Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
stöhnte, streckte
sich wieder neben ihr aus und drehte sich auf die Seite, um sich auf einen Ellbogen zu stützen. »Ich würde entweder die Mädchen in Kleiderschränke sperren oder mein Leben damit verbringen, hoffnungsvolle geile Teenager abzuknallen.«
»Hoffnungsvolle geile Teenager?«, wiederholte sie entsetzt.
»Wir müssten Hauslehrer für die Mädchen finden und einen dreieinhalb Meter hohen elektrischen Stacheldrahtzaun mitsamt einer Alarmanlage aufstellen.«
»Lass mich das gerade mal klarstellen. Wenn wir Jungen bekommen, dürfen sie unbändige Freiheit genießen, aber unsere Töchter werden für alle Zeiten in Kleiderschränken und hinter Zäunen eingesperrt.«
»So ungefähr«, stimmte Jack ihr zu. »Ken und ich können mit Jungen umgehen, Briony, aber nicht mit Mädchen. Das solltest du dir gut merken, wenn du diese Babys bekommst.«
Sie tätschelte seine Hand. »Es ist mir verhasst, diejenige zu sein, die dir die schlechte Nachricht überbringt, aber über das Geschlecht des Babys bestimmt der Mann, und daher ist, falls wir ein Mädchen haben, alles deine Schuld.«
Die Berührung ihrer Hand, die leicht und spielerisch über seine strich, ließ die Luft aus seiner Lunge entweichen. Er blickte starr zur Decke auf und fragte sich, wieso er das Glück hatte, sie in seinem Haus zu haben, in seinem Bett, sie im Dunkeln neben sich liegen zu haben und von ihr geneckt zu werden. Es erschien ihm nicht möglich. Sein Leben war von ihm selbst gewählt, und er hatte keine Klagen. Er war Stille gewohnt. Das Alleinsein. Es gab Tage, an denen er kein Wort mit einem anderen Menschen redete, und Wochen, in denen er sich mit keinem anderen
als Ken unterhielt. Er hatte sich immer als einen Einzelgänger angesehen – das war für alle die sicherste Lösung –, aber als Briony jetzt neben ihm lag, er ihren Körper warm und weich an seinem fühlte und ihr Geruch seine Sinne verwirrte, verspürte er ein seltsames Gefühl von Frieden.
»Es ist ganz seltsam.« Er sprach die Worte laut aus und wusste nicht, warum er ihr dieses Geständnis ablegte, wollte aber, dass sie wusste, was in ihm vorging. »Ich habe mich nie wirklich in Gegenwart eines anderen Menschen entspannt, jedenfalls nicht genug, um einschlafen zu können. Sogar draußen im Einsatz muss ich von allen anderen abrücken, weil ich andernfalls kein Auge zutue – aber bei dir bin ich entspannt. Als wir im Kongo zusammen waren, dachte ich anfangs, es läge an meiner Erschöpfung, und dann dachte ich, es läge am Sex, aber es liegt an dir.« Er presste ihre Hand auf sein Herz. »Es liegt ganz einfach an dir.«
Es würde ihn in Stücke reißen, wenn sie versuchte fortzugehen, und dazu würde es kommen, vielleicht nicht gleich und auch nicht unbedingt in einem Monat, aber früher oder später würde es für sie notwendig werden, sich gegen seine tyrannische Art aufzulehnen. Sie würde kein Verständnis für die Dämonen haben, von denen er getrieben wurde. Herrgott noch mal, er konnte seine Dämonen selbst nicht verstehen! Wieso also sollte er von ihr in diesem Punkt Verständnis erwarten?
»Ich dachte, ich könnte mich bei dir entspannen, weil du mich gegen Gefühle abschirmst, aber auch das ist nicht der Grund.« Sie drehte sich zu ihm um, und ihre Finger glitten über sein Gesicht, als könnte sie in seinen Zügen lesen. »Du glaubst doch nicht, auch das könnte Whitney getan haben, oder?«
»Nein.« Seine Stimme wurde grimmig. »Whitney will es
niemandem leichtmachen, Briony. Er hätte dir einen Anker zur Seite stellen können, aber er hat dich vorsätzlich in einer Familie untergebracht, mit der du dich Tag für Tag in die Öffentlichkeit begeben musstest. Du warst gezwungen , mit anderen Menschen auszukommen. Das hat er absichtlich getan, um seiner kleinen Experimente willen. Er wollte wissen, wie widerstandsfähig du bist. Ob du eine Möglichkeit finden würdest, den Schmerz zu bezwingen. Und die Schwierigkeiten zu bewältigen, die das Leben in einer normalen Familie mit sich bringen würde. Dieser Dreckskerl hat gewusst, dass du an jedem einzelnen Tag deines Lebens leiden würdest. Und es war anzunehmen, dass dich deine Familie eines Tages verstoßen würde. Auch das war ihm klar.«
»Anfangs hielten sie mich für autistisch. Wenn Mom mich in die Arme genommen hat, habe ich alles gefühlt, was sie gefühlt hat, und gewusst, was sie gedacht hat, und es war furchtbar schmerzhaft. Oft habe ich mich zusammengerollt wie ein Igel und mich unter meinem
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