sie auf den Boden. Mit einem heftigen Ruck wurde sie im Wasser zurückgerissen, und ihr offener Mund füllte sich mit der ekligen Brühe. Verzweifelt kratzten ihre Hände auf der Suche nach Halt über den Boden. Was sie stattdessen fand, war göttliche Vorsehung.
    Adele wälzte sich auf den Rücken und schwang beidhändig und mit aller Kraft die wiedergefundene Hellebarde. Singend beschrieb die Waffe einen unsichtbaren Bogen. Nur ein widerwärtiges, schmatzendes Geräusch und ein kaum merklicher Widerstand an der Klinge sagten ihr, dass sie getroffen hatte. Dann klatschte etwas neben ihr ins Wasser, und sie spürte, wie ein runder Gegenstand an ihrem Bein vorbeirollte.
    Der Kopf der Kreatur. Zumindest ein Teil davon.
    Einen Augenblick später brach der Körper des Vampirs über ihr zusammen. Adele zappelte wild, um sich zu befreien, doch sein totes Gewicht und ihre erschöpften Muskeln machten es schwierig. Die Art, wie der Vampir zuckte, schien ihn mit neuem Leben zu erfüllen, obwohl ihr Verstand ihr mit Bestimmtheit sagte, dass er tatsächlich tot war. Endlich schob sie sich unter ihm hervor und krabbelte zur Wand des Tunnels, wo sie sich heftig nach Luft ringend niederließ. Das Wasser, das aus ihrem Haar tropfte, fühlte sich wie kalte Tränen auf ihrem Gesicht an.
    Adele zitterte unkontrolliert. Sanft berührte sie ihre brennende Wange und tastete dann hinunter, um ihren Hals zu untersuchen, der fürchterlich schmerzte, vor allem, wenn sie schluckte. Sie spürte abgeschürfte Haut, aber der Schaden schien nicht besonders groß zu sein. Sie schätzte sich glücklich, überhaupt überlebt zu haben. Der Vampir hatte alle Vorteile auf seiner Seite gehabt, da er im Gegensatz zu seinem Opfer im Dunkeln sehen konnte. Er hatte sie unterschätzt – der einzige Grund, warum sie noch am Leben war.
    Adeles Kräfte waren aufgebraucht. Die Erschöpfung zehrte an ihr, und jede Blessur und Wunde schmerzte. Sie musste sofort von diesem Ort entkommen, solange sie noch Energie hatte. Wenn ein wilder Vampir dort Unterschlupf gefunden hatte, dann vielleicht auch noch ein Dutzend weitere. Indem sie sich an der Wand abstützte, erhob sie sich wacklig und tat schlurfend ein paar Schritte. Dann blieb sie stehen. Sie wusste nicht, in welche Richtung sie gegangen war. Im Kampf war sie so oft herumgewirbelt worden, dass sie nicht mehr sicher sein konnte. Ein Fluch schlüpfte ihr über die Lippen.
    Beruhige dich, dachte sie wütend. Deine Chancen stehen schlimmstenfalls fünfzig zu fünfzig. In beiden Richtungen war kein Lichtschein zu sehen. Such dir eine aus. Tief holte sie Luft und marschierte los.
    Stunden schienen zu vergehen. Zu Adeles Erleichterung ging das Wasser allmählich zurück, und der Tunnel schien sich leicht nach oben zu neigen. Schließlich stieß sie gegen etwas Festes. Schmutzverkrustete Finger berührten eine hölzerne Konstruktion.
    Stufen. Sie hatte eine Treppe gefunden. Der Weg, den sie gewählt hatte, war der richtige gewesen. Zu ihren Füßen stand kein Wasser mehr, deshalb hoffte sie, dass das Holz nicht verfault war wie am anderen Ende. Es hielt ihrem Gewicht stand, als sie sich dagegenlehnte, ohne dass es wackelte oder Staub von oben auf sie herabregnete. Vielleicht war ihr das Glück immer noch hold.
    Mit zitternden Händen ergriff sie die Handläufe, holte tief Luft und machte den ersten Schritt. Es hielt. Dann noch einen und noch einen. Sie musste jedes Quäntchen

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