Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
sein Geruch sie schier um den Verstand brachte?
Sie seufzte, schleuderte die Decke von sich und tappte barfuß zum Fenster, um es aufzuschieben und sich hinauszubeugen, damit sie die Nachtluft einatmen konnte und hoffentlich wieder einen klaren Kopf bekam. Die Luft war viel kühler, als sie es gewohnt war, doch sie war eine Wohltat für ihre glühend heiße Haut. Briony setzte sich auf die Fensterbank und beobachtete die Bäume, die sich im Wind wiegten, während sie den Tränen, die ihr über das Gesicht strömten, keinerlei Beachtung schenkte. Sie war in der letzten Zeit so rührselig, dass es das Beste gewesen wäre, wenn jemand sie von ihrem Elend erlöst hätte. Sie blinzelte, bis sie die Landschaft wieder klar erkennen konnte. Die Äste schwankten und bogen sich, und das Laub glitzerte silbern im Mondschein. Während sie still dasaß, sah sie, wie Rotwild dicht ans Haus kam, und wesentlich weiter weg waren größere Tiere aufgetaucht, fast so groß wie Pferde.
Da ihre Neugier erwacht war, stieg Briony aus dem Fenster, tappte barfuß über die Veranda ans Geländer und beugte sich hinaus, um die Tiere besser sehen zu können. Sie wagte es nicht, über das Grundstück zu schlendern, solange sie nicht wusste, wo sie Alarm auslösen oder in Fallen gehen könnte, doch sie war fasziniert von den großen Tieren, die auf Nahrungssuche so dicht am Haus durch den Wald streiften. Sie hatte noch nie einen Elch in freier Natur gesehen und war ziemlich sicher, dass sie es mit
einer ganzen Herde von Elchen zu tun hatte. Zum ersten Mal seit einer Zeit, die ihr wie Wochen vorkam, konnte sie wieder frei durchatmen, statt in einem chaotischen Strudel von Gefühlen zu versinken. Die Nachtluft draußen war frei von Jacks Geruch und von Erinnerungen daran, wie empfänglich sie für ihn war.
Mit einer Hand an ihrer Kehle lief sie leise über die Veranda, die sich um das ganze Haus zog, hielt Schritt mit der Herde und folgte ihr um das große Haus herum, denn sie war wild entschlossen, an etwas anderes als an Jack zu denken, an etwas anderes als die Situation, in der sie sich befand. Die überdachte Veranda war breit, und das Geländer war so hoch, dass sie sich, wenn sie sich an einem der Stützpfeiler festhielt, mit Sicherheit abstoßen und aufs Dach springen konnte, um einen noch besseren Ausblick zu haben, ohne jemanden zu stören. Als sie auf das Geländer stieg, behielt sie die riesigen Tiere im Auge, weil sie befürchtete, sie könnten sich tiefer in den Wald zurückziehen, bevor sie die Tiere besser sehen konnte.
Sie schlang ihren Arm um den Pfeiler und schätzte die Entfernung zum Dach. Für jemanden, der so wie sie weiterentwickelt worden war, war es nicht weit, aber sie würde sich raus- und hochschwingen müssen, um über den Dachvorsprung zu gelangen. Sie sprang und bekam die Dachkante zu fassen.
Zwei Hände gruben sich in ihre Taille, zerrten sie wieder nach unten und zogen sie eng an einen sehr harten Körper. Jacks Augen funkelten wie zwei Diamanten und durchbohrten sie wütend. »Was zum Teufel hast du vor?«
Der Mann bestand wohl aus Eisen; er war vollkommen unnachgiebig, und dort, wo sie kalt war, war er heiß – seine Haut strahlte die Hitze ab. Ihr Herz hämmerte augenblicklich
auf Hochtouren. Noch schlimmer waren andere körperliche Reaktionen – ihre Brüste fühlten sich straff an und schmerzten, und ihr Schoß zog sich zusammen. Sie schmeckte ihn in ihrem Mund und fühlte ihn in ihrem Körper. Lebhafte Erinnerungen regten sich. Einfach so. Mit simplen Mitteln konnte er sie auf nichts weiter als glühendes Verlangen reduzieren. Da sie unbedingt ihrer eigenen Reaktion auf seinen Geruch entkommen wollte, wehrte sich Briony, um sich von ihm zu lösen, aber nicht einmal mit all ihrer Kraft konnte sie etwas gegen ihn ausrichten.
»Ich wollte die Elche sehen. Ich glaube zumindest, dass es Elche waren. Dir habe ich zu verdanken, dass ich sie nicht genauer sehen konnte. Lass mich los, Jack.« Er war der letzte Mensch auf Erden, den sie in dem Moment sehen wollte. Sie musste dringend allein sein. Und sie würde auch nicht in seinem Zimmer schlafen und schon gar nicht in seinem Bett, wo sein Geruch überall hing. Sie war so frustriert, dass sie am liebsten geweint hätte. Und sie wollte auf jemanden einschlagen. Die Situation war absolut untragbar. Sie war nicht stark genug, um in seiner Nähe zu sein und ihn nicht zu begehren. Und warum berührte er sie ständig?
»Jedem, der um mein Haus herumschleicht, droht
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