Schattenschwestern - Feehan, C: Schattenschwestern - Conspiracy Game
nachließ. Vor ihren Augen begann bereits alles zu verschwimmen.
Ron hielt ihr eine Hand hin. »Komm schon. Du weißt doch, dass sie dich nicht unbeaufsichtigt durch die Gegend laufen lassen, wenn du so wertvoll für sie bist.«
Briony strich sich ihr Haar zurück, das ihr der Regen ins Gesicht geklatscht hatte, und rieb sich die Augen in der Hoffnung, sie würde dann wieder klarer sehen können.
»Das stimmt. Ich bin wertvoll. Das Baby ist wertvoll. Das bedeutet vermutlich, dass ihr nicht auf mich schießen könnt.«
»Ich könnte dir eine Kugel ins Bein schießen«, sagte Luther warnend, »und nach der Nummer, die du mit der Spritze abgezogen hast, würde es mir sogar Spaß machen. Setz deinen Arsch in Bewegung und komm her. Auf der Stelle.«
Briony schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass ich das tun werde. Komm her und hol mich.«
»Niemand will dir wehtun«, sagte Ron. »Lass es uns hinter uns bringen. Steig in den Wagen, und wir klären das alles.«
Luther zog eine Waffe und richtete sie auf ein Ziel hinter Brionys Rücken. »Dein Bruder ist auf dem Weg hierher, und mir macht es nicht das Geringste aus, ihn zu erschießen. Steig in den Wagen. Und zwar jetzt.«
Briony drehte den Kopf um und sah Tyrel, der durch den Regenguss zu ihr eilte. Sie musste sofort handeln und tat es, denn für alles andere reichte die Zeit nicht mehr. Sie überschlug sich in der Luft und riss Ron die Beine unter dem Körper weg. Als er zu Boden ging, sprang sie wieder auf und stampfte fest auf sein Handgelenk, drehte sich und trat ihm gegen das Knie, weil sie hoffte, ihn damit außer Gefecht zu setzen.
Rons Waffe flog im hohen Bogen davon, und Briony tauchte mit einem zweiten Salto danach. Es gelang ihr, sie aufzuheben und auf ihren Bruder zuzulaufen. »Fang!« Sie warf ihm die Waffe zu. Mit den unglaublichen Reflexen, durch die sich die Flying Five auszeichneten, griff Tyrel die Waffe aus der Luft und stieß seine Schwester hinter sich, während sie rückwärts auf ihren eigenen Wohnwagen zugingen.
»Wir dürfen nicht in eine Falle gehen, Tyrel«, warnte sie ihn.
Luther schleifte Ron in den Schutz der Büsche und gab einen Warnschuss ab, der Laub über sie sprühen ließ. »Übergib sie uns einfach, und niemand wird verletzt«, rief er.
»Haben sie Tony wirklich getötet?« Die Gewalttätigkeit, die von allen Seiten um sie herum zusammenströmte, sandte heftige Beben durch Brionys Körper.
Tyrel stieß sie mit einem Arm hinter sich, während sie ihren Rückzug fortsetzten.
»Jemand hat ihn bewusstlos geschlagen und ihn den Tigern vorgeworfen«, antwortete ihr Bruder grimmig.
»Diese verfluchten Kerle. Ich habe ihnen gesagt, Tony sei der Vater meines Babys. Das hätte ich nicht tun dürfen, Tyrel. Ich hätte überhaupt nichts sagen dürfen.« Sie trug die unmittelbare Verantwortung für Tonys Tod, und sie war ziemlich sicher, dass auch die Ermordung ihrer Eltern etwas mit ihr zu tun gehabt hatte. »Vielleicht sollte ich mit ihnen gehen. Wenn ich bei euch bleibe, werden sie versuchen, euch zu töten – dich, Seth, Ruben und Jebediah.«
»Reiß dich zusammen«, fauchte Tyrel. »Glaubst du etwa auch nur einen Moment lang, wir würden zulassen, dass sie dich mitnehmen? Sieh zu, dass du so weit wie möglich von hier wegkommst. Dir ist jetzt schon übel. Noch eine Minute, und du kippst um, Bri, und ich kann mich nicht um dich kümmern und dir gleichzeitig die beiden vom Leib halten.«
Briony lief rückwärts, bis sie gegen den Wohnwagen stieß. Sie würde nicht zulassen, dass ihre Unzulänglichkeit Tyrels Sicherheit gefährdete. Sie holte tief Atem, stieß ihn wieder aus und ignorierte die Glasscherben, die sich in
ihren Schädel zu bohren schienen. Sie liebte Tyrel, und Luther konnte von ihr aus zur Hölle fahren, wenn er sich darauf verließ, dass sie unter Druck zusammenbrach.
»Ich gehe über das Dach, Tyrel, und sehe zu, wie ich von hinten an sie herankomme.«
Er warf ihr einen wütenden Blick zu, doch sie sah auch seinen Beschützerinstinkt. Er konnte den Schweiß auf ihrem Körper erkennen, den Tribut, den die Gewalttätigkeit ihr jetzt schon abverlangte. Schmerz durchzuckte Briony, doch gleichzeitig beschämte sie der Gedanke, dass ihre Brüder sie trotz all ihrer speziellen Gaben und ihrer außerordentlichen Fähigkeiten beschützen mussten, weil sie unfähig war, ihre Schnelligkeit, ihre Wendigkeit und ihre Treffsicherheit zu nutzen.
»Nein, das wirst du eben nicht tun. Diese Leute gehen aufs Ganze.
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