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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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luxuriöser Ferienhäuser ein neues Objekt begutachtete. Anschließend wollte sie nach Portugal weiterfliegen. Ira hatte Petersen aber angeboten, ihr nach der Reise dabei zu helfen, Bilder aufzuhängen und neue Jalousien auszusuchen. Navideh war dankbar auf den Vorschlag eingegangen.
    Ihre Freundin Judith hatte sich für eine Wohnung im Bremer Stadtteil Findorff entschieden. Das in den sechziger Jahren verklinkerte Haus gefiel Navideh aber überhaupt nicht. Verglichen mit dem Altbremer Haus, in dem sie erst mit Vanessa und dann mit Jorges gelebt hatte, wirkte es wenig einladend. Judith entschied sich trotzdem dafür.
    Petersen studierte weiter die Anzeigen in der Zeitung. Doch nichts schien zu ihr zu passen. Die Einfamilienhäuser, die sie sich anschaute, waren für Paare mit Kindern geplant. Die leeren, unbelebten Räume hätten ihr permanent den Spiegel vorgehalten, dass sie künftig allein leben würde. Ein Kollege gab ihr schließlich den Tipp mit einer ausgebauten Dachgeschosswohnung in der Nähe des Weser-Stadions.
    «Nicht ganz billig und auch etwas laut, aber dafür mit viel Charme», hatte ihr der Mann aus dem Betrugsdezernat vorgeschwärmt. Steenhoff, der sich am Abend mit seiner Frau im selben Stadtteil im Kino verabredet hatte, bot sich an, Petersen bei der Wohnungsbesichtigung zu begleiten.
    Navideh war sofort begeistert. Die Villa lag am Osterdeich, der einstigen Prachtstraße, die aus der Altstadt hinausführte. Haus für Haus zeugte von dem Reichtum früherer Bremer Kaufmannsfamilien in den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Viele der Anwesen besaßen parkähnliche Vorgärten, in denen Rotbuchen mit mächtigen Baumkronen standen.
    Petersen öffnete das mannshohe, eiserne Gartentor. Die im Jugendstil gehaltene Eingangstür war offenbar originalgetreu nachgebaut worden, besaß dafür aber moderne Sicherheitsschlösser, wie Navideh sofort erkannte. Auf ihr Klingeln öffnete eine ältere Frau, die sie freudig durch das Haus führte. Navideh schätzte sie auf Mitte 70.
    Als sie über den Flur der ersten Etage gingen, drehte sie sich zu Petersen um. «Sie suchen also etwas für sich und Ihren Mann?» Ihr Blick streifte Steenhoff.
    «Nein. Nur für mich. Das ist übrigens nicht mein Mann, sondern mein Kollege, Frank Steenhoff.»
    Die alte Frau warf beiden einen fragenden Blick zu, sagte aber nichts weiter.
    Die Wohnung bestand aus einem riesigen Wohnzimmer, das durch Dachschrägen und dicke Holzbalken unterteilt war, und einem kleinen Schlafzimmer. Zum Osterdeich ging ein quadratischer Balkon hinaus, um den sich eine gewaltige Glyzine rankte. Ihr gedrehter Stamm war uralt und schien mit dem Geländer verwachsen zu sein. Links vom Balkon konnte man die Tribünen des Weser-Stadions sehen. In rund 100 Meter Entfernung floss die Weser am Haus vorbei. Binnenschiffe und Ruderer waren auf dem Fluss unterwegs. «Das ist wirklich schön», sagte Navideh anerkennend. Steenhoff nickte. Nachdem sie einen Augenblick lang den Ausblick genossen hatten, drehte er sich zu der Frau um. «Dürften wir noch mal die Küche inspizieren?»
    Die alte Frau zog erstaunt eine Augenbraue hoch. «Ein Mann, der gern kocht?»
    «Ja. Ein neues Hobby von mir. Am liebsten orientalisch. Aber wenn ich ein finnisches Rezeptbuch geschenkt bekomme, dann koche ich von mariniertem Elch bis zum überbackenen Rentier einmal alles durch.»
    Amüsiert ging die Frau voran.
    «Seit wann stehst du denn am Herd?», erkundigte sich Petersen leise.
    «Wenn du mich fragst, schon immer. Wenn du Ira fragst, nie. Tatsächlich habe ich aber zu meinem letzten Geburtstag ein Kochbuch von einer Bekannten bekommen und damit schon ein paar Volltreffer gelandet.»
    Die Küche war ziemlich alt, aber perfekt in die Schrägen und Ecken eingepasst und nur durch einen Tresen aus Erlenholz vom Wohnzimmer abgetrennt. Als kurz die Sonne hinter den Wolken durchbrach, schien die gesamte Wohnung lichtdurchflutet. Erst jetzt bemerkte Petersen, dass eine Seite des Raumes von oben bis unten verglast war. So etwas hatte sie schon immer gesucht.
    Begeistert drehte sie sich zu der Frau um: «Diese Wohnung ist ein Traum. Aber wo ist der Haken? So etwas geht doch sonst nur unter der Hand weg.»
    «Mir muss der neue Mieter oder die neue Mieterin gefallen», antwortete die Frau direkt. «So ist es seit Jahren mit dem Eigentümer vereinbart.»
    Steenhoff sprang Petersen bei: «Ich nehme an, Sie sind nicht mit Sonntagsbraten oder …», er suchte in seinem Gedächtnis nach

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