Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel
glaube, sie war wirklich ihn in verliebt. Zumindest am Anfang. Dann hat sie hinter seine Fassade geblickt.
Sie hatte eine Affäre.« Kirais Stimme klang überraschend fest. »Als ich noch ein Kind war. Mit einem seiner Stellvertreter. Als er das heraus bekam ... mein Vater ... er hat den Mann auseinander nehmen lassen. Ich meine, im wahrsten Sinne des Wortes. Und sie ... er hat sie ...« Sie sprach nicht weiter. Schloss die Augen.
»Sorry«, sagte Garlyn. Er überlegte, ihr den Arm auf die Schulter zu legen, aber etwas hielt ihn zurück.
Kirai öffnete wieder die Augen. Sie blickte zu Boden. »Er hat alle Bilder von ihr verbrannt. Hat ihren Namen nie wieder ausgesprochen. Als hätte es sie niemals gegeben.«
Garlyn schwieg, während er versuchte, sich vorzustellen, was sie miterlebt hatte.
»Mich hat er hier eingesperrt. Zu meinem eigenen Schutz, meinte er. Dabei hat er nur Angst gehabt. Dass sein geliebtes Töchterchen ihn auch verraten könnte. Mit einem seiner Feinde durchbrennt oder was weiß ich.«
»Ich«, setzte Garlyn an, dann zögerte er. »Ich hatte das Gefühl, dass er dich ernsthaft liebt.«
»Oh ja«, sagte sie düster. »Er liebt mich. Er liebt mich genauso wie seine verdammten Kunstwerke, diesen verfluchten Palast. Sein Geld. Seine Macht.«
Garlyns Blick glitt vorbei an den umgebenden Bäumen, auf der Suche nach verborgenen Kameras und Überwachungsdrohnen. »Ähm«, sagte er. »Du weißt, dass wir sehr wahrscheinlich abgehört werden, oder?«
»Na und?« Sie zuckte mit den Achseln. »Er weiß, wie ich darüber denke. Über ihn .« Ihre Stimme loderte vor Hass.
»Aber er hat es nicht geschafft«, sagte Garlyn. »Dich hier einzusperren.« Ihm war nicht ganz wohl dabei, über Waridur zu sprechen, während dieser im Verborgenen lauschte.
»Ich wollte die Galaxis sehen«, sagte Kirai. »Die ganzen Dinge und Welten, die ich nur aus dem Holo kannte. Die Silbernova. Das Glasmeer von Nio.« Ihre Augen leuchteten auf. »Die Sonnenwanderer!«
Garlyn lächelte und fragte sich, ob es sie ärgern würde, wenn er ihr verriet, dass Rick und die anderen die legendären Sonnenwanderer tatsächlich einst mit eigenen Augen gesehen hatten, als diese sich auf dem Weg zu ihrem Mutterstern befunden hatten, um dort zu sterben. Ein Schauspiel, das nur den allerwenigstens Raumfahrern zuteil wurde. Aber er sah davon ab. Sie vermisste die Sterne schon schmerzlich genug.
»Und du?«, fragte sie. »Wohin wolltest du?«
Garlyn dachte an die Abhörvorrichtungen und sagte: »Vielleicht erzähl’ ich dir das auch irgendwann.«
Sie wirkte traurig. »Es tut mir leid«, sagte sie.
»Was genau?«
»Dass du jetzt hier bist. Dass du auch in seine Fänge geraten bist. Was auch immer er von dir will.«
»Ach was.« Garlyn heuchelte Sorglosigkeit. »Ist nur ’ne kleine Planänderung für mich. Nichts Ernsthaftes.«
Sie schien zu spüren, dass er ihr etwas vormachte. »Es tut mir leid«, sagte sie wieder.
»Hey«, sagte er. »Dafür haben wir uns getroffen.«
Sie sah ihn an, unsicher, interessiert. Er entgegnete ihren Blick, zeigte ein tapferes Lächeln und rückte näher an sie heran. Sie tat das selbe. Ihre Lippen waren blass wie Marmor, aber sehr schön.
»Wenn ich kurz unterbrechen dürfte.«
Sie zuckten beide zusammen.
Heska stand vor ihnen. Grinsend, ein böses Feuer in den Smaragdaugen.
Er hatte sich angeschlichen wie ein verfluchter Warg.
»Wir sind beschäftigt«, sagte Garlyn, ohne zu wissen, woher er den Mut dafür nahm.
»Das sehe ich«, sagte Heska vieldeutig. Kirai funkelte ihn finster an, aber das schien ihn nur noch mehr zu erheitern. »Dein Vater wünscht, dich zu sprechen«, sagte er. »Jetzt.«
Garlyn sah Kirai zittern, auch wenn sie versuchte, es zu unterdrücken. Ihr Hass auf Heska schien die Dschungelnacht noch weiter anzuheizen.
Aber sie gehorchte, wenn auch widerwillig.
Garlyn spürte ein Wühlen in seinem Magen von seiner Sorge um sie. »Kirai«, sagte er. »Sehen wir uns wieder?«
»Ich hoffe es«, sagte sie und ließ sich von Heska zurück in den Palast geleiten.
Garlyn sah ihr lange nach, die Fäuste geballt, sein ganzer Körper vor Wut bebend. Sollte Waridur sie auch nur anfassen, er würde ihn töten. Mit seinen eigenen Händen, wenn nötig.
Ich hol’ dich hier raus , schwor er ihr. Egal wie, egal, was es kostet – ich hol’ dich hier raus und wir hauen von hier ab. Zusammen.
Dann bemerkte er die dunkle Strahlung, die von seinem rechten Unterarm ausging.
Die Schattenhelix war
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