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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Schmunzeln auf den Lippen in die Flammen stieg, die sich perfekt in seiner Iris spiegelten, und in der Glut versank. Kein Peng, keine spritzenden Funken, keine fliegende Asche. Es sah aus wie ein Zaubertrick, der auf einer Bühne vorgeführt wurde. Der Teufel verschwindet im Feuer und zurück bleibt nicht mehr als Rauch. Nur, dass Kastor nicht durch eine Falltür im Boden verschwand, sondern in eine andere Dimension … Ich konnte nicht anders als dazustehen und zu staunen. Wie mein wissenschaftsgläubiger Vater wohl reagiert hätte, wenn er Zeuge geworden wäre, wie ein Junge in den Flammen verschwand? Das stellte ich mir lieber gar nicht vor. Das Gleiche galt für Rufus und Lena, die ebensolche Realisten waren wie mein Vater. Meine Mutter würde es noch am ehesten verkraften, aber selbst sie würde wohl an ihrem Verstand zweifeln, wenn sie Zeugin eines solchen überirdischen Spektakels würde. Nachdenklich kratzte ich mich hinter dem Ohr. Sam würde sich eine überzeugende Ausrede für seine Wiederkehr einfallen lassen müssen.
    Während ich vor mich hingrübelte, begann ich den Sand, den ich aufgeschichtet hatte, auf das Feuer zu werfen. Nur widerwillig ließen sich die Flammen ersticken und das Ganze artete zu einer größeren Plackerei aus, als ich erwartet hatte. Dabei musste ich eigentlich zu meiner Verabredung mit Rufus los, ich war ohnehin schon spät dran. Irgendwie gelang es den roten Zungen immer wieder hervorzukriechen und nach trockenen Halmen und Ästen zu schnappen. Ein paar versuchte ich auszutreten, doch das nahmen mir die Sohlen meiner Flip-Flops übel. Leise fluchend lief ich um die Feuerstelle herum, kurz davor, die Flammenreste mit meinem grünen Pulli zu erschlagen. Ich wollte hier endlich wegkommen und mit Rufus reden, bevor ich Sam traf. Bei dem Gedanken an Sam hielt ich einen Augenblick lang inne, und sofort nutzte eine Flamme ihre Chance und brutzelte einen Ast an. »Wunderbar«, seufzte ich und trat nun doch mit meinen Flip-Flops zu, woraufhin es sogleich nach verbranntem Gummi stank.
    Plötzlich ertönte hinter mir ein erneutes »Plopp« und ich sah, wie Ranuken sich von seiner Birke trennte, als würde er sich aus den Armen einer anhänglichen Geliebten befreien. Kurz schüttelte er sich, dann stürmte er auch schon mit verkniffener Miene auf mich zu.
    »Sam sagt, er kann heute Abend nicht zu dir kommen. Vielleicht morgen. Tu mir den Gefallen und sag ihm, dass ich nicht sein Bote bin, einverstanden? Dafür habe ich schließlich nicht den halben Wald umarmt.«
    Oh, das klang gar nicht gut. »Kannst du ihm von hier aus eine Nachricht von mir senden?«
    »Sehe ich etwa aus wie ein Telefonmast? Nein. Außerdem besteht zwischen Menschenwelt und Sphäre keine Verbindung, tut mir leid. Wenn du deinem geliebten Sam etwas sagen willst, musst du warten, bis er sich zu dir bequemt.«
    Ich dachte einen Moment lang nach. Was Ranuken sagte, gefiel mir ganz und gar nicht. »Hat Sam dir gesagt, warum er mich nicht treffen kann?«
    »Nein, aber er hat gesagt, ich soll meinen Schnabel halten. So was. Der ist schlimmer als Kastor. Mir einfach so in den Kopf zu funken und einen Auftrag zu erteilen, Frechheit.«
    Während Ranuken weiterhin seinem Ärger Luft machte, überschlugen sich meine Gedanken. Was konnte Sam davon abhalten, zu mir zu kommen? Ich brauchte nicht lange, um die Antwort zu finden: Rufus und seine Drohung. Sam hatte so verletzt ausgesehen, als er gegangen war. Was mochte sich bei ihm im Lauf der letzten Nacht an Zweifeln angesammelt haben? Vielleicht wuchs ihm die Situation langsam über den Kopf und er hielt es nun doch für besser, sich von mir fernzuhalten? Nun, ich würde ihn nicht damit alleine lassen, selbst wenn ich Rufus dafür versetzen musste. »Ranuken, kannst du mich eigentlich genau so in die Sphäre mitnehmen, wie Sam es tut?«
    Mitten im Schimpfen hielt Ranuken inne und sah mich plötzlich sehr neugierig an. »Weiß nicht, aber vermutlich schon. Warum?«
    Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. »Was hältst du von einem Tauschhandel: Du nimmst mich mit und dafür darfst du bei deinem nächsten Besuch auf meinem Bike rumfahren, soviel du willst? Nachdem ich dir die Verkehrsregeln erklärt habe, natürlich«, schob ich schnell hinterher.
    »Gebongt.«
    Ehe ich mich versah, hatte Ranuken mich bei den Schultern gepackt, ging rückwärts auf seine Birke zu - und stieß gegen sie, anstatt in ihr zu versinken. Er verdrehte die Augen. »Ach, komm schon, Liebling«, forderte er den

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