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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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wird dein Auftritt mehr Eindruck auf sie machen, als wenn sie dich schon vorher in Augenschein nehmen könnten.«
    Verständnislos blickte ich Kastor an. »Von wegen Idee! Ich renne Furchen in den Boden, weil mich die Vorstellung komplett nervös macht, gleich vor lauter Fremden für meine Freiheit eintreten zu müssen. Lauter Fremden, die mir nicht wohlgesonnen sind, plus ein ziemlich aufgebrachter Asami. Lieber tauche ich erst im letzten Moment auf, um dann ganz schnell zu sagen, was zu sagen ist. Ich bin weder ein Held, noch habe ich einen Masterplan in der Hinterhand, falls sich keiner auf mein Gerede einlassen will. So gesehen bin ich wohl eher ein Trottel.«
    Kastor zog eine schwarze Augenbraue hoch, als wolle er sagen: Blödsinn. Dann legte er im selben Augenblick wie ich den Kopf in den Nacken. Ohne dass durch die Baumkronen etwas zu erkennen gewesen wäre, spürten wir beide das Herannahen anderer Schattenschwingen.
    »Hast du darüber nachgedacht, deine Mila mit zu dieser Versammlung zu nehmen? Ihre Anwesenheit hätte deine Entschlossenheit unterstrichen und sie hätte einige von uns sicherlich beeindruckt.«
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst.« Ich traute meinen Ohren nicht. »Mal davon abgesehen, dass ich Mila ganz bestimmt nie einer solchen Gefahr aussetzen würde, habe ich nicht vor, gleich allen auf die Füße zu steigen. Schließlich will ich bloß den Freifahrtschein, weiterhin mit der Menschenwelt Kontakt halten zu können, ohne dass mir die Wächter sofort den Krieg erklären.«
    »Mit einem wie Asami kommst du nur zurecht, wenn du dich gegen ihn durchsetzt. Die meisten Schattenschwingen werden sich seiner Entscheidung unterordnen. Deshalb musst du versuchen, ihm deine Überlegenheit zu beweisen. Er wird heute Nacht alles daransetzen, dich endgültig an seine Leine legen. Bestimmt ist er schon gereizt, weil du ihm mit der Versammlung zuvorgekommen bist und dein Ruf so viele von uns erreicht hat. Demonstrationen von Stärke fordern ihn unausweichlich heraus.« Kastor klang so abgeklärt, als würde er mir das Einmaleins erläutern.
    »Ich habe ganz bestimmt nicht vor, diese Versammlung in ein Kräftemessen mit Asami ausufern zu lassen, bei dem ich übrigens nur verlieren kann. Es geht einzig und allein darum, diejenigen zu beruhigen, die sich durch mich gefährdet fühlen. Wenn mir das bei Asami schon nicht gelingt, dann vielleicht zumindest bei den anderen.« Nun, das war so nicht ganz richtig. Ich würde mich Asami stellen - aber, wenn es sich vermeiden ließe, nicht während der Versammlung, sondern, wenn ich wenigstens ansatzweise begriffen hatte, was Shirin mit der Art, wie Schattenschwingen kämpften, gemeint hatte. Im Augenblick fühlte sich für mich die Vorstellung, gegen eine erfahrene Schattenschwinge wie Asami antreten zu müssen, nach einem Kampf von David gegen Goliath an - nur, dass David nicht einmal wusste, wie man mit einer Steinschleuder umging.
    Kastor schwieg und ich war schon kurz davor, weiter auf ihn einzureden, um zumindest meinen inneren Druck abbauen zu können, als er plötzlich sagte: »Du wirst dich vor deiner Verantwortung Mila gegenüber nicht drücken können. Es ist deine Entscheidung gewesen, sie in die Geheimnisse der Sphäre einzuweihen. Wenn Asami sich heute durchsetzt, wirst du sie nicht wiedersehen. Sie wird keine von uns Schattenschwingen wiedersehen, wenn er dich diszipliniert hat. Denn dann wird es keiner mehr wagen, in die Menschenwelt zu wechseln. Wie sollte sie damit leben, wenn du plötzlich für immer verschwunden bist? Du musst alles versuchen, um das zu verhindern.«
    »Vielen Dank für den Tipp.« In meine Stimme hatte sich ein verärgerter Unterton geschlichen, denn mir war klar, dass Kastor die Wahrheit sagte - auch wenn ich sie nur äußerst ungern hörte. Bei dieser Versammlung würde es um mehr gehen als um meinen Wunsch, weiterhin zu wechseln. Es stand nichts weniger auf dem Spiel als die Frage, ob ich mein Leben weiterhin so leben durfte, wie ich es wollte … oder wie Asami es für richtig hielt. Leise fluchte ich vor mich hin.
    Kastor machte sich nicht die Mühe, mich zu beruhigen. Es hätte wohl auch nichts gebracht. Jahrhunderte des Stillstands - und ich wirbelte innerhalb von ein paar Tagen alles durcheinander und glaubte, mich mit ein bisschen Gerede heil aus der Affäre ziehen zu können. Ich war ein Idiot gewesen zu glauben, wenn ich es nur richtig anstellte, würde wieder Ruhe herrschen. Ein paar Worte und die Versicherung, dass

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