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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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wies an der rechten Rumpfseite und der rechten Leistenbeuge vier Verletzungen auf. Hervorgerufen durch die bei der Explosion freigesetzten Plastik- und Metallteilchen.»
    Er sah sich im Kreis seiner Kollegen um. Zwei jüngere Beamte machten sich stichwortartige Notizen.
    «Eines dieser geschossartigen Teile war in die rechte Rumpfseite in Höhe der achten Rippe in den Körper eingedrungen, hatte den rechten Lungenlappen durchschlagen, das Organ praktisch aufgesprengt und dabei größere Gefäße der Leberpforte verletzt. Allein aus der Bauchhöhle hat der Präparator bei der Obduktion rund 1500 Milliliter Blut herausgeschöpft.»
    Steenhoff sah auf seinen Block und beschloss, die weiteren Verletzungen des Gärtners nur kurz zu beschreiben. Brückner hatte zugesagt, seinen detaillierten Bericht am nächsten Tag abzuliefern. «Wie ihr alle wisst, starb der Mann noch am Tatort», beendete er schließlich seine Einführung. Dann verteilte er die Aufgaben.
    Steenhoff wusste, dass die Ergebnisse der Kriminaltechniker sowie die Berichte der Delaborierer und der Tatortgruppe ihre Ermittlungen in eine ganz andere Richtung leiten könnten. Nach und nach würden die einzelnen Informationen bei ihm eingehen. Wie bei jedem Kapitalverbrechen. Eigentlich.
    Doch dieser Fall war anders. Natürlich war jedes Tötungsdelikt ein Drama. Aber wenn die Ermittler am Tatort eintrafen, war die Geschichte in den meisten Fällen, wenn auch blutig, beendet.
    Diesmal stecken wir mittendrin, dachte Steenhoff beklommen. Auch die Muster waren nicht vergleichbar mit sonstigen Fällen. Es gab keinen eifersüchtigen Ehemann, keine betrunkene Freundin, keinen Sorgerechtsstreit und auch keinen ungeliebten Sohn, der an die Lebensversicherung seines Vaters wollte. Stattdessen hatte jemand mitten in einem Bremer Park eine Bombe gelegt, die Polizei anonym gewarnt, aber nichts von der Landmine gesagt, die einige Meter daneben verbuddelt war. Die Tat eines Irren? Dagegen sprach sein überlegtes Vorgehen. Oder steckte ein politisches Motiv hinter dem Attentat?
    Noch tappten sie völlig im Dunkeln.
    Sie mussten so schnell wie möglich mehr über diesen Sprengsatz wissen. Wie war er aufgebaut? Und wie war der oder die Täter an den Sprengsatz gekommen? Welche technischen Kenntnisse brauchte der Unbekannte, und wie viel Zeit hatte er dazu benötigt?
    Steenhoff merkte, dass er über die unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen, die alle nur kurz USBV nannten, so gut wie nichts wusste. Zwar hatte er vor einigen Jahren schon einmal einen solchen Fall bearbeitet, doch der war mit dem aktuellen nicht zu vergleichen. Damals hatten einige junge Männer aus der linksextremen Szene Sprengsätze gebaut und sie unter Streifenwagen der Polizei deponiert. Ein Konstruktionsfehler verhinderte, dass sie explodierten. Mit Hilfe der Fingerabdrücke gelang es schließlich, einen der Täter zu identifizieren. Ob es für den Bau solcher Sprengsätze wohl im Internet Bauanleitungen gab? Seine Kollegen würden es überprüfen. Zudem mussten sämtliche Landeskriminalämter abgefragt werden, ob es in letzter Zeit ähnliche Drohanrufe oder Anschläge gegeben hatte. Außerdem galt es, den Anruf des Täters auszuwerten.
    Steenhoff zwang sich, ruhig zu bleiben. Er durfte nichts übersehen. Sie mussten systematisch und überlegt an den Fall herangehen.
    Er spielte den Anruf bei der Feuerwehr mehrere Male seinen Kollegen vor. Dann teilte er die Beamten ein, die sich um die unterschiedlichen Fragen kümmern sollten.
    Navideh Petersen berichtete, dass gegen Abend eine Pressekonferenz geplant war. Das Medienecho nach der Explosion im Park war groß, und die Polizei hatte bislang kaum Details bekanntgegeben. Manche Journalisten, die sich bei der Pressestelle meldeten, gingen noch von einem Blindgänger aus und fragten nach Bauarbeiten im Park. Die Mitarbeiter der Pressestelle hatten strikte Anweisung, die Hypothesen der Anrufer bis zur Pressekonferenz weder zu dementieren noch zu bestätigen.
    Frank Steenhoff wusste, die Journalisten würden den Fall begierig aufsaugen. Die Fakten waren so ungewöhnlich, dass der Anschlag bundesweit für Schlagzeilen sorgen würde. Er sollte bei der Pressekonferenz dabei sein, doch er hatte sofort abgelehnt. Andere Dinge waren jetzt wichtiger. Das mussten seine Vorgesetzten erledigen.
    Schließlich hatten sich der Abteilungsleiter und der Polizeipräsident bereit erklärt, in die Pressekonferenz zu gehen. Die eigentlichen Ermittler sollten diesmal aus den

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