Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen
der Wasserrinnsale auf seiner Haut - seiner eindeutig grauen Haut. »Sogar dein Leuchten ist hier kein Sonnenlicht, sondern eher Sternenglanz.«
Sam lachte verlegen auf und tauchte schon im nächsten Moment unter. Das hatte tatsächlich etwas zu schwärmerisch geklungen, aber ich sah gar nicht ein, es wieder zurückzunehmen. »Das war eine gute Beschreibung«, klärte ich ihn deshalb auch auf, sobald er wieder aufgetaucht war.
Sam trat auf der Stelle und wischte sich das Salzwasser aus den Augen, immer noch grinsend. »Das will ich dir ja auch gar nicht absprechen. Ich meine nur: Sternenglanz? So was Poetisches passt doch gar nicht zu mir.«
»Typisch Junge«, schmollte ich gespielt.
»Eigentlich hast du recht: Sternenglanz trifft es wirklich gut.« Nachdenklich zog Sam die Stirn kraus. »Eine Sonne leuchtet aus sich selbst heraus, während ein Stern das Licht eines anderen reflektiert. Vielleicht bist du ja meine Sonne.«
Bei Sam klang das so leicht dahingesagt, trotzdem schoss mir augenblicklich das Blut in die Wangen. Mit zwei kräftigen Zügen umrundete er mich, und ich war mir nicht sicher, ob ich seine Berührung entlang meines Körpers spürte, oder ob es nur das bewegte Wasser war. Dann zog er mich auf seine Brust und wir ließen uns gemeinsam treiben. Seine Finger wanderten über meinen Rücken, spielten mit den Bändern meines Bikinioberteils, bis er sie gelöst hatte. Der Stoff verrutschte und einen Atemzug später hielt er ihn in der Hand. Unsicher presste ich mich enger an ihn, obwohl sein Vorstoß sich keineswegs falsch anfühlte. Es war aufregend und schön zugleich, ihm auf diese Art nah zu sein. Zu spüren, wie sich meine pure Haut mit seiner verband. Zwischen uns breitete sich eine Hitze aus, die selbst das Meereswasser, das sich einen Weg zwischen uns bahnte, nicht mindern konnte.
Ich suchte nach Sams salzigen Lippen, doch bevor ich ihn küssen konnte, berührte er mich auf diese ganz körperlose Art. Nur dass die Wirkung bei mir sehr körperlich ausfiel. Es sollte mir gefallen, auf eine erregende Weise, und das tat es auch. Ich keuchte auf, plötzlich erfüllt von einem ungeahnten Hunger, der keinen Platz für eine andere Empfindung ließ. Ich wollte Sam. Jetzt. Ungeachtet der Tiefe unter uns, schlang ich meine Beine um ihn, dem unbändigen Verlangen folgend, mit ihm zu verschmelzen. Meine Nägel gruben sich in seine Haut, als könnte ich damit den Druck überwinden, den seine Berührung in mir ausgelöst hatte, während meine Lippen so hart auf seine schlugen, dass ich etwas Bitteres zu schmecken glaubte. Aber das war mir egal. Ich wollte ihn so sehr, dass nichts anderes mehr als dieses Bedürfnis in mir existierte.
Endlich gab Sam meinem Drängen nach und seine Finger glitten unter meinen Bikinislip, um mich von ihm zu befreien. Zärtlich und für meinen Geschmack viel zu vorsichtig. Ich wollte mehr. Voller Ungeduld zerrte ich an seiner Shorts, bis der Stoff mit einem Reißen nachgab und Sam überrascht aufkeuchte. In diesem Moment setzte mein Verstand wieder ein, und die Wirkung von Sams übernatürlicher Berührung war mit einem Schlag vergessen. Das bin doch nicht ich, schoss es mir durch den Kopf, dieses vor Lust fast unzurechnungs - fähige Mädchen, das sich derart unbeherrscht aufführt. So energisch, wie ich Sam eben noch an mich gerissen hatte, befreite ich mich nun aus seiner Umarmung. Seinen verwirrten Gesichtsausdruck konnte ich kaum ertragen.
»Lass uns ins flachere Gewässer wechseln, dahin, wo es wärmer ist. Ich friere.« Zum Beweis zeigte ich ihm die Gänsehaut auf meinem Unterarm. Dass ich über mein eigenes Verhalten entsetzt war, konnte ich in diesem Moment einfach nicht zugeben.
Sam nickte und begann mit langsamen Zügen loszuschwimmen, sodass ich ihm folgen konnte. Aber doch schnell genug, dass es mir nicht gelang, ihn einzuholen. Jedes Mal, wenn sein Rücken unters Wasser tauchte, sah es aus, als würden die Schwingen sich gleich ausbreiten. Der Anblick wäre mehr als faszinierend gewesen, wenn da nicht die roten Striemen aufgeleuchtet hätten, die von meiner so plötzlich aufgeflammten Leidenschaft erzählten.
Ich holte Sam im flachen Wasser ein, wo er sich so weit treiben ließ, bis er auf dem sandigen Grund auflag und die auslaufenden Wellen sich an seinem aufgerichteten Rücken brachen. Er hatte sich auf die Ellbogen gestützt und spielte mit einer Muschel. Einen Moment studierte ich das schmal zulaufende Gehäuse. Solche Muscheln gab es bei uns am Strand
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