Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
Aber sie konnte nicht aufhören. Ihre Welt war untergegangen, ihre Hormone spielten verrückt, und es gab kein Entkommen.
»Es wird schon wieder in Ordnung kommen. Alles wird wieder gut werden. Du bist übermüdet, und du brauchst Schlaf.« Seine Finger begannen ihren Nacken zu massieren und gruben sich dann in ihr Haar, um ihre Kopfhaut zu massieren, mit zielsicheren kreisförmigen Bewegungen.
»Ich will nicht ins Haus gehen, Jack. Ich kann nicht in dieses Zimmer gehen.« Wie konnte sie es ihm begreiflich machen? Im Freien halfen der Wind und der Wald zumindest, seinen Geruch zu vertreiben, und das gab ihr Raum zum Atmen. Drinnen würde sie von ihrem Verlangen verzehrt werden.
Jack hatte noch nie eine weinende Frau in seinen Armen gehalten. Er stand still da und hielt sie einfach nur fest, während heftiges Schluchzen ihren Körper beben ließ. Er rieb sein Kinn an ihrem Kopf. Zarte Haarsträhnen verfingen sich in den Stoppeln auf seinem Kinn. Er versuchte nicht, der Flut von Tränen Einhalt zu gebieten – sie hatte genug Grund zu weinen –, sondern legte ganz einfach einen Arm unter ihre Knie, hob sie hoch und schmiegte sie an sich.
»In Ordnung. Wir bleiben hier draußen. Ganz ruhig, Briony, du wirst sonst noch krank werden.« Sie war so leicht, dass Jack einfach mit Briony auf seinen Armen einen Satz machte und wieder auf der Veranda seines Hauses landete. Er setzte sich mit ihr auf den Schaukelstuhl, den er selbst gezimmert hatte. Sie passten bequem hinein,
und er schaukelte behutsam, rieb mit seinem Kinn ihr Haar und massierte mit den Händen sanft ihren Nacken.
Er hätte sich wie ein verdammter Idiot vorkommen sollen, tat es aber nicht. Sie fühlte sich genau richtig in seinen Armen an. Er saß mitten in der Nacht auf der Veranda, schaukelte auf seinem Schaukelstuhl, beobachtete, wie die Bäume sich wiegten, und lauschte den nächtlichen Geräuschen des Waldes. Briony weinte leise, und ihre Tränen durchnässten sein Hemd, während sie darum rang, ihre Selbstbeherrschung wiederzuerlangen.
»Es ist seltsam mit dir«, sagte er. »Wenn ich mit dir zusammen bin, fühle ich mich wie ein ganz gewöhnlicher Mann. Alles andere fällt von mir ab, und ich kann sehen, wie schön die Dinge um mich herum wirklich sind. Ich habe schon Hunderte von Malen auf dieser Veranda gesessen, und die Nacht hat nie so ausgesehen wie heute. Ich habe in den Wald hinausgestarrt, und ich habe eine Million Orte gesehen, an denen man sich verstecken kann, einen Hinterhalt legen kann, Nahrung finden kann. Ich habe nicht gesehen, wie silbern das Laub im Mondschein wirkt oder dass die Bäume zu tanzen und ihre Äste zu den Sternen zu strecken scheinen. Was meinst du, woran das liegt?«
Briony schluckte schwer und wandte ihm ihr tränennasses Gesicht zu; ihre schimmernden dunklen Augen sahen ihm forschend ins Gesicht.
Jack wischte ihr mit seinen Fingerspitzen die Tränen von den Wangen, mit zarten, beinah ehrfürchtigen Händen. »Es ist wahr, Briony. Ich sehe die Welt anders, wenn du in meiner Nähe bist.«
»Tu das nicht, Jack. Ich bin sehr anfällig für dich, und im Moment bin ich schwanger, und daher ist es wahrscheinlich
noch schlimmer. Sag nicht solche Dinge zu mir.« Briony versuchte den Blick von ihm abzuwenden, doch er hielt ihr Kinn fest.
»Ich will dich hier haben«, gab er barsch zu.
»Aber du hast doch gesagt …«
»Ich weiß, was ich gesagt habe. Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wir haben später noch jede Menge Zeit, das alles zu klären. Ich kann deine Kopfschmerzen fühlen, und durch dein Weinen wird es nicht besser. Lausche einfach nur der Nacht, entspanne dich und schlaf ein. Einer der Gründe, warum wir uns entschlossen haben, hier oben zu bauen, ist die Stille. Der Frieden.«
Briony schloss die Augen und machte es sich auf seinem Schoß bequemer. Sie weinte grundsätzlich nicht in Gegenwart anderer Menschen, und es war ihr peinlich, dass sie immer noch schniefte. Er hielt sie in seinen Armen, als sei sie ihm wichtig, und sie wusste nicht, ob das alles besser oder nur noch schlimmer machte.
»Gleich dort drüben, durch die Bäume und einen kleinen Hang hinunter, ist meine Werkstatt. Ich dachte, dort könnte ich anbauen, damit du einen Ort hast, an dem du deine Sachen aus Buntglas herstellen kannst.«
»Ich habe mein Skizzenbuch nicht mitgebracht.«
»Ich werde dir ein neues besorgen. Du wirst reichlich Zeit zum Zeichnen haben.«
Brionys Wimpern hoben sich. Er schaute auf sie hinunter, und in seinen
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