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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Steenhoff kam die Sendung vollkommen überraschend. Er hatte sich für das Geschenk nicht bedankt und sich entschieden, keinen weiteren Kontakt zu ihr zu suchen. So hatten sie es beide auf Korsika verabredet. Doch dann hatte Chris ihn auf dem Handy angerufen. Und nun sogar zu Hause.
    Es war schon spät. Morgen würde er versuchen, sie zu erreichen.
    Oder übermorgen.
    Ihre Anrufe mussten aufhören.

[zur Inhaltsübersicht]
    07
    Sigrid Werlemann warf einen Blick auf die Uhr. Heute hatte sich alles gegen sie verschworen. Bis 8 Uhr würde sie nie rechtzeitig im Büro sein. Dabei war sie stets die Erste und durfte sich als Chefsekretärin keinen Fehler leisten. Und sie hatte sich auch noch nie einen geleistet. Jedenfalls keinen, der aufgefallen wäre. Sie hatte noch den Satz ihres Chefs bei der vergangenen Weihnachtsfeier im Ohr: «Der eigentliche Kopf des Unternehmens, Frau Werlemann, sind doch Sie.» Er hatte ihr dabei charmant zugeblinzelt.
    Natürlich hatte sie widersprochen. Doch insgeheim hatte sich Sigrid Werlemann oft gefragt, wie es Hasso von Germershausen ohne sie schaffen würde. Selbst an seine privaten Termine musste sie ihn regelmäßig erinnern. Und sogar an den Geburtstag seiner Frau.
    Gerade wollte Sigrid Werlemann ihr kleines Küchenradio aussschalten, als die Sendung von einer Eilmeldung unterbrochen wurde: «In der Neustadtscontrescarpe kam es heute Morgen gegen 7.15 Uhr zu einer Explosion …»
    Sigrid Werlemann legte ihren Toast auf den Teller zurück und drehte lauter.
    «… Ein Mitarbeiter des städtischen Eigenbetriebes
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kam dabei ums Leben, ein weiterer wurde schwer verletzt», sagte der Radiosprecher und schaltete zu einem Reporter des Senders um, der bereits im Park in der Neustadt stand.
    In wenigen Sätzen beschrieb der Mann, dass die beiden Gärtner offenbar kurz zuvor mit ihrem Fahrzeug auf eine Bombe im Park gefahren waren.
    «Der Ort des Geschehens ist weiträumig abgesperrt. Auf den Bürgersteigen stehen Krankenwagen und Einsatzfahrzeuge der Polizei. Alle paar Minuten fahren neue Einheiten vor. Ihre Hauptaufgabe scheint vor allem darin zu bestehen, die vielen Schaulustigen abzuhalten, den Park zu betreten.» Die Stimme des Reporters vibrierte. «Von dort, wo ich jetzt stehe, sehe ich einen tiefen Krater im Rasen und den völlig zerstörten Anhänger eines Pritschenwagens. Über dem Park kreist ein Hubschrauber. Im Park und der näheren Umgebung herrscht das reinste Chaos», beschrieb der Reporter seine Eindrücke weiter.
    «Gibt es schon erste Erkenntnisse, wie es zu der Explosion kommen konnte?», erkundigte sich der Sprecher im Studio.
    «Die Polizei machte bislang keine Angaben zu dem tödlichen Zwischenfall im Bremer Süden. Die Pressestelle kündigte jedoch für heute Abend eine Pressekonferenz an und …» Die letzten Worte des Reporters gingen im lauten Rotorengeräusch des Hubschraubers unter. Sekunden später war seine Stimme wieder deutlich zu hören. «… Unbestätigten Informationen zufolge soll es sich um einen Anschlag handeln.»
    Sigrid Werlemann starrte ungläubig auf ihr Radio.
    Die Stimme des Reporters bekam einen dramatischen Unterton: «Wie aus Kreisen der Feuerwehr zu erfahren war, soll der Attentäter den Behörden in der Nacht einen Hinweis auf die Bombe gegeben haben. Warum die Polizei dennoch die beiden Gärtner in den Park hineinließ, steht noch nicht fest. Ein Sprecher der Polizei gab auf Nachfrage keine Erklärung dazu ab und verwies auf die laufenden Ermittlungen sowie auf die Pressekonferenz am Abend.»
    Der Moderator bedankte sich bei dem Reporter und kündigte eine Sondersendung zu dem Vorfall in der Mittagssendung an. Dann leitete er über zu den Auslandsnachrichten.
    Sigrid Werlemann rieb sich ihren verspannten Nacken. Fieberhaft begann es in ihr zu arbeiten. Der Umschlag mit der nach links umgekippten Handschrift kam ihr wieder in den Sinn. Ihr Puls ging schneller.
    Einen Monat war es her, dass der letzte Brief für gereizte Stimmung bei Hasso von Germershausen gesorgt hatte. Der Unbekannte versuchte,
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zu erpressen. Nicht das erste Mal. Die Sekretärin konnte sich an ein weiteres dieser Schreiben erinnern. Das Unternehmen sollte eine größere Summe an eine Organisation zahlen. Mehr wusste sie nicht. Hasso von Germershausen hatte beide Briefe jeweils nur überflogen und sie dann zerrissen. In einer heftig geführten Unterredung mit seinem Geschäftsführer hatte von Germershausen mit seinem Stift auf den Tisch geklopft

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