Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
Vom Netzwerk:
dass er euch beschatten. Und dass er gehen würde so weit.«
    »Ich weiß. Aber das macht die Sache nicht besser. Ich habe die Frau, die ich liebe, in Gefahr gebracht. Ich würde niemals wieder glücklich werden, wenn ihr etwas zustieße.«
    Ich versuchte, die Augen einen Spalt zu öffnen. Das gelang nicht. Es fühlte sich an, als wären meine Lider aneinander festgeklebt. Ich konnte sie nicht aufmachen. Allein der Versuch strengte mich so sehr an, dass ich erneut in bodenloses Nichts sank, nur um einen Augenblick später wieder aufzuwachen.
    Wo war ich? Ich hatte keine Ahnung. Aber ich konnte Wärme spüren und den leichten Druck einer Hand, die mich schon oft berührt hatte. Ich wollte sagen: Macht euch keine Sorgen. Ich bin hier! Doch kein Laut kam über meine Lippen. Ich war in einem Körper gefangen, der einfach nicht meinen Befehlen gehorchen wollte.
    »Vater wird erfahren alles von mir, und er gerechte Strafe über Kronn sprechen wird.«
    »Verbannung. Weniger hat dieser Mistkerl nicht verdient.«
    Jemand beugte sich über mich. Ich hörte ein Knarren, spürte, wie das Polster nachgab und sich ein Schatten über mich legte.
    »Ihre Familie es erfahren muss. Sie sich Sorgen machen«, sagte Hevova.
    »Ich weiß. Aber ich konnte sie nicht allein lassen. Würdest du vielleicht … ich weiß, das ist viel verlangt. Du fühlst dich in ihrer Stadt unwohl. Doch ich kann jetzt nicht von ihrer Seite weichen.«
    »Das verstehen ich. Doch sieh, schon spät ist. Morgen, wenn Sonne aufgegangen, ich werde mit Tante von Jorani sprechen. Jetzt ich nach Ven’Callas zurückkehren, um zu reden mit Siruwathi. Er erfahren muss, welch Gewürm lebt unter ehrenhaften Ti’tibrin.«
    »Gut.«
    Der Schatten entfernte sich. Schritte waren zu hören, dann das Klacken einer Tür.
    Der Griff um meine Hand wurde fester, und ich spürte feuchte Lippen auf meiner Haut. »Jorani, bitte werde wieder gesund.«
    Das werde ich. Mach dir keine Sorgen, wollte ich rufen, aber meine Stimme gehorchte mir nicht. Ich konnte mich einfach nicht bemerkbar machen. Es war, als wäre ich in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein gefangen. Nur meine Augenlider bewegten sich leicht. Ich versuchte, mit ihnen zu zwinkern, um auf mich aufmerksam zu machen. Da endlich reagierte er, wie ich es erhofft hatte.
    »Jorani, du bist ja wach!«
    Er ließ meine Hand los, fasste nach meinem Gesicht und küsste mein Kinn, meine Wangen und meine Stirn. »Meine Jorani.«
    »Rin …«, hauchte ich und traute meinen Ohren kaum. Endlich funktionierte meine Stimme wieder! Nachdem mein Verstand längst erwacht war, schien sich auch mein Körper aus seiner Starre zu befreien.
    Jetzt spürte ich den Schmerz in meinen Armen und Beinen. Ich war nackt unter der Decke. Die Wunden brannten, die Schmerzsignale erreichten mein Gehirn.
    »Wo bin ich?«
    »Bei mir. In der Hütte. Am Waldrand.«
    Zärtlich strich seine Hand über meine Wange. Sie fühlte sich so kalt an. Vielleicht hatte ich Fieber.
    »Was ist geschehen?« Ich erinnerte mich nicht. Das heißt, ich hatte eine dunkle Ahnung, wusste von einem Kampf. Aber alles, was danach kam, war verschwunden.
    »Ich habe Kronn besiegt. Er ist geflohen, und Hevova hat uns im Wald gefunden. Sie half mir, dich hierherzubringen. Du bist jetzt in Sicherheit, hörst du, mein kleines Stadtmädchen?«
    »Es tut so weh.«
    Das Sprechen strengte mich sehr an, und ich musste eine Pause einlegen. Rin zog die Wolldecke bis zu meinem Kinn hoch und setzte sich auf den Stuhl zurück, um über mich zu wachen.
    »Ich weiß. Das muss es auch. Es ist die Wirkung des Rikamiah. Bald hast du alles überstanden. Vertrau mir. Versuch zu schlafen, dich auszuruhen. Ich bleibe hier bei dir.«
    Ich wollte protestieren, schließlich hatte ich meinen Körper gerade erst mühevoll wach bekommen. Aber Rin kannte sich als angehender Schamane mit Erkrankungen und Verletzungen besser aus als ich. Er wusste, dass mein Körper noch Ruhe brauchte, und er hatte recht. Ich schlief tatsächlich sehr schnell wieder ein, doch kam genauso schnell wieder zu mir. Zumindest bildete ich mir das ein. In Wahrheit waren die Nacht und der darauffolgende Tag bereits vergangen. Für mich machte es keinen Unterschied. Erst Rin machte mich darauf aufmerksam, wie lange ich tatsächlich geschlafen hatte. Es erschreckte mich, so lange außer Gefecht gewesen zu sein. Ich hatte tatsächlich nichts um mich herum mitbekommen, hatte wie ein Stein geschlafen. Wenigstens fühlte ich mich jetzt

Weitere Kostenlose Bücher