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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Schlagzeilen herausgehalten werden.
    Die Medien, die ihnen unweigerlich nach der Pressekonferenz am frühen Abend im Nacken sitzen würden, sollten vielmehr dazu benutzt werden, um mehrere Fragen an die Anwohner des Parks zu stellen.
    «Der Täter wird die Bombe ja nicht tagsüber im Beet vergraben oder im Holzpfosten installiert haben», sagte Steenhoff am Ende seiner Ausführungen. «Vielleicht hat ihn jemand nachts oder frühmorgens in dem Park gesehen. Jemand, der gerade seinen Hund ausführte, oder ein Nachtschwärmer, der die Abkürzung durch den Park nahm, oder ein Arbeiter, der zur Frühschicht musste. Der Täter wird den Sprengsatz vermutlich nicht lange vor seinem Anruf platziert haben. Schließlich wollte er ja offensichtlich nicht, dass jemand zu Schaden kam.»
    «Und dennoch ist ein Mann tot, und ein anderer liegt auf der Intensivstation», warf einer der jüngeren Beamten ein.
    Hans Jakobeit nahm Steenhoffs Faden auf. «Ja, aber aus der Perspektive des Täters ist das nicht seine Schuld. Er hat die Feuerwehr gewarnt. Er hat sie ja sogar ermahnt …» Jakobeit schaute auf ein Blatt, das er in der Hand hielt, und las vor:
«Seid vorsichtig. Berühren verboten. Niemand ist sicher. Jeden kann es treffen, der unbekannte Pfade beschreitet. Nicht immer ist der Weg das Ziel.»
Er hustete trocken. «So redet niemand, der will, dass Menschen in die Luft fliegen. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass er vermutlich ein Bekennerschreiben hinterlassen hat.»
    «Die Logik eines Verrückten», kommentierte Frederike Balzer sarkastisch.
    Steenhoff kratzte sich am Kopf. «Wenn wir eine Logik hinter dem Ganzen entdecken würden, wären wir schon einen gewaltigen Schritt weiter.»
    Doch keiner der Beamten konnte sich einen Reim auf die beiden Worte auf dem Zettel machen.
    «Was ist mit dem Mann, der auf der Intensivstation liegt?», wandte sich Jakobeit an Frederike Balzer.
    «Die Ärzte lassen uns noch nicht zu ihm», erwiderte sie.
    Steenhoff nahm an, dass der Mann nicht viel Neues sagen konnte. Ein typischer Knallzeuge, der nicht wusste, was passiert war.
     
    Nach knapp drei Stunden trennte sich die Gruppe. Alle machten sich an die Arbeit. Mehrere Schutzpolizisten, die bei der frühmorgendlichen Suchaktion beteiligt gewesen waren, mussten noch vernommen werden. Steenhoff wollte erneut mit Martin Möller sprechen.
    Er erreichte den Polizisten zu Hause. Obwohl er im niedersächsischen Umland wohnte, sagte Möller sofort zu, wieder nach Bremen hineinzufahren. Aber die Vernehmung ergab nichts Neues.
    Möller schilderte noch einmal ausführlich, wie sie den Park nach Taschen, Kartons oder Gegenständen abgesucht hatten. Freimütig räumte er ein, nicht daran geglaubt zu haben, etwas Verdächtiges zu finden.
    «Deswegen hatte ich auch keine Delaborierer angefordert. Der anonyme Hinweis klang einfach viel zu verrückt.» Er schüttelte den Kopf und schlug heftig mit einer Hand auf die Tischkante. «Eine Bombe! Am Hauptbahnhof oder auf dem Freimarkt, ja, vielleicht. Aber nachts in einem kleinen Park vor einem Kindergarten …» Er sah Steenhoff bittend an. «Hättest du das ernst genommen?»
    Steenhoff wusste, Möller quälten Schuldgefühle. Ein Gärtner tot, der andere schwerverletzt auf der Intensivstation. Damit würde sein Kollege künftig leben müssen.
    «Ihr hattet wenig Chancen, dieses Drecksding zu finden», sagte Steenhoff bestimmt. Er verschwieg Möller, dass die Bombe vermutlich in dem Holzpfosten mit dem Hinweisschild versteckt war. Sollte der Täter tatsächlich eine Nachricht darauf hinterlassen haben, würde es Möller noch früh genug erfahren. Nicht auszudenken, wenn Marlowski mit seinen Vermutungen recht behielt! Die Angehörigen der Opfer und die Presse würden die Polizei zu Recht mit heftigen Vorwürfen überziehen.
    Die beiden Männer schwiegen. Bis Steenhoff einen neuen Anlauf nahm.
    «Ich weiß, du bist das schon ein paarmal gefragt worden, aber hast du irgendjemanden in der Nacht im Park bemerkt? Einen Radfahrer, jemanden, der seinen Hund ausführt, ein Liebespaar?»
    «Ich denke über nichts anderes mehr nach, aber …» Möller stockte. «Mein Kopf ist total leer. Ich habe Mühe, mich zu erinnern, wie wir von der Wache zum Park kamen. Ich höre immer nur diesen Knall. Und dann sehe ich, wie der Anhänger des Pritschenwagens durch die Luft wirbelt. Und dieses abgerissene Rad, das über den Rasen rollt …» Er atmete schwer. «Ich bilde mir sogar ein, dass ich noch die Druckwelle

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