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Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel

Titel: Schattenraum 01 - Garlyn - Das Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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ähnlich«, sagte er leise.
    Kirai erschrak beinahe. Es war das erste Mal, dass er ihre Mutter erwähnte, seit der Nacht, in der er sie getötet hatte.
    »Du weißt, dass ich dich liebe, Kirai, nicht wahr?«
    Sie nickte.
    »Sag es.«
    »Ich ...«
    »Sag es!«
    »Ja«, sagte sie mit trockener Kehle. »Ich weiß es. Und ... ich liebe dich auch, Vater.«
    Er schien es zu glauben und lächelte gerührt. Seine Finger fuhren ihren Hals entlang. Sein Blick wirkte, als bewundere er die Schönheit eines seiner Gemälde. Sie ließ es wortlos über sich ergehen, ließ ihren Verstand an einen anderen Ort wandern.
    Dann spürte sie seine Hand um ihren Hals; sie ächzte, als er zudrückte.
    »Nie wieder«, raunte er. »Hast du mich verstanden? Wenn du das nächste Mal davon läufst, werde ich dich wieder finden, egal, wo du dich versteckst. Ich werde dich einfangen und ich werde deinen Willen brechen. Du weißt, dass ich das kann. Hast du mich verstanden, Kirai?«
    Sie nickte, unfähig zu sprechen. Seine Fingernägel schnitten ihr in die Haut.
    »Gut«, sagte er und ließ sie los. Sein Ausdruck milderte sich. Sie wagte es nicht, sich zu entspannen.
    Stirb , dachte sie, und spürte eine Flut von Trauer, Angst und Hass in sich aufsteigen. Stirb und lass dich von deinem Dasrok fressen!
    »Sie sind übrigens tot«, sagte er wie beiläufig. »Meine Leute, denen du damals entkommen bist. Sie werden dir kein zweites Mal helfen.«
    Also hat es funktioniert , dachte Kirai, unendlich erleichtert. Er weiß von nichts. Tiru lebt! »Es wird kein zweites Mal geben«, sagte sie und noch während sie die Worte aussprach, drohte ein neuer Wirbel aus Verzweiflung sie zu verschlingen wie ein schwarzes Loch.
    »Natürlich nicht«, sagte ihr Vater. Er trat an seinen Schreibtisch. Mit einer Geste aktivierte er das Holokom. Der Blick seines Dasroks haftete an ihr, als sähe das Mistvieh sein nächstes Abendessen vor sich.
    Die roten Augen des Ungeheuers erinnerten sie an die schwarzen Facettenaugen des Käfers im Garten; an die Insektenaugen aus ihren Träumen, die in der ersten Nacht ihrer Flucht begonnen hatten.
    »Wie hat Heska mich überhaupt gefunden?«, fragte Kirai, bemüht, ihre Stimme so emotionslos wie möglich klingen zu lassen.
    Sie hörte hinter sich ein leises, wissendes Lachen von Heska. Ihr Vater lächelte geheimnisvoll. »Das bleibt mein kleines Geheimnis«, sagte er.
    Und du kannst daran ersticken , dachte sie. Sie war immer in Bewegung geblieben, immer auf der Flucht. Was hatte er getan? Wie hatte er es geschafft? Dass sie die Antwort vielleicht niemals erhalten würde, zehrte an ihr.
    Er schien sich dessen sehr wohl bewusst zu sein. Und er genoss es. »Gute Nacht, Tochter.«
    »Gute Nacht, Vater.« Sie tat eine knappe Verbeugung. Heska gab die Tür frei, doch nicht ohne ihr ein höhnisches »Schlaf gut« zuzuflüstern.
    Als sie zurück in den Korridor trat, spürte sie den Drang, sich zu übergeben, während gleichzeitig eine Kette aus kaltem Eisen ihren Hals zerdrückte. Wieder spürte sie die Finger ihres Vaters auf ihrer Haut und ihr Ekel ließ sie nach Luft schnappen.
    Mutter, hilf mir , dachte sie. Bitte hilf mir!
    »Sie ist nicht dumm, Boss«, sagte Heska. »Sie wird so was nicht noch mal abziehen.«
    Waridur antwortete nicht. Er stand über seinen Schreibtisch gebeugt, die Arme auf dem Düsterholz abgestützt. Unter seinen Fingern leuchteten die bunten Anzeigen des Holokom-Interfaces. Skra schlich um seinen Herren herum, um Aufmerksamkeit buhlend.
    »Boss?«, fragte Heska.
    »Was ist mit dem Jungen?« Waridur sah ihn nicht an.
    »Wir haben ihn im Auge.«
    »Bringt ihn in seine Suite und verriegelt sie.«
    »Was ist mit dem Ding an seinem Arm? Wenn das Teil wirklich gefährlich sein sollte ...«
    Waridur grunzte verächtlich. »Wenn es irgendeine Waffe wäre, hätte er sie längst zum Einsatz gebracht.«
    »Vielleicht.« Heska rieb sich das Kinn.
    »Falls er irgendwas versucht, betäubt ihn. Aber brecht ihr ihm auch nur einen Fingernagel –!«
    »Keine Sorge, Boss. Der Bengel bleibt in einem Stück.«
    »Das sollte er besser. Oder du endest in tausend Stücken.« Waridur sah ein Licht auf dem Interface aufblitzen. »Es ist so weit. Seine Scheußlichkeit ist endlich bereit für eine Audienz.«
    Heska brachte einen respektvollen Abstand zwischen sich und den Schreibtisch. Er sah, wie Waridur die eigene Haltung straffte, den Seidenmantel zurechtrückte und seine beiden Bartsträhnen glättete. Er wusste nicht, wann er seinen

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