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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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gewechselt bist.«
    »Genau deshalb will ich ja dahin. Es klingt spaßig. Und warum sollte Sam etwas dürfen und ich nicht? Welche Augenfarbe? Sag’s mir, bitte, bitte.«
    Ich sah Shirin an, die zwar etwas genervt blickte, aber nicht so, als wäre es verkehrt, dem Jungen seine Augenfarbe zu nennen. »Grau mit sommergrünen Sprenkeln.«
    »Das ist alles?«
    Unschlüssig hob ich die Hände hoch. »Vielleicht ein Baum? Könnte eine Birke sein, deren Rinde ist genauso silbergrau wie deine Iris.«
    Ranuken sah begeistert aus. »Gibt es hier in der Nähe Birken?«
    »Wir schauen später mal nach«, mischte Sam sich ein. »Aber jetzt gibst du bitte Ruhe. Ich muss Mila zurückbringen, sobald es dunkel wird, und wir wollen noch ein wenig beisammensitzen. Ganz normal und gesittet.«
    Wir setzten uns in der Nähe des Feuers auf Steinquader, über die Sam eine bestickte Decke ausgebreitet hatte, und Shirin holte aus ihrem Beutel einen Trinkschlauch und ein Tuch, in das gelbliche Wurzeln eingeschlagen waren. Sie spießte die Wurzel auf einen Stock und röstete sie im Feuer. Nach kurzem Zögern taten wir es ihr nach.
    »Gefällt mir, dass du etwas aus diesem alten Steinhaufen machen willst«, sagte Ranuken, der seinen Stock so tief über die Glut hielt, dass er in Flammen aufzugehen drohte. »Ich weiß zwar nicht, wofür es gut sein soll, aber ein wenig Abwechslung schadet auf jeden Fall nicht. Falls du Hilfe brauchst …«
    Mit einem Grinsen nahm Sam das Angebot an. »Du stammst nicht zufällig aus einer Glasbläserfamilie? Nein, wäre ja auch zu schön gewesen, wir brauchen nämlich Fensterglas.«
    Nachdenklich schnupperte Shirin an ihrer gerösteten Wurzel. »Es ist Ewigkeiten her, dass ich das letzte Mal etwas gegessen habe.« Sie stieß ein Lachen aus. »Aber warum nicht.« Dann biss sie beherzt ein Stück ab.
    Die Wurzeln schmeckten bitter, aber trotzdem gut. Vor allem zusammen mit dem Met, der in dem Trinkschlauch drin war. Vom Meer her frischte der Wind auf und die Dämmerung brach langsam herein. Die Tage waren zwar immer noch lang, aber in weniger als einer Stunde würde es dunkel sein. Sam schien dasselbe zu denken, denn er warf seinen Stock ins Feuer und machte Anstalten aufzustehen. Shirin hielt ihn zurück.
    »Warte, ich habe noch ein Geschenk für dich. Lorson hat es heute fertiggestellt.« Sie reichte Sam den Beutel und er brachte einen Gegenstand zu Tage, der aussah wie ein sehr breites Lederarmband. »Eine Armschiene«, erklärte Shirin. »Wenn du sie trägst, brauchst du dir ums Wechseln keine Gedanken mehr zu machen. Das ist doch sehr viel besser als diese Stofffetzen, die du dir ansonsten umwickelst. Die könnten eines Tages verrutschen und wer weiß, was dann passiert. Vor allem, wenn du Mila mit dabeihast.«
    Sams Augen leuchteten vor Dankbarkeit auf, aber er sagte nichts. Stattdessen legte er die Schiene um und ich half ihm, die Bänder festzuziehen und zu verknoten.
    »Du solltest die Schiene einfach dranlassen, mit der linken Hand schaffst du das nicht allein.« Unwillkürlich betrachtete ich Sams versehrte Finger. »Außerdem sieht diese Schiene um den Unterarm ziemlich gut aus, das hat was.«
    »Na dann«, sagte Sam. »Sollen wir beiden jetzt ausprobieren, ob sie auch funktioniert?«

25
    Ende einer Freundschaft
    Wir tauchten ein Stück entfernt von dem Segelboot meiner Familie auf. Kaum hatten wir die Wasserfläche in der Sphäre durchbrochen, zog Sam mich hinab in die kalte Strömung, sodass wir die Welt wie zwei ganz gewöhnliche Schwimmer betraten, die gerade auftauchten. Der unauffälligste Wiedereintritt, der möglich war. Falls uns in der hereinbrechenden Dunkelheit jemand beobachtet haben sollte, kratzte er sich wahrscheinlich am Kopf und fragte sich, warum er uns erst jetzt bemerkt hatte.
    Klitschnass kletterten wir zurück an Deck und als Erstes rutschte ich auf den Holzplanken aus und landete auf meinem Hintern. Sogleich packte Sam mich unter den Achseln und zog mich hoch.
    »Ist dir was passiert?«
    Ich musste kichern, weil er so besorgt klang, während ich mich einfach nur albern fühlte. »Dieser blöde Met«, erklärte ich meine gute Laune.
    »Der hat doch gar keinen Alkohol enthalten.« Zu meiner Erheiterung klang Sam noch besorgter.
    »Das sagst du.« Meine Finger zupften an dem nassen Stoff seines T-Shirts, das wie eine zweite Haut an seinem Oberkörper klebte. »Vielleicht wirkt der Alkohol bei dir nur nicht mehr. Schließlich muss man für die Ewigkeit auch einen kleinen Preis

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